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08.04.2011 | 08:02 | Atomkatastrophe Fukushima 

Atomkrise in Japan - die Fukushima-Chronik

Berlin - Vier Wochen nach dem Erdbeben in Japan bleibt die Lage im Atomkraftwerk Fukushima ernst. Die Folgen der Atomkatastrophe sind gravierend.

Atomenergie
(c) proplanta
Ein Rückblick auf die bisherigen Entwicklungen nach offiziellen Mitteilungen, Meldungen japanischer Medien und Berichten von dpa-Korrespondenten:


FREITAG, 11. März

14.46 Uhr Ortszeit (06.46 Uhr MEZ): Japan erlebt das schwerste Erdbeben seiner Geschichte. Experten geben die Stärke mit 9,0 an. Das Epizentrum liegt 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai im Meer.

Eine extrem hohe Flutwelle trifft die Ostküste und reißt Schiffe, Häuser, Autos und Menschen mit. An einer Stelle soll sie bis zu 23 Meter hoch gewesen sein.

In einem Reaktor des AKW Fukushima Eins (Daiichi) fällt die Kühlung aus, im AKW Onagawa bricht ein Feuer aus.

Die Regierung ruft den atomaren Notfall aus und bezeichnet dies als Vorsichtsmaßnahme. Rund 2.000 Bewohner in der Umgebung des AKW Fukushima Eins werden zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert.

Das Notkühlsystem im AKW Fukushima Eins läuft nur noch im Batteriebetrieb.


SAMSTAG, 12. März

Im Reaktor 1 wird kontrolliert Druck abgelassen, es gibt erhöhte Radioaktivität in der Umgebung. Im AKW steigt die Strahlung auf das Tausendfache des Normalwerts.

Ausweitung der Evakuierungszone auf zehn Kilometer; 45.000 Menschen sind betroffen. Das Kühlsystem im Reaktor 2 ist beschädigt.

Die Atomsicherheitsbehörde teilt mit, dass möglicherweise eine Kernschmelze begonnen habe.

Eine Wasserstoffexplosion im Block 1 zerstört Dach und Wände des Außengebäudes.

Ausweitung der Evakuierungszone auf 20 Kilometer um das AKW.


SONNTAG, 13. März

Auch im Reaktor 3 fällt die Kühlung aus.


MONTAG, 14. März

Im Reaktor 3 gibt es eine schwere Wasserstoffexplosion, die das Außengebäude stark beschädigt.

Kühlungsausfall in Reaktor 2.

In drei Reaktoren drohe die Kernschmelze, räumt die Regierung ein.


DIENSTAG, 15. März

Eine dritte Explosion erschüttert dieses Mal Reaktor 2. Der Sicherheitsbehälter scheint beschädigt zu sein.

Feuer in Block 4 und Wasserstoffexplosion. Zwei große Löcher klaffen in der Außenwand des Gebäudes.

Die Zahl der Einsatzkräfte im AKW Fukushima Eins wird nach Tepco-Angaben von bislang 800 auf zeitweise 50 Experten reduziert.


MITTWOCH, 16. März

Die radioaktive Strahlung am AKW Fukushima Eins erreicht neue Höchstmarken.

Hubschrauber schütten Wasser auf Reaktor 3.


DONNERSTAG, 17. März

Das Wasser im Becken mit den abgebrannten Kernbrennstäbe im Reaktor 4 steht kurz vor dem Siedepunkt.

Die Zahl der Verletzten beim AKW-Bedienungspersonal steigt auf 46. Einige von ihnen wurden verstrahlt.

Wasserwerfer der japanischen Streitkräfte kühlen mehrere Reaktoren.


FREITAG, 18. März

Stromkabel werden zu den Reaktoren 1 und 2 gelegt.

Die Mitarbeiterzahl im AKW wird auf mehr als 120 erhöht.


SAMSTAG, 19. März

Spinat und Milch aus der Umgebung des Atomkraftwerks Fukushima Eins sind radioaktiv verstrahlt.

Im Trinkwasser von Tokio und in fünf weiteren Präfekturen ist radioaktives Jod aufgetaucht - noch gibt es aber keine Warnung, das Wasser in Tokio nicht zu trinken.

Das Gesundheitsministerium ordnet einen Verkaufsstopp von Lebensmitteln aus der Präfektur Fukushima an.


SONNTAG, 20. März

Block 2 hat nach Angaben von Tepco wieder Strom.

