Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
04.10.2016 | 12:35 | Preisdruck 

Solarbranche besorgt - China drückt die Preise

Bonn/Berlin - Auf einen sonnigen Herbst kann Deutschlands Solarbranche sich nicht freuen - im Gegenteil: Die Preise stehen extrem unter Druck wegen Überkapazitäten in China.

Solarbranche
Die Solarbranche fing gerade an, sich wieder zu erholen. Nun aber drohen neue Probleme und Preisdruck durch ein Überangebot in China. Manche in der Branche fordern daher schärfer kontrollierte Schutzzölle - doch diese sind umstritten. (c) Franz Metelec - fotolia.com
Deutschlands größter Solarzellenhersteller Solarworld in Bonn hat bereits seine Prognose nach unten korrigiert und den Abbau von insgesamt 500 Stellen von Zeitarbeitern angekündigt. Weitere Jobverluste könnten branchenweit folgen, befürchten die deutschen Photovoltaik-Betriebe, deren Beschäftigtenzahl in den vergangenen Jahren auf rund 38.000 geschrumpft ist.

Der europäische Herstellerverband EU ProSun spricht von massivem Marktdruck durch illegale Billig-Importe aus China. «Es wird gepfuscht und getrickst, um Anti-Dumping-Auflagen zu umgehen», sagt ProSun-Präsident Milan Nitzschke, zugleich Sprecher bei Solarworld.

Hintergrund des Drucks aus Fernost ist ein beispielloser Solarzubau in China: Angesichts der Umweltbelastung hatte die Regierung dort für 2016 ein ehrgeiziges Solar-Ausbauprogramm mit 21 Gigawatt Kapazität angekündigt. Das entspricht der Kapazität von 16 modernen Atomkraftwerken.

Tatsächlich wurde die riesige Menge an Solaranlagen aber schon im ersten Halbjahr erreicht, woraufhin Peking die Förderung zum 1. Juli abrupt drosselte. Nach der harten Bremsung sitzen die chinesischen Hersteller jetzt auf gewaltigen Produktionsmengen, die sie irgendwie in den Markt bringen müssen. Zugleich ist China als Absatzmarkt für Module ausländischer Hersteller fast auf einen Schlag weggefallen.

Analysten des US-Investmenthauses Roth Capital Partners erwarten, dass das Überangebot für mindestens die nächsten 1,5 Jahre bestehen bleibt. Sie sehen sich an den Preisverfall am Solarmarkt aus den Jahren 2011 und 2012 erinnert und halten eine «erhebliche Marktbereinigung» ähnlich wie damals für gut möglich. Nicht nur die Branche in Europa leidet unter der Situation, auch in Asien werden Stellen abgebaut wie jüngst in Malaysia.

Auf dem Papier ist der europäische Markt geschützt: Seit 2013 gelten in der Europäischen Union (EU) Schutzzölle gegen chinesische Importe und ein Mindestpreis von 56 Cent pro Watt Solarleistung - das wäre auskömmlich für die Industrie. Doch laut Branchenkennern wird dieser Preis zunehmend unterschritten - etwa, weil chinesische Unternehmen ihre Zellfertigung nach Vietnam verlegen. «Der Mindestpreis wurde schon immer leicht unterlaufen», sagt ein Fachmann, der seinen Namen nicht nennen will. Er habe real oft bei etwa 50 statt 56 Cent gelegen. Seit Mitte des Jahres seien aber alle Schleusen offen und es würden Module mit 40 bis 45 Cent pro Watt angeboten.

Wie es weitergehen soll, ist in der deutschen Solarbranche umstritten. Die Zellen- und Modulhersteller, die von EU ProSun vertreten werden, fordern die Verlängerung der Schutzzölle gegen China möglichst um fünf Jahre und eine wesentlich schärfere Verfolgung von Verstößen durch die Zollbehörden. Spätestens bis zum März 2017 steht eine mögliche Verlängerung in Brüssel an.

Die Gegenposition nimmt die 2015 gegründete Solar Alliance für Europe (Safe) ein, in der neben Großunternehmen wie der Energieversorger EnBW oder dem Mannheimer Anbieter MVV auch Installationsbetriebe vertreten sind. Ihr Argument: Drei Viertel der Wertschöpfung einer neuen Solaranlage blieben zum Beispiel durch Installation und Wartung in Europa - selbst wenn die ursprüngliche Solarzelle aus Übersee komme. Von diesem Geschäft schließe Europa sich durch garantierte Mindestpreise, die deutlich über dem Weltniveau liegen, aus. Ohne die Zölle könnten Module in Europa rund ein Fünftel billiger angeboten werden, argumentiert Safe. Sie fordert die Abschaffung der Mindestpreise.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Neues riesiges Solarprojekt in Mittelsachsen geplant

 Grünen-Fraktionschefin hofft weiter auf Bewegung bei Solar-Förderung

 Meyer Burger kündigt Mitarbeitern - Endgültiges Aus in Freiberg

 Ampel-Koalition uneinig über Solarförderung

 Hohe Verluste bei Solarhersteller Meyer Burger

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken