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23.02.2009 | 05:57 | Biokraftstoff 

Indonesien verbrennt das Image von Biodiesel

Berlin - Deutsche Erzeuger kritisieren die Aufhebung des Moratoriums für die Palmölproduktion in Torfgebieten.

Ölpalme
(c) proplanta
Ungeachtet der weltweit kritisch geführten öffentlichen Diskussion über die Verwendung bestimmter Rohstoffherkünfte für die Produktion von Biokraftstoffen, hat die indonesische Regierung nach Angaben der Presseagentur AP das langjährige Moratorium aufgehoben, das die Erweiterung der Anbauflächen für die Palmölproduktion auf Torfgebiete untersagte. Die Entwässerung dieser Gebiete als Voraussetzung für die Anpflanzung von Palmölplantagen führt über den damit verbundenen Humusabbau unmittelbar zu einer CO2-Anreicherung in der Atmosphäre. Dieser Zusammenhang ist der indonesischen Regierung bekannt.
 
Die Union zur Förderung von Oel und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) erinnert daran, dass die Frage der Nutzung von Naturschutzflächen, und hier insbesondere von Torfland, Gegenstand einer intensiv geführten Diskussion zwischen EU-Rat und Parlament war, als die förderrechtlichen Anforderungen der Erneuerbare-Energien-Richtlinie abgestimmt wurden. Die Auswirkungen dieser Flächenumnutzung finden ihren Niederschlag in den Standardwerten im Anhang der Richtlinie über die CO2-Emissionen bei der Gewinnung von Biodiesel aus Palmöl.

Die UFOP fordert daher, dass möglichst schnell international abgestimmte und zugelassene Zertifizierungssysteme etabliert werden, damit zumindest über die Identität der Rohstoffherkunft sichergestellt wird, dass von der Biomasseproduktion zur Herstellung von Biokraftstoffen keine über die übliche Nutzung hinausgehende Treibhausgaswirkung ausgeht. Der Beschluss der indonesischen Regierung bestätigt, dass die Verdrängungseffekte offenbar mit Zertifizierungssystemen nicht unterbunden werden können. Deshalb müssten bereits jetzt zwischen EU und Produktionsländern wie Indonesien Gespräche über die Flächennutzung für die Rohstoffproduktion geführt werden.

Zunächst sieht die UFOP insbesondere die Mineralölindustrie als Hauptabnehmer in der Pflicht. Sie muss sicherzustellen, dass zur Beimischung ausschließlich nachhaltig produzierte Rohstoffe für die Produktion von Biokraftstoffen, sei es zu Biodiesel oder auch für die Produktion von hydrierten Pflanzenölen eingesetzt werden. Es kann nicht sein, so die UFOP, dass in der Europäischen Union unter hohen umwelt- und auch sozialpolitischen Standards Rohstoffe nachhaltig produziert werden und andererseits Exportländer wie Indonesien diese Anforderung schon jetzt offensichtlich systematisch unterlaufen. Die UFOP appelliert daher an die Mineralölindustrie zunächst auf die heimische bzw. europäische Rohstoffproduktion zurückzugreifen, denn dann sei auf jeden Fall sichergestellt, dass Biokraftstoffe aus einer nachhaltigen Rohstoffproduktion für die Kraftstoffnutzung zum Einsatz kommen. (ufop)
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