Im schattigen Pflanzendickicht ruhen - verborgen vor zwei- und vierbeinigen Jägern - Kitze, Rebhühner und Feldhasen. Im Spätsommer, wenn sie den Schutz der Pflanzen nicht mehr brauchen, werden Blätter und Stengel in die Biogasanlage wandern und als Energie dem Menschen dienen, erklärte Werner Kuhn von der LWG bei der Projektvorstellung in Veitshöchheim. Seine Vision: Energie aus
Biomasse muss sich ökologisch verträglich erzeugen lassen - ohne intensive landwirtschaftliche Bearbeitung der Böden, ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und zum Wohle von Niederwild und Insekten. Das Projekt wird zeigen, wie wirtschaftlich diese Vision sein kann.
Die Suche nach den geeigneten Pflanzen gestaltete sich anfangs schwierig, machten die wissenschaftliche Mitarbeiterin der LWG Dr. Birgit Vollrath und die Versuchstechnikerin Antje Werner klar. Von etwa 300 möglichen Pflanzen blieben nur rund 70 geeignete übrig. „Um die Jungtiere in den Flächen zu schonen und den
Bienen und anderen Insekten in einer blütenarmen Zeit Nahrung anzubieten, wählten wir Arten mit einem späten Blühtermin,“ erklärte Vollrath. Inzwischen stehen an vier Standorten in Deutschland - Güntersleben, Eichenbühl, Bad Zwischenahn und Oldenburg - jeweils rund 80 Versuchsparzellen mit unterschiedlichen Saatgutmischungen.
Die Pflanzen werden zunächst einzeln geerntet, ihr Biomasse-Ertrag gemessen und im Labor der Methan-Ertrag festgestellt. Gleichzeitig prüfen Biologen, welche und wieviele Insekten und andere Tere in diesen Biotopen leben. In drei bis fünf Jahren werden die Versuchsingenieure der LWG erneut Bilanz ziehen. „Selbst wenn der Versuch ergeben sollte, dass der wirtschaftliche Erfolg hinter dem ökologischen zurücksteht, dass sich mit diesen für Umwelt, Flora und Fauna wertvollen Pflanzungen weniger Biogas als erwartet erzeugen lässt, so stellen sie doch eine interessante alternative Bewirtschaftsform zum
Maisanbau dar“, wagt Kuhn eine Prognose für die Zukunft.
Im Projekt „Energie aus Wildpflanzen“ arbeiten Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Jagd und Naturschutz eng zusammen, um nach einer Lösung zu suchen, die dem
Klimaschutz ebenso gerecht wird wie dem Naturschutz. Das Projekt wird von der Fachagentur
Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördert und von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) geleitet. Weitere Projektpartner sind die Deutsche Wildtier Stiftung, der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL), der Internationale Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC), der Landesjagdverband Bayern (BJV) und der Saatguthersteller Saaten Zeller. (LWG)