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10.07.2019 | 00:05 | Energiebranche 

Netzbetreiber fordern forcierten Ausbau der Offshore-Windkraft

Hannover - Deutschland will bis zum Jahr 2050 keine schädlichen Treibhausgase mehr ausstoßen. Um dieses Klimaschutzziel zu erreichen, muss die Offshore-Windenergie Studien zufolge viel schneller ausgebaut werden als bisher.

Offshore-Windenergie
Die Windräder in der Nordsee spielen eine Schlüsselrolle beim Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom. Ein Konsortium von Netzbetreibern fordert jetzt eine stärkere europäische Zusammenarbeit. Ein erstes Stromverteilkreuz könne dann in den 2030er Jahren in Betrieb gehen. (c) halberg - fotolia.com
«Dafür brauchen wir unbedingt eine international koordinierte Planung», sagte der Geschäftsführer des Netzbetreibers Tennet, Tim Meyerjürgens, am Dienstag in Hannover. Er präsentierte im Namen des Konsortiums «North Sea Wind Power Hub» erste Ergebnisse von Machbarkeitsstudien, Untersuchungen und Tests zu Strom-Verteilkreuzen in der südlichen Nordsee.

Eine koordinierte Planung würde Kostenvorteile von 30 Prozent für alle Nordsee-Anrainerstaaten bringen, betonte der Tennet-Chef. Auf Zahlen, wie viel das Milliardenprojekt kosten werde, wollte er sich nicht festlegen. Europaweit waren Ende vergangenen Jahres 13 Gigawatt Offshore-Windenergie installiert.

Für den Umstieg komplett zu erneuerbaren Energien sind bis zu 180 Gigawatt im Jahr 2045 in der Nordsee notwendig. Wenn man die erneuerbaren Energien an Land hinzuzähle, könnten dann alle Bewohner Zentraleuropas mit umweltfreundlicher Energie versorgt werden, sagte Meyerjürgens.

Zu dem Konsortium gehören auch Netzbetreiber aus den Niederlanden und Dänemark wie Energienet und Gasunie sowie der Hafen von Rotterdam. Zum Start vor zwei Jahren hatte den Planern ein einziges riesiges Windenergie-Verteilkreuz im Bereich der Doggerbank in der Nordsee vorgeschwebt.

Jetzt erscheint der schrittweise Ausbau von etwa 12 Strom-Verteilkreuzen mit jeweils 10 bis 15 Gigawatt Kapazität praktikabler. Diese könnten auf Plattformen, Setzkasten-Inseln oder Sandinseln gebaut werden, hieß es. Im Moment werde eine Plattform-Lösung favorisiert.

Die Experten untersuchten auch Szenarien für die Strom-in-Gas- sowie Strom-in-Wasserstoff-Umwandlung auf See und an Land. Im Rahmen des Pilotprojektes soll in den 2030er Jahren an Land Strom in Gas umgewandelt werden. Dies helfe Engpässe im Stromübertragungsnetz zu überwinden, sagte Meyerjürgens. Bei einer Offshore-Umwandlung könnten künftig zum Beispiel auch Schiffe auf See betankt werden.

Jetzt seien die politischen Entscheidungsträger am Zug, betonte er. Das Konsortium hoffe zunächst auf Gespräche der Regierungen Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande. «Wir sind auch daran interessiert, die Diskussion über die Beteiligung anderer Nordseeländer wie auch der Übertragungsnetzbetreiber Großbritanniens und Norwegens zu eröffnen», hieß es. Die Windenergie-Branche unterstütze die Pläne.

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) begrüßte das Verteilkreuz-Konzept und sagte: «Wir brauchen endlich einen großen internationalen Ansatz.» Die Energiewende werde nicht nur mit kleinen Schritten gelingen.

Nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) lieferten 2018 erneuerbare Energien 35 Prozent der Bruttostromerzeugung in Deutschland. Zwar wurde 17 Prozent durch Windenergieanlagen an Land und auf See geliefert, zuletzt stagnierte aber besonders der Offshore-Ausbau.

Das Treibhausgas CO2 entsteht vor allem durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre liegt inzwischen mehr als 45 Prozent höher als in vorindustrieller Zeit, also vor 1750. Seitdem ist die Durchschnittstemperatur weltweit um rund ein Grad gestiegen.
dpa
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