Die Bebauung bereits vorhandener Flächen habe bei den Förderprogrammen des Landes künftig Vorrang, sagte
Hauk in Freiburg in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Zuschüsse werde es vor allem für Bauvorhaben geben, die bestehende Flächen und Gebäude nutzen. Ein landesweiter Modellversuch habe gezeigt, dass es Entwicklungsmöglichkeiten besonders in Dörfern und kleinen Gemeinden gebe. Die Ergebnisse des vor fünf Jahren gestarteten Versuchs werden am 8. September in Schopfloch (Kreis Freudenstadt) präsentiert, wie der Minister ankündigte.
«Es geht nicht mehr um politische Appelle. Es geht vielmehr um die konkrete Umsetzung des von der Landesregierung formulierten Ziels, den Flächenverbrauch einzudämmen», sagte der Minister. So habe er das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) neu ausgerichtet. «Künftig wird im ELR ein deutliches Gewicht auf flächensparendes und ökologisch sinnvolles Bauen gesetzt.» Das Programm, mit dem Bauvorhaben in ländlichen Gebieten finanziell gefördert werden, sei zu diesem Zweck ausgebaut worden. «Von diesem Jahr an stehen jährlich 50 Millionen Euro statt bislang 40 Millionen Euro zur Verfügung.»
Die Ausweisung neuer Baugebiete auf der grünen Wiese werde nur noch gegen Auflagen bezuschusst, sie sei zudem an Bedingungen geknüpft. So müssten Kommunen, bevor sie neue Flächen erschließen, bestehende Grundstücke erfassen und die Nutzungsmöglichkeiten prüfen. «Es geht darum, den Landschaftsverbrauch zu reduzieren, indem innerörtliche Gebäude und Grundstücke aktiviert werden.» Um dies zu erreichen, falle die Einkommensgrenze für Privatleute bei der ELR- Förderung weg. «Jetzt geht es nur noch um die Frage, wo und wie gebaut wird. Das Einkommen der Bauherren spielt keine Rolle mehr.»
Zudem werde das 2003 gestartete Modellprojekt Melap fortgesetzt. «Ursprünglich war Melap als einmalige Aktion gedacht. Um die nachhaltige Entwicklung von Dörfern und Gemeinden weiter zu stärken, starten wir jetzt aber eine zweite Runde.» Ziel sei es, die Möglichkeiten des Flächensparens und des ökologisch korrekten Bauens am Beispiel mehrerer Modellgemeinden weiter zu erforschen. Dafür werde das Land in den kommenden Jahren zwischen 5 und 10 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die Ausschreibung beginne im Herbst.
Das Pilotprojekt habe gezeigt, dass Flächensparen möglich und sinnvoll sei. «Die Bürgermeister in den 13 bisher beteiligten Modellgemeinden haben rund 50 Prozent des innerörtliche Potenzials unterschätzt», sagte der Minister. Um die Wohnbebauung in den Ortskernen zu ermöglichen, müssten auch neue Wege gegangen werden. «Der Abriss einer alten Scheune darf nicht tabu sein.» Nötig sei ein Umdenken. «Wir brauchen einen Bewusststeinswandel bei Kommunalpolitikern und Planern, aber auch bei Bürgern und Bauherren mit dem Ziel, verantwortungsbewusster mit Grund und Boden umzugehen.»
Der Dorfkern müsse in den Blickpunkt gerückt werden, sagte Hauk. Davon könnten kleine Kommunen profitieren. «Wenn der Dorfkern reaktiviert wird, dann wird die ganze Dorfgemeinschaft lebendiger.» Vor allem für junge Familien sei es wichtig, dass ein soziales Netz vorhanden sei. «Deshalb ist die Bereitschaft groß, ins Ortszentrum zu ziehen, statt auf der grünen Wiese zu bauen.» So werde die seit Jahren anhaltende Landflucht gestoppt und der ländliche Raum gestärkt. Zudem könnten die Kommunen Kosten sparen, weil in die Erschließung neuer Flächen weniger investiert werden müsse. (dpa)