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12.02.2013 | 11:04 | Energieversorger 

EnBW sucht Weg aus der Krise

Karlsruhe - Das Programm «EnBW 2020» soll den Karlsruher Energieversorger EnBW aus der Krise führen, lukrative Märkte erschließen und neuen Wettbewerbern auf dem Energiemarkt die Stirn bieten.

EnBW
(c) proplanta
«Das Marktumfeld ist extrem herausfordernd», sagte der neue EnBW-Chef Frank Mastiaux am Montag bei seiner 100-Tage-Bilanz. Jede Beteiligung werde geprüft und jedes Projekt auf seine Profitabilität hin untersucht.

Im Unternehmen, das nach dem Atomausstieg in die roten Zahlen gerutscht war, gebe es erheblichen Veränderungsbedarf. Es müsse schneller, effizienter und kundenfreundlicher werden. Zudem soll es neue Geschäftsfelder jenseits des Strom- und Gasverkaufs erschließen. Als Beispiele nannte Mastiaux Programme und Geräte für Energieeffizienz und Vermarktungsservice für kleine Energieerzeuger. Vorbild sind für ihn Telekommunikationsunternehmen. «Sie verkaufen inzwischen Geräte für das Lebensgefühl.»

Die ersten Ergebnisse des Strategieprogramms sollen im März vorliegen und im Juni im Aufsichtsrat beraten werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zeigte sich enttäuscht. «Viele blumige Worte, aber keine inhaltliche Neuausrichtung» kommentierte die baden-württembergische Vorsitzende Brigitte Dahlbender die Ankündigungen. Mastiaux sei die Antworten schuldig geblieben, wie die EnBW auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren will.

Am 1. März will der Konzern seine Jahreszahlen vorlegen. Es wird erwartet, dass er bereits wieder schwarze Zahlen schreibt. Allerdings sei mit Stromerzeugung in konventionellen Kraftwerken kaum noch Geld zu verdienen, sagte Mastiaux. Vor diesem Hintergrund sei auch das Abrutschen des Marktanteils von einst 13 auf unter neun Prozent zu bewerten. «Wir werden jeden Block im Blick auf seine Wirtschaftlichkeit prüfen», kündigte er an. Dabei dürfe nicht Versorgungssicherheit riskiert werden - «aber das muss sich auch rechnen».

An dieser Stelle sieht der Manager auch die Politik gefordert. Sie müsse ausgewählte Kraftwerke als «strategische Reserve» speziell fördern. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hält Mastiaux im Grundsatz für richtig. Es müsse jedoch «dringend in Richtung Markt weiterentwickelt werden».

Dies gelte auch für die Richtlinien für Off-shore-Windparks. Mastiaux hatte kurz nach seinem Amtsantritt die Pläne für zwei Parks in der Nordsee wegen fehlender Sicherheiten beim Netzanschluss ausgesetzt. «Wenn wir es ernst meinen mit unseren CO2-Zielen, dann brauchen wir diese Windparks. Dann muss die Regierung die Rahmenbedingungen schaffen, dass wir unsere Pläne nach Hause fahren können.» Bislang fehle der Bundesregierung eine Energie-Strategie aus einem Guss, es werde oft nur über Details diskutiert.

Im Inland will Mastiaux in den kommenden Jahren kleinere Brötchen backen. Beim Ausbau von Sonnen- und Windkraftwerken setzt er auf Bündnisse mit Kommunen und Genossenschaften. «Dabei werden wir völlig uneitel sein.» Gute Perspektiven sieht der Konzernchef dagegen im Wachstumsmarkt Türkei, wo gemeinsam mit einem Partner bereits mehrere Wind- und Wasserkraftwerke umgesetzt wurden. Dort schloss Mastiaux auch den Bau von konventionellen Werken nicht aus.

Zu den Beteiligungen, mit deren Verkauf die EnBW eine Milliarde Euro einnehmen will, wollte sich Mastiaux nicht äußern, um die Verhandlungen nicht zu stören. Gerüchte, der Konzern könne sich von seiner Billigmarke Yello trennen, wies er allerdings zurück. Die Zahlen hätten sich deutlich verbessert. «Yello macht einen klasse Job.» (dpa)
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