Das angeschlagene Solarunternehmen
Q-Cells steht vor tiefgreifenden Einschnitten. Um die Rückkehr in die Gewinnzone zu schaffen, will das Management einen Großteil der Zellenproduktion am Stammsitz in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) schließen. Die Fertigung soll am Standort in Malaysia konzentriert werden. Die Produktionskapazitäten in Deutschland sollten dagegen um die Hälfte abgebaut werden. «Damit wollen wir unsere Kosten für die Produktion von Solarzellen und -modulen deutlich senken», sagte Vorstandsvorsitzender Nedim Cen. «Wir werden uns auf die neuesten und hochwirtschaftlichen Kapazitäten fokussieren.»
Zudem sollen die Kosten in der Verwaltung um 25 bis 30 Prozent sinken. Das Maßnahmepaket stehe unter Vorbehalt der Zustimmung des Aufsichtsrates. Cen sagte, das Unternehmen werde möglicherweise einen weiteren Personalabbau am Standort verzeichnen müssen. Im Bereich der Verwaltung müssten Strukturen verschlankt werden. «Wir wollen ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen, wir wollen alle möglichen Maßnahmen ergreifen, die es dafür gibt», sagte er. Zu solchen Maßnahmen gehöre auch Kurzarbeit. Konkreter wollte Cen nicht werden. Das Unternehmen veröffentlicht Freitag Zahlen für das zweite Quartal.
Der Vorstandschef verwies darauf, dass insbesondere Konkurrenten aus Asien der Branche schwer zu schaffen machten. Unter dem Strich ergibt sich für das Unternehmen vorläufigen Angaben zufolge im zweiten Quartal ein Verlust von 354,8 Millionen Euro, der sich zum Halbjahr auf minus 395,8 Millionen Euro aufsummiert. Q-Cells begründete dies mit der geringen Kapazitätsauslastung sowie dem Preisverfall auf Zell- und Modulebene.
Für das Gesamtjahr erwartet Q-Cells nun einen Umsatz in Höhe von einer Milliarde Euro, die eigentliche Zielvorgabe war 1,35 Milliarden Euro. Beim operativen Ergebnis soll es einen Verlust im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich geben. Für das zweite Halbjahr rechnet Cen mit einer Belebung des Marktes. «2011 wird ein schwieriges Jahr werden für die Branche und auch für uns.»
Q-Cells hatte bereits 2009 vier ältere Produktionslinien in Bitterfeld-Wolfen stillgelegt. 500 Mitarbeiter mussten damals gehen. Das börsennotierte Unternehmen mit rund 2500 Beschäftigten produziert in Deutschland und Malaysia. Vom Betriebsrat war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. (dpa)