Die Reaktorblöcke 5 und 6 werden wieder gekühlt und sind in einer stabilen Lage.

Die Temperatur in allen Fukushima-Abklingbecken erreicht Werte von unter 100 Grad.


MONTAG, 21. März

Aus Reaktor 3 tritt plötzlich wieder grauer Rauch aus. An Block 2 wird weißer Dampf gesichtet.

Die Regierung verbietet wegen radioaktiver Belastung den Verkauf von Spinat und anderem Blattgemüse in vier Präfekturen. Aus neun Gebieten wird erhöhte Strahlung im Trinkwasser gemeldet. Sie liege allerdings unter den Grenzwerten, heißt es.


DIENSTAG, 22. März

Der Energiekonzern Tepco entschuldigt sich bei Atom-Flüchtlingen aus dem Gebiet um das Unglückskraftwerk: «Es tut uns leid, dass wir Ihnen so viel Mühe bereitet haben.»

Alle sechs Reaktoren haben nach Angaben von Tepco eine externe Verbindung zur Stromversorgung. Damit sollen die Kühlsysteme wieder in Betrieb genommen werden.

Techniker machen im Kontrollraum von Block 3 Licht.


MITTWOCH, 23. März

Die Stadtregierung von Tokio warnt vor radioaktiv belastetem Trinkwasser. Babys sollen deshalb kein Leitungswasser mehr trinken.

Am Nachmittag steigt erneut schwarzer Rauch über Reaktor 3 auf. Daraufhin müssen die Arbeiter den Kontrollraum vorübergehend räumen.


DONNERSTAG, 24. März

Drei Arbeiter im Turbinenraum von Block 3 werden stark verstrahlt. Zwei kommen mit Wasser in Berührung, dessen Strahlung 10.000 Mal so hoch ist wie üblich. Sie werden ins Krankenhaus gebracht.


FREITAG, 25. März

Dampf steigt von den Reaktorblöcken 1, 2 und 4 auf.

Verstrahltes Wasser wird auch im Untergeschoss der Turbinenräume an den Meilern 1 und 2 gefunden. Spätere Messungen ergeben eine 10.000-fach erhöhte Strahlung.

Zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben steigt die Zahl der Toten auf über 10.000. Mehr als 17.000 Menschen werden noch vermisst.

Die Regierung empfiehlt den Bewohnern der Zone von 20 bis 30 Kilometern um das Kraftwerk Fukushima Eins, diese freiwillig zu verlassen.

Nach Warnungen vor einer Verkrustung der Kernbrennstäbe mit Salz wird zur Kühlung von Block 1 nicht mehr Meerwasser, sondern Süßwasser eingesetzt.


SAMSTAG, 26. März

Auch Block 2 wird nun mit Süßwasser von außen gekühlt.

Im Meerwasser vor dem AKW wird eine Belastung mit radioaktivem Jod gemessen, die den zulässigen Grenzwert um das 1250-Fache übersteigt.


SONNTAG, 27. März

Es gibt Verwirrung um die Höhe der Strahlung direkt am Meiler 2. Betreiber Tepco macht unterschiedliche Angaben - erst soll sie um das 10-Millionen-Fache erhöht sein, dann um deutlich weniger, dann soll neu geprüft werden.

Im Meerwasser vor dem AKW wird eine Belastung mit radioaktivem Jod gemessen, die den zulässigen Grenzwert um das 1850-Fache übersteigt.


MONTAG, 28. MÄRZ

Die Regierung in Tokio räumt ein, dass im Reaktor 2 in den vergangenen zwei Wochen vermutlich eine Kernschmelze eingesetzt hat.

Die Regierung ruft Anwohner auf, die Evakuierungszone im Umkreis von 20 Kilometern um das Kraftwerk nicht zu betreten. Einige Menschen ignorieren die Warnung und kehren in ihre Häuser zurück.

Im Boden um die Anlage werden Spuren von hoch giftigem Plutonium entdeckt.


DIENSTAG, 29. MÄRZ

Ministerpräsident Naoto Kan warnt im Parlament, die Lage in Fukushima sei «unvorhersehbar».

Das radioaktiv verstrahlte Wasser aus den Blöcken 2 und 3 kann vorerst nicht abgepumpt werden, weil es an Tanks fehlt. Woher das Plutonium im Boden genau kommt, ist nach wie vor ungeklärt.


