Exzesse müssten bekämpft werden. «Tiere gehören für mich zur Schöpfung und müssen akzeptabel untergebracht werden», sagte Haseloff der Deutschen Presse-Agentur.
Die Grünen erklärten in einer Mitteilung, Obergrenzen alleine reichten nicht aus.
In Sachsen-Anhalt gehen zwei Landkreise derzeit gegen Schweinezüchter mit jeweils Zehntausenden Tieren wegen Verstößen gegen den Tierschutz vor. Die Behörden im Jerichower Land verhängten gegen den Züchter Adrianus Straathof ein Haltungsverbot, das derzeit von den Gerichten geprüft wird. Im Saalekreis wurden bereits 134 Schweine zwangsweise abtransportiert. «Das unterstütze ich vollkommen. Man kann bestimmte Sachen nicht zulassen. Wir haben Tierschutzgesetze», sagte Haseloff.
Der Regierungschef brachte Grenzen in die Debatte. «Der ländliche Raum kann auch mit industriellen Strukturen dieser Größenordnung überfordert werden.» Leben auf dem Lande und landwirtschaftliche Produktion müssten konfliktfrei zusammen passen. Es gebe auch für Anwohner eine Schmerzgrenze. Das betreffe auch Themen wie das Transportaufkommen oder Nitratbelastung im Boden.
Haseloff mahnte auch ethische Standards an. «Wer sich ethischen Grundsätzen nicht unterwirft, entzieht sich selber die eigene Existenzbasis. Kurzfristige Profite können das nicht überdecken.» Tiere seien Teil der Schöpfung, erklärte der Katholik. «Wenn tierisches Leben behandelt wird wie ein Industrieprodukt, dann ist irgendetwas schief gelaufen.» Arbeitsplätze seien kein Argument, da die Landwirtschaft heute mit sehr wenigen Jobs eine sehr hohe Produktivität habe.
Zu mehreren Fernsehberichten über die Misshandlung von Tieren in Großbetrieben sagte Haseloff: «Wer wie ich mit Tieren großgeworden ist, kann nur mit dem Kopf schütteln, wie Menschen so mit Mitgeschöpfen umgehen.» Seine Eltern hätten zwei Schweine, drei Ziegen, Hühner und Kaninchen gehalten. Es gehe nicht um eine ländliche Idylle, aber: «Ich glaube, dass bestimmte Exzesse keiner wollte und keiner für möglich gehalten hat.»
Die Grünen warfen der Landesregierung vor, die Probleme jahrelang verharmlost zu haben. «Es ist erbärmlich, dass sich die Landesregierung von Ministerpräsident Reiner Haseloff erst durch erschütternde Fernsehbilder zu vernünftigem Handeln entschließen kann», erklärte die Grünen-Abgeordnete Dorothea Frederking. Der Vorstoß Haseloffs, über Obergrenzen für Tierzuchtanlagen zu diskutieren, wirke auf sie «eher wie eine Beruhigungspille».
In Mecklenburg-Vorpommern hatte Agrarminister Till
Backhaus (
SPD) ebenfalls Obergrenzen vorgeschlagen. So sollten an einem Standort maximal 500 Sauen konzentriert sein, sagte Backhaus diese Woche in Schwerin. In der Milchviehhaltung schlug er bis zu 800 Milchkühe pro Standort vor. Auf der Frühjahrskonferenz der Agrarminister solle über das Thema diskutiert werden. (dpa/sa)