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28.01.2018 | 14:05
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Neue Doppelspitze bei den Grünen

Robert Habeck
Robert Habeck und Annalena Baerbock sollen den Grünen neuen Schwung bringen. Dafür kann man auch schon mal mit einem Grundsatz brechen. Oder auch mit zweien. (c) Robert-habeck.de

Neue Grünen-Doppelspitze: Der Dichter und die Kämpferin



Ein langjähriger Hoffnungsträger und eine energische Newcomerin auf der großen bundespolitischen Bühne: Robert Habeck und Annalena Baerbock sollen die Grünen in den nächsten beiden Jahren führen.  

Robert Habeck



Habeck betont oft, wie schwer es ihm fällt, den Job als schleswig-holsteinischer Umwelt- und Agrarminister für den Wechsel nach Berlin aufzugeben. Als Hoffnungsträger gilt der 48-Jährige schon seit Jahren. Nun geht er mit einem gewaltigen Vertrauensvorschuss an den Start: Die Partei hat ihm eine maßgeschneiderte Satzungsänderung gewährt, so dass er acht Monate lang noch Minister und trotzdem auch schon Parteichef sein darf.

Der vierfache Vater und Schriftsteller verbindet Öko-Bewusstsein mit betonter Lässigkeit. Als Politik-Quereinsteiger brachte er es schnell zum Landesvorsitzenden, Fraktionschef im Landtag, Landesminister und Vize-Ministerpräsidenten. «Draußenminister», wie er es nennt, ist er seit 2012. Er inszeniert sich als Naturbursche zwischen Watt, Windrädern und Schweineställen.

Um ein Haar wäre das aus Lübeck stammende Nordlicht schon Spitzenkandidat für die Bundestagswahl geworden. Nun will Habeck als Bundesvorsitzender in die Partei einbringen, was er als Minister in manchmal rauen Konflikten mit Bauern, Fischern, Jägern und Naturschützern gelernt hat.

Die richtige Mischung aus Vision und Realismus müsse her, sagt er, die Grünen müssten für ihre Themen gesellschaftliche Mehrheiten suchen oder schaffen. Von Streitereien zwischen den Parteiflügeln, die bei den Grünen oft vorkommen, hält er dagegen wenig - er gilt als Realo, sieht sich aber selbst als flügellos.

Annalena Baerbock



Wenn Annalena Baerbock in Fahrt kommt, dann hat man manchmal Mühe, zu folgen. In schnellem Stakkato kommen dann die Sätze, nach jedem denkt man ein Ausrufezeichen automatisch mit. Egal, ob sie im Bundestag über ihr Herzensthema Kohleausstieg redet oder vor Parteifreunden erklärt, wie die Grünen gleichzeitig radikal und staatstragend sein können. Die frühere Trampolinspringerin sprüht vor Energie.

Mit 37 Jahren steht sie für einen Generationenwechsel. Wie kompliziert ihre Partei ist, weiß Baerbock genau - als Mitglied der Antragskommission sortiert sie vor Parteitagen Hunderte von Anträgen und verhandelt über grundsätzliche Fragen oder die Streichung einzelner Wörter. Diese Vielfalt sei eine Stärke - ein Satz, den sie so und ähnlich häufig sagt.

Baerbocks Problem bei dieser Wahl war, dass sie eine «Reala» ist, also vom realpolitischen Flügel - zu dem die Parteilinken auch Robert Habeck zählen. Und es ging nicht nur um die heikle Balance zwischen den beiden wichtigen Flügeln der Grünen. Baerbocks Kompetenz beim Öko-Kernthema Klimaschutz wird niemand in der Partei anzweifeln, sie kennt das Gefühl, von Kohlekumpeln ausgepfiffen zu werden. Aber was ist mit Menschenrechten, sozialen Fragen, Umverteilung?

Im kurzen Wahlkampf hat die ehemalige brandenburgische Landeschefin und Abgeordnete für den Wahlkreis Potsdam, die ursprünglich aus Niedersachsen kommt, sich um mehr Profil in diesen sozialen Themen bemüht. Für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen kann die Mutter zweier kleiner Kinder besonders glaubwürdig streiten.
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 28.01.2018 14:21 Uhrzustimmen(26) widersprechen(10)
"..ein bisschen mehr auf jugendlich...da di da da da di da da, ganz in gedanken.." das wird den ehemaligen "grünen" nicht mehr helfen, weil die neuen generationen überhaupt nichts mehr mit den idealen der 68er anfangen können
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