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20.03.2009 | 08:35 | Absatzfond 

"Marktpräsenz der niedersächsischen Ernährungswirtschaft sichern"

Hannover - Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVG), das den Absatzfonds der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft für verfassungswidrig erklärt hat, stellt Niedersachsen vor schwierige Aufgaben, die jedoch lösbar sind und neue Chancen erschließen.  

Ernährungswirtschaft
(c) proplanta
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVG), das den Absatzfonds der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft für verfassungswidrig erklärt hat, stellt Niedersachsen vor schwierige Aufgaben, die jedoch lösbar sind und neue Chancen erschließen. Das sagte der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft, Dr. Christian Schmidt, gestern vor Journalisten in Hannover. Als Konsequenz des Urteils befindet sich die im Wesentlichen aus dem Absatzfonds finanzierte Centrale Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA) in Liquidation.

Die niedersächsische Marketinggesellschaft unterscheide sich in ihren Zielen, bei der Umsetzung ihrer Aufgaben und bei der Finanzierung wesentlich von der CMA, sagte Schmidt. Sie arbeite bei Dienstleistungen, beim Wissenstransfer und bei der Anbahnung von Kontakten im Auftrag ihrer Kunden. Das sind neben dem Land Niedersachsen selbst vor allem kleine und mittelständische Unternehmen der niedersächsischen Agrar- und Ernährungswirtschaft, sowie die maßgeblichen Organisationen des Landes.

Die Leistungen würden überwiegend direkt von den Leistungsempfängern finanziert. Nach dem Ende des Absatzfonds werde man die notwendigen Maßnahmen auch auf Bundesebene angehen, um die Marktpräsenz der niedersächsischen Hersteller zu sichern, sagte Schmidt. Die niedersächsischen Akteure sollten die neu gewonnene unternehmerische Freiheit in Höhe von ca. 20 Mio. EURO, die bisher aus Niedersachsen in den Absatzfonds geflossen sind, als Verpflichtung ansehen, die spezifischen Marketingerfordernisse des Standortes und seiner Branchen bestmöglich zu erfüllen.

Konkret gebe es sehr positive Gespräche mit dem niedersächsischen Landwirtschaftsministerium und direkt mit der Wirtschaft über eine Verbesserung und einen Ausbau des Exportmarketings für Lebensmittel aus Niedersachsen. Eine aktuelle Umfrage der Marketinggesellschaft unter rund 80 exportorientierten Unternehmen habe gezeigt, dass die niedersächsische Ernährungswirtschaft ihre Exporte deutlich erhöhen möchte. Aus den Antworten der befragten Unternehmer ergebe sich ein Anstieg der Exportquote von 23,2 Prozent im Jahr 2007 auf fast 30 Prozent im Jahr 2012.

Im Messegeschäft bringt die Marketinggesellschaft vor allem kleine und mittelständische Unternehmen auf die wichtigsten nationalen und internationalen Fach- und Verbrauchermessen. Die wichtigsten Messebeteiligungen, die sich derzeit in Planung befinden, sind die Teilnahme an der Weltleitmesse der Ernährungswirtschaft ANUGA im Oktober in Köln, mit rund 20 Unternehmen auf 1.000 m² Ausstellungsfläche, die Internationale Grüne Woche (IGW) in Berlin im Januar und die BioFach in Nürnberg im Februar 2010.

Die IGW ist von der Entscheidung des BVG zum Absatzfonds ebenfalls betroffen. Alle beteiligten Bundesländer seien sich einig, dass die Gemeinschaftsschau der Bundesländer in Halle 20 weitergeführt werden soll. Größte Herausforderung sei es, die Finanzierungslücke, die durch den Wegfall der CMA-Mittel entstanden sei, auszugleichen. Zurzeit würden auf Länderebene intensive Gespräche über die Fortsetzung geführt. Die vielen Ideen machten Mut, sagte Schmidt.

Nur wenigen sei bekannt, dass es in Niedersachsen eine ganze Reihe Spezialitätenhersteller gebe. Dabei handele es sich vielfach um kleine und kleinste Betriebe, die aber für die jeweilige Region, zum Beispiel als Arbeitgeber, durchaus bedeutsam seien. Im vergangenen Jahr präsentierte die Marketinggesellschaft Spezialitäten von zehn Unternehmen auf dem internationalen "Salone del Gusto" in Turin und sie beteiligt sich auch in diesem Jahr auf der nationalen Slow Food Messe in Stuttgart.

Die Beispiele zeigten, dass es in Niedersachsen, das einer der bedeutendsten Standorte der Land- und Ernährungswirtschaft in Europa sei, noch reichlich Potenzial für Marketingaktivitäten gebe, so Schmidt. Niedersachsen habe vor 40 Jahren, im Jahr 1969, als erstes Bundesland überhaupt eine eigene Marketinggesellschaft gegründet, die heute der Kern eines sehr erfolgreichen Netzwerkes sei. Damit sei Niedersachsen gut gerüstet, um die Chancen in der Zukunft zu nutzen. (PD)
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