MITTWOCH, 30. MÄRZ

Im Meer vor Fukushima steigt die Radioaktivität. Der zulässige Grenzwert für Jod-131 wird um mehr als das 3300-Fache überschritten.

Die Regierung plant Notmaßnahmen, um die weitere Ausbreitung der Radioaktivität zu verhindern. Unter anderem soll ein ferngesteuertes Fahrzeug Kunstharz über die Trümmer sprühen.


DONNERSTAG, 31. MÄRZ

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy besucht Tokio.

Trotz Empfehlung der internationalen Atomenergiebehörde IAEA und von Umweltschützern will Japan die Evakuierungszone um Fukushima nicht ausweiten.

Japan will nach der Atomkatastrophe von Fukushima die Pläne zum Bau von neuen Kernkraftwerken prüfen.

Das Grundwasser bei Block 1 ist nach Tepco-Angaben stark verstrahlt. 10.000-fach erhöhte Werte von Jod-131 seien im Wasser entdeckt worden.


FREITAG, 1. APRIL

Die japanische Atomaufsichtsbehörde kritisiert, die von AKW-Betreiber Tepco gemessenen Strahlenwerte vom Grundwasser seien teilweise fehlerhaft. Tepco bestätigt nach einer erneuten Messung 10.000-fach erhöhte Werte von Jod-131 im Grundwasser beim AKW.

Regierungssprecher Yukio Edano wechselt vom blauen Overall in einen dunkelgrauen Anzug. Das Kabinett hatte seit dem Beben die gleichen Schutzanzüge getragen wie die Helfer im Erdbebengebiet.


SAMSTAG, 2. APRIL

Der japanische Regierungschef Naoko Kan besucht erstmals die Krisenregion. Es werde ein langer Kampf, bei dem Regierung und Einsatzkräfte zäh bleiben müssten, sagt Kan. Er verbringt nur 20 Minuten mit den Opfern. Dafür erntet er Kritik.

Aus einem 20 Zentimeter langen Riss in einer Wand beim Reaktor 2 sickert radioaktives Wasser ins Meer. Das Wasser hat eine Strahlung von mehr als 1.000 Millisievert pro Stunde. Ein Greenpeace-Experte bezeichnet die Werte als «lebensbedrohlich».

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verspricht bei einem Kurzbesuch in Tokio Hilfe beim Wiederaufbau.


SONNTAG, 3. APRIL

Aus dem Riss beim Reaktor 2 fließt weiter Wasser. Versuche, den Spalt mit Beton und Kunststoff abzudichten, schlagen fehl.

Die japanische Regierung denkt über eine Umsiedlung von Menschen aus der vom Tsunami zerstörten Küstenregion nach. Die Bewohner könnten in höher gelegene Gebiete ziehen und die Wohnviertel an der Küste komplett aufgegeben werden.

Auf dem AKW-Gelände werden die Leichen zweier Arbeiter gefunden.
Die Männer waren bei dem Tsunami gestorben.


MONTAG, 4. APRIL

Der Energiekonzern Tepco beginnt, 11.500 Tonnen leicht verseuchtes Abwasser in den Pazifik zu pumpen. Damit sollen Tanks frei werden, um dort stärker strahlendes Abwasser zu speichern.


DIENSTAG, 5. APRIL

Das radioaktiv verseuchte Wasser bleibt ein Problem: 60 Millionen Liter sollen im Keller der Reaktorgebäude sowie in unterirdischen Kanälen stehen. Das Wasser behindert die Bemühungen, die Atomruine in den Griff zu bekommen.

Die Strahlung im Meer bei den Atomreaktoren ist stark erhöht. Es werden Messergebnisse bekannt, wonach die Jod-Konzentration im Meer vor Reaktorblock 2 um das 7,5-Millionenfache über den zulässigen Grenzwerten liegt.


MITTWOCH, 6. APRIL

Es ist gelungen, das Leck in einem Schacht beim Reaktor 2 abzudichten. Unklar ist, ob die Abdichtung mit Flüssigglas hält.


DONNERSTAG, 7. APRIL

Arbeiter füllen Stickstoff in das Reaktorgehäuse von Kraftwerksblock 1. Sie wollen verhindern, dass es in den zerstörten Reaktorgebäuden erneut zu Wasserstoff-Explosionen wie kurz nach der Havarie kommt. (dpa)
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