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Obwohl die Energieriesen bereits damit begonnen haben, ihre Tarife entsprechend zu senken und damit an die aktuellen Marktgegebenheiten anzupassen, geben sie noch immer lediglich die Hälfte der real möglichen Preissenkungen an die Kunden weiter. Zu diesem ernüchternden Fazit gelangt ein heute, Mittwoch, vorgestelltes Gutachten im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion. Den durch diese Preispolitik erzielten Mehrerlös der Energieversorger schätzen die Studienautoren für 2009 auf 1,6 Mrd. Euro.
Angesichts des großen Zugewinns durch zu späte oder gänzlich gestrichene Preisanpassungen halten die Experten eine weitere Preissenkung um 15 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal für angemessen. Bislang wurden für das zweite Quartal lediglich durchschnittliche Nachlässe von zwölf Prozent im Vergleich zum vierten Quartal 2008 angekündigt. "In Summe wäre eine Preisanpassung nach unten von 27 Prozent realistisch. Weil längst nicht nur mehr die großen Energieriesen, sondern vor allem auch die kleineren Stadtwerke in Deutschland diese Politik betreiben, brauchen wir zwingend mehr Wettbewerb", sagt Uwe Leprich von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes.
Obwohl die Anzahl der Gasanbieter in den vergangenen zehn Jahren zugenommen hat, könnte die Preiswillkür durch weitere Anbieter drastisch gesenkt werden, meint auch Thorsten Storck vom unabhängigen Verbraucherportal Verivox. "Eine größere Anzahl an Anbietern würde den Preisdruck erhöhen sowie automatisch zu mehr Wettbewerb führen", unterstreicht Storck auf Nachfrage von pressetext. Zusätzlich sei aber auch das Bewusstsein der Verbraucher wichtig, unter mehreren Anbietern - ähnlich wie beim Strom - wechseln zu können. Trotz der Liberalisierung des Gasmarkts und fallender Ölpreise konnten deutsche Gasriesen bereits im ersten Halbjahr 2009 Mehrerlöse von einigen Hundert Mio. Euro einstreichen.
Die Argumentation der Gasanbieter, die Preise aufgrund der Kopplung an den Ölpreis relativ hoch halten zu müssen, ist angesichts der aktuellen Talfahrt nicht länger plausibel. So sank der Ölpreis in den vergangenen Monaten, wodurch auch die für die Versorger wichtigen Einkaufspreise für Gas stark fielen. "Unternehmen verspüren hierzulande kaum einen Preisdruck. Der gesetzliche Rahmen wird sich in dieser Hinsicht jedoch bald verschärfen", verdeutlicht Leprich. Dem Fachmann nach müssten die Gasimporteure aus diesem Grund dazu verpflichtet werden, einen Teil ihrer Menge an Wettbewerber zu versteigern. (pte)