Das geht aus Daten des Bundesverbandes
Windenergie (BWE) und von
VDMA Power Systems hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurden. Damit stehen in Deutschland 23.400 Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 32,4 Gigawatt. Nur 1,2 Prozent dieser Leistung kommen von Windrädern, die sich vor den Küsten auf dem Meer drehen.
Die beiden Verbände befürchten im kommenden Jahr einen Stillstand bei Projekten für solche Offshore-Windparks. Hintergrund ist der Streit um die Kosten und Finanzierung der Energiewende. Wie eine
Umfrage ergab, lehnt eine Mehrheit der Deutschen Zuschläge zum Strompreis für die Energiewende grundsätzlich ab.
Die Branche rechnet für das Gesamtjahr 2013 mit einer installierten Leistung von 3.100 Megawatt, davon 200 Megawatt vor den Küsten. 2012 war es gut ein Fünftel weniger. Im ersten Halbjahr 2013 kamen einer Herstellerbefragung zufolge durch Windräder 1.038 Megawatt Leistung an Land und 105 Megawatt im Meer neu hinzu.
In den Zahlen spiegelten sich die verstärkten Bemühungen der Bundesländer um Windkraft in den vergangenen zwei Jahren wider, sagte BWE-Präsidentin Sylvia Pilarsky-Grosch. Zugleich kritisierte sie eine «richtungslose politische Debatte» über Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
BWE und VDMA Power Systems plädierten für eine Reform des Gesetzes, bei der die Höhe der Umlage, die die Endkunden zu zahlen haben, nicht mehr vom aktuellen Großhandelsstrompreis abhängt. Derzeit beträgt die EEG-Umlage 5,3 Cent pro Kilowattstunde. Im kommenden Jahr dürfte sie erneut steigen. Mit dem Zuschlag wird den Anbietern von
Ökostrom ein Abnahmepreis garantiert.
52 Prozent der Deutschen lehnen die EEG-Umlage generell ab, 44 Prozent halten sie für richtig - so das Ergebnis einer Umfrage des Instituts TNS Infratests und der PR-Agentur Scholz & Friends. Auch unter den Befürwortern einer Umlage sind 42 Prozent nicht bereit, in Zukunft einen noch größeren Anteil zur Energiewende zu leisten.
Der Geschäftsführer von VDMA Power Systems, Thorsten Herdan, warnte davor, ohne klare Bedingungen für die Unternehmen werde bis 2015 kein einziger Euro mehr in Offhore-Windparks investiert werden.
Bund und Länder müssten sich nach der
Bundestagswahl schnell auf neue Förderrichtlinien einigen. «Man darf die Rahmenbedingungen nicht mehr an den Zeitpunkt der ersten Stromlieferung knüpfen, sondern an den Zeitpunkt der finalen Investitionsentscheidung», sagte Herdan. Die Windkraftindustrie dürfe dabei auch nicht für Fehlentwicklungen der
Solarbranche «in Sippenhaft genommen» werden.
In der Nordsee darf der Konzern
RWE seine Windparks weiter ausbauen. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) habe die Genehmigung zum Bau von weiteren 108 Turbinen für die Windparks Nordsee 2 und Nordsee 3 rund 40 Kilometer nördlich der Insel Juist erteilt, berichtete RWE Innogy in Essen.
Einschließlich Nordsee 1 erstreckt sich das Baugebiet der drei Windparks auf insgesamt 100 Quadratkilometer. Bis zu 162 Windkraftanlagen mit einer Leistung von rund 1.000 Megawatt können dort errichtet werden. Über die erste der drei Ausbaustufen will RWE endgültig Anfang 2014 entscheiden. Für alle drei Projekte wurden rund 3 Milliarden Euro veranschlagt.
Der Ost-Beauftragte der Bundesregierung Christoph Bergner (
CDU) sieht in der Umsetzung der Energiewende mehr Chancen als Risiken für die neuen Länder. «Wir haben bereits quantitativ eine Vorreiterrolle. Wir müssen diese auch technologisch haben», sagte er am Mittwoch in Halle zu den Ergebnissen einer von ihm in Auftrag gegebenen Studie.
Danach werden bereits jetzt 29 Prozent des Stroms in den Ost-Ländern durch erneuerbare Energieträger erzeugt, vor allem aus Wind. In den alten Ländern seien es nur 20 Prozent. (dpa)