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04.04.2012 | 06:48 | Solarunternehmen  
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Zitterpartie: Was kommt nach der Q-Cells-Pleite?

Bitterfeld-Wolfen/Dessau-Roßlau - Was 1999 so hoffnungsvoll als «Garagenfirma» von vier Visionären begann, ist nun vorerst Geschichte: Der börsennotierte Solarkonzern Q-Cells hat am Dienstag beim Amtsgericht in Dessau-Roßlau die Insolvenz beantragt.

Solarenergie
(c) proplanta
Das Sagen beim einstigen Vorzeigeunternehmen hat nun der vorläufige Insolvenzverwalter Henning Schorisch.

Für die rund 2.200 Mitarbeiter des Unternehmens in Deutschland und Malaysia kam die Pleite-Nachricht nicht überraschend. Neben der Verzweiflung angesichts drohender Jobverluste kochen in Sachsen-Anhalt Emotionen hoch. Für Verunsicherung sorgte auch, dass eine Informationsveranstaltung für die Q-Cells Mitarbeiter nach Angaben einer Sprecherin der Gewerkschaft IG BCE abgesagt wurde.

Kritik gibt es an der Förderpolitik von Bund, Land und EU für alternative Energien. Nach Solarhybrid, Solar Millennium und Solon ist Q-Cells die vierte größere Pleite in der deutschen Solarbranche. «Die Solar-Industrie befindet sich derzeit in einer Übergangsphase. Die Konsolidierung wird weiter voranschreiten. Es wird weitere Marktaustritte von Unternehmen geben», sagte Matthias Brachert, Solarexperte am Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).

Die gesamte Branche schreibe derzeit weitgehend Verluste, nicht nur in Deutschland sondern auch in China und den USA. Billigkonkurrenz aus Asien, Überkapazitäten und eine fehlende Nachfrage machten deutschen Produzenten zusätzlich zu schaffen. So kämpft auch das Photovoltaik-Unternehmen Phoenix Solar aus Sulzemoos bei München angesichts der geplanten Kürzung der Solarförderung um seine Finanzierung. Die Aktie stürzte daraufhin ab.

Der Photovoltaikexperte Wolfgang Hummel vom Berliner Zentrum für Solarmarktforschung sieht bei Q-Cells eine Vielzahl von Gründen, die das Unternehmen in die Insolvenz trieben. Zellen- und Modulproduktion sei in Deutschland mittlerweile generell wenig lukrativ. Es handele sich um technologisch nicht sehr anspruchsvolle und wenig komplexe Massenprodukte, deren Produktion in Deutschland hohe Energiekosten verursache. Q-Cells speziell ist nach Ansicht Hummels zu spät in eine margenträchtigere Wertschöpfungsstufe eingetreten.

Die Personalkosten habe das Unternehmen - trotz des Abbaus von rund 750 Jobs - nicht konsequent genug reduziert. «Sie haben bei weitem nicht in dem Maße reagiert, wie die Produktion gedrosselt wurde», sagte Hummel. Ein Grund dafür sei womöglich die Förderung, die das Unternehmen aus den Regionen kassierte, in denen es produzierte.

Angesichts der Energiewende in Deutschland nach dem Atomausstieg meinen Experten aber auch: «Photovoltaik bleibt eine Zukunftsindustrie.» Je günstiger sie werde, desto wettbewerbsfähiger werde sie gegenüber anderen Energieträgern sein, sagte IWH-Experte Brachert. Die Mitarbeiter von Q-Cells tröstet das wenig: «Das Rätselraten um die Zukunft ihrer Jobs wird noch eine Weile dauern», sagt Gewerkschaftssprecherin Sylke Teichfuß. (dpa)
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Kommentare 
Lars @ solar valley Thalheim schrieb am 04.04.2012 12:32 Uhrzustimmen(25) widersprechen(20)
hat mal jemand die Ökobilanz von asiatischen Solarzellen- und Modulen mit denen von europäischen Herstellern verglichen? Ich bin für ein benchmarking der Herstellungsprozesse, um die Produktionsketten und die damit verbundenen Umweltauswirkungen tranzparent aufzuzeigen. Damit können sich europäische Hersteller gegenüber Ihrer asiatischen Konkurrenz absetzen. es ist zu einseitg betrachtet, nur die Personalkosten in den Vordergrund zu stellen. Die Energiekosten bestimmen aufgrund des hohen Grades der Automatisierung in der PV-Herstellung die Marktfähigkeit des Produktes.
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