Horst Seehofer (c) Dt. Bundestag «Wir brauchen eine Renaissance der Landwirtschaft, einen Ausbau der Agrarproduktion in Deutschland, der gesamten EU und vor allem in den Entwicklungsländern», sagte Seehofer der «Bild am Sonntag». «Wir müssen weltweit mehr Nahrungsmittel produzieren, um weitere Preissprünge zu verhindern. Lebensmittel kommen nicht aus dem Kochtopf.» Stillgelegte Flächen in der EU müssten bald wieder genutzt werden. Die Welternährungsorganisation erwarte, dass der Lebensmittelbedarf bis 2030 um 60 Prozent steige. Seehofer riet Verbrauchern, ihre Macht zu nutzen. Er rechnet damit, dass sich das Preisniveau in Deutschland bald stabilisiert.
Der Agrarminister lehnt eine Industrialisierung der deutschen Landwirtschaft ab. «Wir sollten in der Agrarpolitik diesem Trend zur Industrialisierung, zu immer größeren Einheiten, wo immer es geht, die Stirn bieten», sagte Seehofer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Er setzt auf die Nutzung zusätzlicher Flächen. «Wir haben in der EU 3,8 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzflächen stillgelegt, um einen Überschuss bei Milch, Butter, Wein und Fleisch zu bekämpfen. Diese Flächen müssen möglichst rasch wieder genutzt werden», sagte er der «Bild am Sonntag». Die FDP-Bundestagsfraktion forderte die Europäische Union auf, die Stilllegung der Flächen abzuschaffen und nicht nur auszusetzen, was die EU 2007 beschlossen hatte.
Die Verbraucher sollten nach Ansicht von Seehofer Preise genau vergleichen. «Generell gibt es im Lebensmittelbereich nach wie vor einen sehr scharfen Wettbewerb. Qualität hat einerseits ihren Preis, andererseits haben wir gerade in Deutschland ein großes Angebot mit breiter Preisspanne», sagte er. «Ich gehe daher davon aus, dass sich das Preisniveau bei den Lebensmitteln in absehbarer Zeit wieder einpendeln wird.» Zu Panik bestehe kein Anlass. Die Preise für Grundnahrungsmittel sind in den vergangenen Monaten in Entwicklungsländern regelrecht explodiert und in Deutschland teilweise deutlich gestiegen.
Das Bundesfinanzministerium fordert einem «Spiegel»-Bericht zufolge wegen der Preissteigerungen den Abbau von EU- Agrarsubventionen. Die Direktzahlungen hätten nun ihre Legitimation «vollständig verloren», schreibt das Nachrichtenmagazin und beruft sich auf ein Papier von Ministeriumsbeamten. Deshalb sei zu prüfen, «wie und in welchem Zeitrahmen das EU-Budget durch Kürzung der Agrarsubventionen reformiert werden kann». Das Finanzministerium konnte dies nicht bestätigen. Seehofer warnte vor einer Kürzung. «Es nützt nichts, die Starken zu schwächen», sagte er. (dpa)
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