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26.07.2018 | 13:23 | Selbstpflücke 
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Trockenheit und Diebstahl gefährden Selbstpflückgeschäft

Darmstadt/Bad Homburg - Blumenfelder zum Selbstpflücken liegen meist an einer stark befahrenen Straße in einem Ballungsraum.

Selbstpflücke
Tulpen, Gladiolen, Dahlien und Sonnenblumen: Felder mit Blumen zum Selbstpflücken sind beliebt. Aber nicht nur die anhaltende Hitze in diesem Jahr macht den Anbietern zu schaffen. (c) proplanta
Doch nicht nur die anhaltende Hitze macht den Gladiolen, Sonnenblumen, Dahlien und Chrysanthemen in diesem Jahr zu schaffen. Diebstahl, Vandalismus und Flächenversiegelung zwingen manchen Landwirt zum Aufgeben.

«Es ist eine Katastrophe mit der Hitze in diesem Jahr», sagt Andi Leister die im Bad Homburger Stadtteil Ober-Erlenbach auf zwei Hektar eine Vielfalt von Blumen und Kürbissen für Selbstpflücker anbaut. Mit 7.000 Litern habe sie gerade die Blumen innerhalb von drei Tagen gegossen und trotzdem nicht verhindern können, dass viele Pflanzen in die Notblüte gingen und kurz vor dem Vertrocknen stehen.

«Wir brauchen dringend eine Woche Landregen mit 20 Litern jeden Tag, aber keinen Hagel und starken Wind.» Die Blumen-Freundin bietet schon seit 25 Jahren Allerlei für die Vase an - erst selbst gemachte Sträuße, später auf Wunsch ihrer Kunden Blumen zum Selbstschneiden.

Eine Tröpfchen-Bewässerung verhindert auf den beiden insgesamt 3.500 Quadratmeter großen Parzellen des Demeter-Hofs Oberfeld in Darmstadt das Schlimmste, wie Thomas Goebel vom Hofgut sagt. «Man kann aber nicht alles über die Bewässerung auffangen.» Zumal Darmstadt im Juli laut Deutschem Wetterdienst nur etwa acht Prozent des Regen-Solls abbekam. Die Blumenauswahl des Bio-Hofs reicht von Schleierkraut, Hirserispen und Cosmea über Sonnenblumen und Zinnien bis zu Calendula und Rittersporn.

Christian Weber vom Naturland Hof Weber in Niddatal Kaichen (Wetteraukreis) sagt: «Bis jetzt sind die Blumen schön.» Er hat verschiedene Sorten Gladiolen, Dahlien und Sonnenblumen auf seinem etwa 2.500 Quadratmeter großen Feld. Allerdings seien sie nicht so prächtig wie in anderen Jahren und verblühten bei dem Hitzestress auch schneller. «Wir gießen aber nicht, was wächst, wächst.» Wenn man viel gieße, halte man die Blumen davon ab, längere Wurzeln zu bilden. Außerdem koste dies viel Zeit und Geld. «Das ist schon ein Risiko.»

Abgesehen von der Hitze macht vielen Anbietern der Blumenfelder Diebstahl zu schaffen. «Es wird viel geklaut», sagt Leister aus dem Taunus. Und es werde jedes Jahr schlimmer. «Viele denken, wir hätten damit keine Arbeit», erklärt sie die Einstellung der Diebe. Dabei dürfe sie ihre Arbeitsstunden mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit gar nicht rechnen. Und ihre Blumen seien bezahlbar, sie kosteten alle weniger als einen Euro - mit Ausnahme der großen dunklen Sonnenblumen. «Um die Zahlungsmoral zu heben», haben die Leisters ein Tor auf ihrem Blumenfeld aufgestellt, einzäunen dürfen sie es aber nicht.

«Am schlimmsten ist es sonntags, da habe ich meisten besonders viele rote Geldstücke in der Kasse», berichtet Leister. Manche Leute ließen auch ihr restliches Kleingeld aus dem Urlaub in fremden Währungen da. Besonders schlimm findet sie Leute, die ihre Kinder zum Klauen animierten. Neulich habe eine Frau mit ihrer Tochter Blumen im Wert von etwa 30 Euro abgeschnitten und mitgenommen. Als es ans Zahlen ging, habe die Mutter das Mädchen vorgeschickt, das zufällig auf Leister stieß und ihr - peinlich berührt - 42 Cent gegeben habe.

Vor allem wegen des zunehmenden Diebstahls hat Heinz Reinhard aus Friedrichsdorf im Taunus seinen halben Hektar Blumenfeld vor einigen Jahren aufgegeben. «Das ein bisschen geklaut wird, ist klar. Aber am Anfang haben einige eine Blume im Strauß nicht bezahlt und am Ende haben sie nur noch eine Blume vom ganzen Strauß bezahlt», berichtet Reinhard, der auf seinem Obst neben Hühnern und Schweinen vor allem auf Beerenobst setzt. Dazu kam Vandalismus: «Immer wieder war morgens die Kasse kaputt, obwohl wir das Geld abends mitgenommen haben.» Oft lagen auch ausgerissene oder zu kurz geschnittene Blumen im Feld: «Viele Leute schaffen es nicht, sich einen Strauß zusammen zu stellen, der nach was aussieht.»

Christian Weber aus der Wetterau hat auch nur noch eins von vier Feldern mit Blumen zum Selbstpflücken: Über eins sei eine Umgehungsstraße gebaut worden, an einem anderen war der Vandalismus zu groß. Schätzungsweise 60 Prozent der Pflücker bezahlten, meint Weber. Manche legten auch ein oder zwei Euro drauf. «Man muss die Grundeinstellung haben, dass es Spaß macht und selbst Freude an den Blumen haben», sagt er. «Wenn man ein Problem hat, beschissen zu werden, muss man es lassen.»

Das Hofgut Oberfeld hat keine Probleme mit Diebstahl und Vandalismus. Möglicherweise, weil es schwer sei, zu erkennen ob jemand in der Nähe ist oder nicht, sagt Goebel. Reinhards Tipp: Wenn ein Bauer das Feld überwachen lasse, laufe es besser. Wenn der noch schöne Sträuße zusammenstelle, könne er auch mehr Geld nehmen. In den ländlichen Regionen seien die Blumenpflücker meist noch ehrlicher, allerdings gebe es da auch weniger als in der Nähe der Großstädte, weil viele ihren eigenen Garten hätten.
dpa/lhe
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Kommentare 
Bienenfreund schrieb am 27.07.2018 08:49 Uhrzustimmen(8) widersprechen(5)
Gibt es evt. die Möglichkeit an ein größeres Sonnenblumen oder Blumenfeld einige Bienenvölker aufzustellen?
Würde mich freuen, Gruß Hobbyimker Reini
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