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30.07.2022 | 10:33 | Gaskrise 

Gas fließt trotz deutlicher Lieferreduzierung weiter in Speicher

Berlin/Bonn - Trotz stark reduzierter Liefermengen aus Russland fließt weiter Gas in die deutschen Speicher. Vom vergangenen Dienstag auf Mittwoch habe sich der Füllstand leicht um 0,3 Prozentpunkte auf 67,5 Prozent erhöht, berichtete die Bundesnetzagentur am Freitag in ihrem täglichen Gas-Lagebericht.

Gasversorgung
Wegen der Energiekrise schlägt Wirtschaftsminister Habeck inzwischen deutlicher Missmut entgegen. Manche Bürger fürchten, dass im Winter das Gas ausbleibt. Doch noch lagern die deutschen Speicher den wichtigen Rohstoff ein. (c) Jim Parkin - fotolia.com
Seit Mittwoch liegen die Liefermengen aus der Ostseepipeline Nord Stream 1 nur noch bei etwa 20 Prozent der Kapazität. Eine neue Verordnung sieht vor, dass die deutschen Speicher am 1. September zu mindestens 75 Prozent gefüllt sein müssen. Um das Ziel zu erreichen, müssen damit rein rechnerisch bis zum 31. August täglich gut 0,2 Prozentpunkte hinzukommen.

Die Großhandelspreise gingen am Freitag leicht zurück. Sie lägen in Folge der erneuten Lieferreduzierung aber weiter auf sehr hohem Niveau, berichtete die Behörde weiter. Unternehmen und private Verbraucher müssten sich auf deutlich steigende Gaspreise einstellen.

Bei einigen sorgt das inzwischen für Empörung. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wurde bei einem Bürgerdialog in Bayreuth am Donnerstagabend mit lautstarken Protesten empfangen und verteidigte den Kurs der Bundesregierung. Deutschland dürfe trotz der finanziellen Nachteile durch stark gestiegene Energiepreise den russischen Krieg gegen die Ukraine nicht tolerieren, sagte er. Die Protestierenden waren bei der Veranstaltung insgesamt in der Minderheit.

Deutschland müsse so schnell wie möglich unabhängig von russischen Energien werden, betonte Habeck. Dafür will der Grünen-Politiker unter anderem den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen. «Wir müssen so schnell wie möglich unser Energiesystem umstellen, weg von fossilen Energieträgern, hin zu erneuerbaren Energien», sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Ab Samstag sollen etwa die Vergütungssätze für alle neuen Photovoltaikanlagen steigen.

Habeck erwartet einen «entscheidenden Schub» für die Solarenergie. Bis zu 13,4 Cent pro Kilowattstunde sollen diejenigen erhalten, die ab Samstag eine neue Photovoltaikanlage in Betrieb nehmen. Zugleich gilt der Grundsatz, dass erneuerbare Energien im sogenannten «überragenden öffentlichen Interesse» liegen und bei Abwägungen Vorfahrt haben. «Das ist entscheidend, um das Tempo zu erhöhen», sagte Habeck. Erneuerbare Energien seien angesichts der aktuellen Lage zu einer Frage der «nationalen und europäischen Sicherheit geworden».

Eine Inbetriebnahme der Pipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland lehnte Habeck am Freitag erneut ab. Deutschland müsse weniger abhängig werden und Russland habe sich bei der Energieversorgung als unzuverlässig erwiesen. Habeck verwies außerdem auf die internationale Allianz in der Ukraine-Politik. Vor allem die USA sind entschieden gegen die Pipeline.

Stattdessen soll Niedersachsen nun die Möglichkeit eines zweiten Terminals für Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven prüfen. Darüber gab es laut Landesumweltministerium Gespräche mit dem Bundeswirtschaftsministerium. Ein konkreter Standort und ein möglicher Startzeitpunkt könnten aber noch nicht genannt werden. In einem bis eineinhalb Jahren könne womöglich ein neuer Anleger gebaut werden.

Die Bauarbeiten für das erste LNG-Terminal in Wilhelmshaven sind angelaufen. Wenn alles nach Plan geht, kalkuliert das Bundesland mit einem Betriebsstart Ende Dezember. Als weitere LNG-Standorte stehen neben Stade in Niedersachsen bereits Brunsbüttel in Schleswig-Holstein sowie Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern fest.
dpa
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