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31.12.2015 | 07:28 | Strommarkt 2016 

Droht der dicke Nachschlag bei den Strompreisen?

Düsseldorf / Berlin - Beim Blick auf die nächsten Stromrechnungen dürften viele deutsche Verbraucher zum Start ins neue Jahr erst einmal durchatmen: Für die meisten Haushalte sollen die Preise zunächst stabil bleiben.

Strompreise 2016
Gute Nachricht für Verbraucher: Die Stromkosten werden den Geldbeutel 2016 wohl in nicht allzu vielen Fällen zusätzlich belasten - jedenfalls nicht zum Jahresbeginn. Verbraucherschützer rechnen im weiteren Verlauf aber mit leichten Anpassungen nach oben. (c) proplanta
«Wir rechnen mit keinen großen oder dramatischen Veränderungen», sagt Ingmar Streese vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Tatsächlich hat sich die Mehrzahl der rund 800 Versorger an der Preisfront ein Stillhalten verordnet - vorerst.

So registrierte das Vergleichsportal Verivox zum Januar 2016 bisher nur 140 Anbieter, die ihre Tarife zum Jahresbeginn im Schnitt um 2,8 Prozent anheben wollen. Bei weiteren knapp 50 Versorgern sinken sie sogar. Auch die Branchengrößen Eon und RWE, die im Zuge der Energiewende mitten im größten Konzernumbau ihrer Geschichte stecken, deuteten an, die Strompreise für die Endverbraucher zunächst einmal nicht anzutasten.

Eon-Finanzchef Michael Sen versicherte bei der Vorlage der Quartalszahlen im November, die Kosten für die Kunden über den Jahreswechsel hinaus stabil halten zu wollen. Und RWE verdeutlichte, Anfang 2016 im Grundversorgungstarif nicht an der Preisschraube zu drehen.

Doch es bleibt offen, wie sich die Strompreise dann in den folgenden Monaten entwickeln werden. Denn die Versorger werden vor allem durch zwei Entwicklungen in die Zange genommen: den Anstieg der EEG-Umlage - also der Vergütung zur Förderung von erneuerbaren Energien - sowie die ebenfalls absehbare Steigerung der Netzentgelte. Auf diesen beiden Kostenbestandteilen des Strompreises wollen sie am Ende nicht sitzen bleiben.

Im Jahr 2017 befürchtet Streese zusätzliche Belastungen, die wegen des Netzausbaus über Erdkabelverlegung auf die Verbraucher zukommen könnten. Andererseits kommt es auf der Beschaffungsseite auch zu Entlastungen für die Versorger. «Was uns immer wieder ärgert», ergänzt der Verbraucherschützer, «ist, dass die Kostenvorteile durch die gesunkenen Einkaufspreise nicht weitergeben werden.» Eine ähnliche Kritik hatte es auch bereits bei den Gaspreisen gegeben.

Der Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) will zu Preistrends in der Stromwirtschaft zwar keine genauen Angaben machen. Aber Verbandschefin Hildegard Müller deutete anlässlich der Bekanntgabe der EEG-Umlage 2016 vor einigen Wochen an, in welche Richtung es nun gehen könnte. Dass die Umlage nur geringfügig steige, sei für die Endkunden eine erfreuliche Entwicklung. Aber: «Zahlreiche weitere Faktoren beeinflussen den Endkundenpreis leider auch negativ», betonte sie.

Der durchschnittliche Strompreis in der Grundversorgung, so errechnete das Vergleichsportal Check24, ist seit dem Juli 2007 um 47 Prozent gestiegen. Am Börsenpreis für die Strombeschaffung im Großhandel unter den Unternehmen liegt das nicht. Dort fällt und fällt der Preis, weil immer mehr geförderter Ökostrom auf den Markt drängt. Der Börsenpreis beträgt inzwischen nur noch 3 bis 4 Cent pro Kilowattstunde - etwa halb so viel wie 2011 - und unterschreitet gelegentlich sogar die Schallmauer von 3 Cent.

Der Stromeinkauf der Versorger macht nur noch etwa ein Viertel des Endpreises für die Kunden aus. Mehr als die Hälfte sind staatliche Umlagen, Steuern und Abgaben, auf deren Erhöhung der BDEW den deutlichen Preisanstieg in den vergangenen Jahren zurückführt. Hinzu kommen Netzentgelte, die rund 23 Prozent des Strompreises ausmachten.

So oder so - für die privaten Endkunden bleibt die Strompreis-Politik ein undurchschaubarer Dschungel. Vielfach blieben die Erhöhungen weitgehend intransparent, beklagt Energiefachmann Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW. Alle möglichen Zusatzkosten von der umstrittenen Braunkohlereserve bis zu den teuren Erdkabeln in Bayern und anderswo verschwänden in dieser «Blackbox».
dpa
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