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05.11.2007 | 06:38

Markt für Solarzellen boomt - Weltweit größtes Testlabor in Köln

Köln - Schwere Hagelkörner schlagen mit hoher Geschwindigkeit auf, helle Blitze zucken unaufhörlich, es herrschen Temperaturen von 85 Grad.

Solaranlage
(c) danielschoenen - fotolia.com

Kein Klima-Horrorszenario, sondern Härtetests für Solarzellen. Wer im weltweit boomenden Markt für Solarmodule mitspielen will, muss seine Produkte zuvor testen und zertifizieren lassen - in der EU mit dem CE-Zeichen. Das weltweit modernste und größte Prüflabor für Solarmodule hat der TÜV Rheinland in Köln in Betrieb. «Wir sind die führende Kraft und was wir an Sicherheits-Philosophien einführen, wird von anderen Ländern gerne übernommen», sagt der Leiter des Prüflabors für Photovoltaik, Wilhelm Vaaßen.

Weltweit gibt es nur eine handvoll Labore, die Solarmodule - diese bestehen aus Solarzellen - für die Industrie unter die Lupe nehmen, etwa ein Center in Italien, Japan, den USA oder Spanien. Rund 70 Prozent aller Hersteller von Solarmodulen lassen ihre Produktreihen beim Kölner TÜV-Testlabor auf Haltbarkeit und Energie-Effizienz testen. Pro Jahr sind es rund 300 Zertifizierungen, sagt Vaaßen. Die Solarmodule werden in verschiedenen Umweltsituationen gestresst, Hitze, Hagel, extreme Temperaturschwankungen werden simuliert. Die umfassenden Tests dauern rund ein halbes Jahr. «Wir haben eine Durchfaller-Quote von etwa 30 Prozent im Labor.»

Um Weltmarktführer zu bleiben, baut die TÜV-Gruppe auch im Wachstumsmarkt Asien neue Labore auf. «Da, wo sich die Herstellermärkte auftun, da gehen wir mit unserem Equipment hin», betont der TÜV Rheinland. «Gut ein Drittel der Produkte, die sich bei uns im Labor befinden, sind Solarmodule aus China», erklärt Vaaßen.

«Wie viele andere Anfänger auch, müssen die chinesischen Hersteller vielfach noch ihre Hausaufgaben machen - und zeigen sich dabei sehr lernfähig.» Kunden-Anforderungen und Qualitätsansprüche seien auf dem europäischen Markt sehr hoch.

Das Geschäft mit der Sonne - Solarstrom und Solarwärme - boomt. Der Gesamtumsatz der Solarbranche werde allein in Deutschland von derzeit 4,8 Milliarden Euro auf rund 8 Milliarden Euro im Jahr 2012 wachsen, sagt Sebastian Fasbender vom Bundesverband Solarwirtschaft.

Die stärkere Säule ist dabei die Photovoltaik (Solarstrom) mit derzeit 3,7 Milliarden Euro. Mit den Solarzellen wird dabei Sonnenenergie in Strom ungewandelt. Die Solarwärmetechnik ist mit einem Umsatz von zuletzt 1,2 Milliarden Euro deutlich kleiner.

«Bei den Solarzellen ist Deutschland mit Abstand der größte Markt der Welt», erklärt Fasbender. Rund 50 Unternehmen produzieren hierzulande Zellen, Module oder andere Komponenten. Die Zahl der Beschäftigten in der Solarstrom-Branche wird nach Prognosen von 35.000 auf 100.000 bis zum Jahr 2020 hochschnellen. Während derzeit der Solarstrom nur einen Anteil von einem Prozent am deutschen Stromverbrauch ausmacht, werden es im Jahr 2050 schon 25 Prozent sein, sagt der Verband voraus. Die meisten Solarzellen sind auf Dächern angebracht.

Hauptkonkurrenten bei der Produktion von Solarzellen sind die Japaner. «Auch China hat in den vergangenen Jahren viel Produktion aus dem Boden gestampft, vor allem für den Export», betont der Verbandssprecher. Unter den Zielländern für Solarenergie gehörten Italien und Spanien zu den wichtigsten Wachstumsmärkten. Auch die USA sind stark im Kommen.

Bei der Technologie sind bisher Solarzellen auf Silizium-Basis dominant auf dem Markt. Mit sogenannten Dünnschicht-Solarzellen auf Kadmium- oder Indium-Basis reagiert die Branche aber auf die Verknappung des Rohstoffs Silizium. Dünnschicht-Module machen derzeit in Deutschland nur 10 Prozent aus, werden dem Solar-Verband zufolge aber deutlich aufholen. «Beide werden künftig nebeneinander bestehen, so wie PC und Laptop», meint Verbandssprecher Fasbender.

Doch zuvor ist für alle die Hürde der Zertifizierung zu nehmen: In einer Klimakammer aus Stahl müssen die Module beim KÖlner TÜV 1000 Stunden lang schwitzen und zudem Isolationsprüfungen bestehen. Vier Wochen lang durchlaufen sie Bestrahlungen in einer UV-Kammer. «Wir klären, ob es dabei zu Leistungseinbrüchen kommt», erklärt Vaaßen.

Alle Test- und Simulationsgeräte sind eigens beim TÜV entwickelt worden, auch eine Hagelschlag-Apparatur, eine Blitzkammer, eine Splittertest-Anlage sowie eine Außen-Station für energetische Messungen. Nur eines fehlt noch, wie der TÜV einräumt: Solarmodule an Fassaden und auf Dächern der eigenen Gebäude in der Domstadt. (dpa)
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