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19.12.2007 | 19:22 | EU-Weinmarktreform 

Für deutsche Winzer bringt EU-Weinmarktreform kaum Neues

Brüssel - Die Traditionen deutscher Winzer haben auch nach der Reform des europäischen Weinmarkts Bestand.

EU-Weinmarktreform
(c) proplanta
Die EU-Agrarminister einigten sich am Mittwoch nach dreitägigen harten Verhandlungen darauf, die für deutsche Weine traditionelle Zuckerung nur wenig zu beschränken. Landwirtschaftsminister Horst Seehofer blockierte zudem den Vorschlag, den Zuckerzusatz auf dem Etikett zu vermerken, da das deutsche Weine diskriminiere.

Zucker hebt im relativ kühlen Deutschland den Alkoholgehalt zahlreicher Weine an. Bisher war auf diese Weise eine Anreicherung um bis zu 3,5 Volumenprozent erlaubt. Künftig sind es nur noch maximal 3 Prozentpunkte. Die EU-Kommission wollte dieses Verfahren zunächst ganz verbieten. «Unser Hauptziel ist uneingeschränkt erreicht», sagte Seehofer nach dem Verhandlungsmarathon.

Die deutschen Winzer halten den Kompromiss für tragbar. Die Reform zeichne sich jetzt «durch mehr Licht als Schatten» aus, erklärten der Deutsche Weinbauverband und der Deutsche Bauernverband in einer gemeinsamen Erklärung in Berlin.

Pläne der EU-Kommission, unter anderem die Bezeichnung «Apfelwein» zu verbieten, fielen auch weg. «Wein ist für uns in vielen Regionen ein Kulturgut», sagte Seehofer. «Deshalb wollten wir unter allen Umständen vermeiden, dass eine europäische Lösung zur Gleichmacherei beiträgt und die Vielfalt in Deutschland untergräbt.» Die seit Jahrhunderten übliche Zuckerung, die von vielen südeuropäischen Ländern heftig bekämpft wurde, sei unter Weintrinkern «hoch akzeptiert», betonte er.

Im Gegenzug für diesen Kompromiss akzeptierte Deutschland, dass zunächst weiterhin rund eine halbe Milliarde Euro pro Jahr in die Vernichtung von Weinüberschüssen aus den südeuropäischen Ländern fließt. Allerdings soll diese Summe von Jahr zu Jahr kleiner werden und dann in die Umstrukturierung des Weinmarkts fließen: vor allem die Qualität soll durchgängig besser werden. Auch die Anreicherung mit Most, die insbesondere in Italien üblich ist, wird noch einige Jahre lang mit hohen Millionenbeträgen subventioniert. Deutschland zahlt pro Jahr rund 240 Millionen Euro mehr in die «Wein-Kasse» der EU ein als es zurückerhält.

Pro Jahr fließt in der EU rund eine halbe Milliarde Euro in die Vernichtung und in die Verarbeitung von überschüssigem Wein zu Industriealkohol. Dieses Geld soll in Zukunft sinnvoller ausgegeben werden. Wichtigstes Ziel der Weinmarktreform ist deshalb, die Wein-Menge zu reduzieren - zugunsten der Qualität. So sollen sich die edlen Tropfen aus Europa auch in Übersee besser verkaufen.


Die wichtigsten Punkte der Weinmarktreform im Überblick

Zuckerung
Durch den Zusatz von Zucker heben Winzer in Deutschland und anderen Ländern mit wenig Sonne den Alkoholgehalt ihrer Weine.
Auf den Geschmack hat der Zucker aber keinen Einfluss - nach dem Gährungsprozess ist er im Wein nicht einmal mehr nachweisbar. Die EU- Kommission wollte die Zuckerung trotzdem verbieten, Deutschland wollte aber auf keinen Fall darauf verzichten. Der Kompromiss: Winzer dürfen weiter Zucker zusetzen, den Alkoholgehalt auf diese Weise aber nur noch um 3,0 Volumenprozent anheben. Bisher sind es 3,5.

Rodungen
Um die «Wein-Seen» in der EU auszutrocknen, will die EU Weinberge vernichten und so die Produktion insgesamt drosseln. Zwar wird kein Winzer dazu gezwungen, hohe Zuschüsse aus den EU-Kassen sollen die Stilllegung vergolden. Deutsche Winzer halten von Rodungen trotzdem nichts. Der Kompromiss: Zwar gibt die EU Rodungs-Zuschüsse, aber für weniger Fläche als vorher geplant.


Destillation
Für die südlichen Länder sind die EU-Subventionen für die Destillation ein einträgliches Geschäft. Insbesondere Spanien und Portugal produzieren viel zu viel Wein, und destillieren ihn dann mit Hilfe von EU-Geld zu Industriealkohol. Dies hält die Bundesregierung nicht für sinnvoll und hat mit zahlreichen anderen Staaten für ein Ende der Destillations-Subventionen gekämpft. Der

Kompromiss
Die EU reduziert ihre Zahlungen für Destillation, aber relativ langsam. (dpa)
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