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31.01.2007 | 13:48 | Strukturwandel 

Seehofer: Bauernhof-Sterben geht weiter - Gewinnplus bei Öko-Höfen

Berlin - Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) rechnet in den kommenden Jahren mit einem weiteren Sterben kleinerer Bauernhöfe.

Horst Seehofer
Horst Seehofer (c) Dt. Bundestag
«Bei einer sehr leistungsstarken und dynamischen Landwirtschaft dürfen wir nicht übersehen, dass es bei den kleinen und mittelgroßen Betriebe nach wie vor einen sehr scharfen Strukturwandel gibt», sagte er am Mittwoch im Bundestag nach der Vorstellung des Agrarberichts 2007 im Kabinett.
Erst von 75 Hektar Nutzfläche an schrieben Bauern schwarze Zahlen, es gebe aber noch viele Betriebe unter 50 Hektar. Im Wirtschaftsjahr 2005/2006 existierten rund 353 000 Agrarbetriebe, 3,5 Prozent weniger als zuvor. Nach sinkenden Einkommen sollen sich die Erträge der Bauern im laufenden Jahr wieder verbessern.

Seehofer beurteilte die Lage der Agrar- und Ernährungswirtschaft wegen eines Exportbooms von zehn Prozent, höherer Wertschöpfung größerer Betriebe und der großen Bio-Nachfrage als positiv. Die Öko- Betriebe fuhren im Durchschnitt knapp 31 Prozent mehr Gewinn als herkömmliche Betriebe ein, geht aus dem Agrarbericht 2007 hervor, der der dpa vorlag.

Die Einkommenslage aller Bauern verschlechterte sich aber. Der Gewinn der Haupterwerbsbetriebe sank um 1,4 Prozent auf rund 36 000 Euro im Durchschnitt. Besonders drastisch ist die Lage ostdeutscher Höfe mit einem Minus von 22,3 Prozent wegen Einbußen bei Getreide und Zuckerrüben sowie niedrigeren EU-Direktzahlungen. Höhere Erlöse bei Getreide, Kartoffeln und Gemüse verbesserten die Einkommenslage künftig aber wieder.

Die Zahl der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft sank um 2,6 Prozent auf 1,24 Millionen. Der Streit um die Erntehelferregelung zum verstärkten Einsatz deutscher Arbeitsloser geht weiter. Seehofer sagte mehr Flexibilität zu. «Es darf sich unter keinen Umständen wiederholen, dass das ein oder andere nicht möglich ist wie im letzten Jahr wegen einer zu starren Vorgehensweise der Behörden.» Er hatte mit Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) bessere Zusammenarbeit von Landwirten und Arbeitsagenturen vereinbart, nachdem Bauern über mangelnde Arbeitskräfte geklagt hatten. Mit der Regelung sollen pro Jahr mindestens zehn Prozent der Saisonarbeiter von 2005, die zum großen Teil aus Polen kamen, durch deutsche Arbeitslose ersetzt werden. Die FDP verlangt die Abschaffung.

Die Eckpunkte zur Gentechniknovelle will Seehofer möglichst bald im Kabinett vorstellen. «Wir sind in sehr guten Gesprächen in den Koalitionsfraktionen», sagte er. Die SPD-Fraktion fordert allerdings Änderungen, unter anderem eine Verdopplung des geplanten Abstands zu Genmais-Feldern von 150 Metern. Die FDP verlangte von Seehofer eine stärkere Förderung der Forschung. Die Grünen warfen ihm vor, er habe die Probleme der Landwirtschaft noch verschärft, indem Gelder für ländliche Gebiete zurückgingen. Seehofer will den Agrarbericht künftig mit den Berichten über Ernährungs- und Forstwirtschaft zusammenlegen und nur noch alle vier bis fünf Jahre veröffentlichen.

Quelle: dpa 31.01.2007
© dpa
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