Zur Blasmusik legt Christian Schmidt seinen Arm um «Frau Antje» und ihr Brett mit Käsehäppchen, beide schunkeln nebeneinander ein paar Mal im Takt. Für den Bundeslandwirtschaftsminister von der CSU ist es die Premiere auf der Grünen Woche, der weltgrößten Schau der Agrarbranche in Berlin.
Beim traditionellen Eröffnungsrundgang hat er am frühen Freitagmorgen einen zweiten Neuling an seiner Seite. Und auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (
SPD) muss bei der strammen Probier- und Flaniertour durch die Hallen erst warm werden.
«Haben Sie schon gefrühstückt? Ich nicht heute», sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied zum Start um kurz vor 8.00 Uhr am Stand Lettlands, dem diesjährigen Partnerland der Messe. Riesigen Hunger scheinen Herr Schmidt und Herr Müller aber noch nicht zu haben, jedenfalls nähern sie sich eher behutsam den ersten gereichten Spezialitäten: Sie schnuppern an einem Brotlaib, halten gefüllte Gläser, betrachten ein kleines Stück Lachs auf der Gabel. Noch in den ersten Minuten laufen nacheinander zwei Frauen auf den Pulk zu. «Tiere haben Rechte», rufen sie und «Massentierhaltung stoppen». Beide werden abgedrängt.
Dann kommen die nächsten Käsehäppchen, ein Biss in einen Apfel, ein Glas naturtrüber Saft. «Ich möchte wissen, wie es schmeckt. Aber ich trinke es nicht aus», sagt Müller bei einem Glas Weißwein im Tiroler Messebezirk. Da ist es schon ein paar Probierstationen her, das ihm ganz am Anfang ein kleiner Lapsus passiert ist. Aus Versehen spricht er von «unserem Partnerland Litauen» und der «Grünen Messe», was er aber sofort bemerkt und ordnungsgemäß in «Grüne Woche» korrigiert.
Schmidt hat sich und Müller sicherheitshalber gleich zu «Beginnern» in Sachen Messerundgang erklärt. Von Etappe zu Etappe kommen beide aber offensichtlich auf den Geschmack. Mit dem ersten Bier prosten sie sich am Stand Tschechiens zu, es ist kurz vor 9.00 Uhr. Nicht überall geht es ums Essen und Trinken. Am Stand der Schweiz gilt es, kunstfertig eine große rote Fahne mit weißem Kreuz zu schwenken. Müller macht das mutig gleich mehrmals, Schmidt verzichtet. Er lässt lieber Rukwied und EU-Agrarkommissar Phil Hogan den Vortritt.
Eine Station ist auch der Stand Russlands. Das Gedränge ist enorm, als Schmidt von Amtskollege Nikolai Fjodorow begrüßt wird. Trotz der Spannungen und Handelssperren wegen der Ukraine-Krise ist Russland mit einem großen Auftritt in Berlin präsent. Auf dem Rundgangsplan geht es dann eng getaktet weiter: acht Minuten für Marokko, sieben Minuten für China, sieben Minuten für Thailand. «Man probiert und schmeckt und isst gerne anderes», sagt Minister Schmidt. «Man isst aber gerne auch heimische Produkte. So geht's jedenfalls mir.» (dpa)