Westliche Investoren könnten von niedrigen Produktionskosten, einer steigenden Fleischnachfrage sowie ihrem Vorsprung in Produktions- und Managementkenntnissen profitieren. Allerdings müssen sie dabei erhebliche Risiken in Kauf nehmen. Zu diesem Fazit gelangt das Landbauökonomische Institut (LEI) der Universität Wageningen in einer Studie im Auftrag des niederländischen Landwirtschaftsministeriums.
Die Wissenschafter untersuchten die Chancen für den niederländischen Schweinesektor, in anderen Ländern zu expandieren, von der Futtermittelherstellung über die Zucht und Mast bis zur Fleischvermarktung. Die Standortvorteile, mit denen das EU-Mitglied Ungarn westliche Schweinehalter lockt, sind viel Platz, ein geringer Seuchendruck, wenig Umweltprobleme, eine zentrale Lage mit entwickelter Logistik sowie ein guter Lebensstandard und soziale Vorsorge.
Die Fleischindustrie hat Markenprodukte entwickelt und verfügt über ein gutes Qualitätsimage. Das Beratungs- und Veterinärangebot ist allerdings schlecht, und Ausländer dürfen
Agrarland nur pachten. Nachteilig für die Futterversorgung ist, dass Ungarn keinen Seehafen besitzt. Insgesamt schätzt das LEI die Kosten der Schweineproduktion mit westlichem Know-how auf 1,05 EUR/kg Schlachtgewicht, verglichen mit 1,11 EUR in den Niederlanden.
Rumänien lockt Investoren mit niedrigen Arbeits-, Umwelt- und Futterkosten Die rumänische Wirtschaft hinkt der Entwicklung in der übrigen EU hinterher. Die Kaufkraft der Bevölkerung ist niedriger als in den anderen untersuchten Ländern. Investitionschancen sieht das LEI in der rumänischen Fleischindustrie, der es an Geld und Management-Kenntnis mangelt. Allerdings unterliegt Rumänien aufgrund der
Schweinepest einem
Exportverbot für Schweinefleisch.
Andererseits bestehen für westliche Investo r en laut LEI "nahezu keine rechtlichen Restriktionen". Sie dürfen Land kaufen und können von niedrigen Arbeits-, Umwelt- und Futterkosten profitieren. Die Produktionskosten schätzen die Agrarökonomen auf 0,97 EUR/kg Schlachtgewicht. Die Ukraine verfügt über ein großes Agrarpotenzial, das bislang kaum genutzt wird. Die Kaufkraft der Bevölkerung soll in etwa 15 Jahren auf das Niveau der Niederlande steigen, sodass der Schweinefleischverbrauch kräftig zunehmen dürfte. Das Land ist Nettoimporteur von Schweinefleisch, obwohl Boden, Futtermittel und Arbeitskräfte preiswert sind.
Insgesamt bescheinigt das LEI der Schweineproduktion in der Ukraine erhebliches Potenzial. Die Kosten der Fleischerzeugung mit westlichem Management werden auf 0,82 EUR/kg Schlachtgewicht beziffert. Zu den Risiken einer Investition gehören eine schlechte Zahlungsmoral, Korruption, Bürokratie, Rechtsunsicherheit und eine wenig verlässliche Wirtschaftspolitik. Russischer Markt für ausländische Investoren schw i erig In Russland wächst die Nachfrage nach Schweinefleisch schnell. Vor allem außerlandwirtschaftliches Kapital wird in großem Umfang in die russische Landwirtschaft investiert.
Für ausländische Investoren ist der Markt jedoch schwierig. Die Regierung in Moskau legt Wert auf Autarkie und neigt zu Protektionismus. Korruption und Bürokratie sind ein Problem. Ohne lokale Geschäftspartner ist ein Einstieg praktisch ausgeschlossen. Investitionsmöglichkeiten bestehen in Form von Kooperationen oder einer Beteiligung an bestehenden Unternehmen. Die Produktionskosten für Schweinefleisch schätzt das LEI auf 0,80 EUR/kg Schlachtgewicht. (ots)