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17.04.2010 | 16:29 | Gefahrenprodukte 

Schwieriger Kampf gegen gefährliche Konsumgüter

Brüssel - Der rosa-gelbe Babystrampler ist verziert mit aufgeklebten Blümchen und Pailletten.

Labor
(c) Andreas F. - fotolia.com
Doch das niedliche Leibchen aus China birgt tödliche Gefahren: Der Stoff enthält die Gift-Chemikalie Anilin, und löst sich eine der Pailletten, kann das Kind sie verschlucken. Das ist nur eines der 1993 Gefahrenprodukte, die Kontrolleure europaweit im vergangenen Jahr an das EU- Schnellwarnsystem RAPEX gemeldet haben, sieben Prozent mehr als 2008. Die Dunkelziffer liegt nach Ansicht von Fachleuten freilich deutlich darüber.

Zwar will EU-Verbraucherkommissar John Dalli in dem neuerlichen Anstieg keine generelle Zunahme gefährlicher Konsumgüter auf Europas Märkten sehen, sondern vielmehr ein Zeichen der effizienten Überwachungssysteme in den Mitgliedstaaten und der guten Zusammenarbeit mit RAPEX. Doch er muss einräumen: Die EU hat derzeit ihre Möglichkeiten ausgeschöpft. Jetzt sind die nationalen Regierungen gefragt, das Sicherheitsnetz wasserdichter zu machen.

Die Zahlen zeigen den Handlungsbedarf: Am häufigsten beanstandeten Händler oder Verbraucherschützer Kinderspielzeuge und Kleidung, danach folgen mit etwas Abstand Fahrzeuge und Elektrogeräte. Der weitaus größte Anteil kam erneut mit 60 Prozent aus China. Die meisten gefährlichen Produkte meldete Spanien (220), gefolgt von Deutschland (187) und Griechenland (154).

Unter den Produkten, die die Kommission exemplarisch vorstellte, waren Nacht-Lichtstecker für Kinder oder Handmixer, die Elektroschocks verursachen. Ein nicht isolierter Wasserkocher war halb geschmolzen, ein Heizofen angekokelt. Ein Laserpointer kann wegen zu starken Lichts Sehschäden, ein Feuerzeug Brandverletzungen, ein mit Dimethylfumarat behandeltes Ledersofa Allergien verursachen.

Besonders in Gefahr sind Kinder: Zu lange Kordeln an Pullis und T- Shirts drohen ihre kleinen Träger zu erdrosseln. Karnevals-Perücken können blitzschnell in Flammen aufgehen, Lebensmittel-Imitate aus weichem Plastik verspeist und Kleinteile verschluckt werden. 472 der Meldungen an RAPEX betrafen Spielzeuge. Und eine gesonderte Marktstudie aus 13 EU-Ländern zeigte, dass ein Fünftel der Kinderspielzeuge nicht den Sicherheitsstandards entspricht. Die meisten davon hatten Probleme mit der Mechanik.

80 Prozent der Spielzeuge in Europa stammen aus China. Demnächst will Dalli nach China reisen, um mit den Behörden zu reden - damit sie «noch mehr Fortschritte machen», wie er diplomatisch formuliert.

Vor allem aber sieht Dalli die Mitgliedstaaten in der Pflicht. So sehe die EU-Richtlinie bereits die Möglichkeit von Sanktionen auf Importeure von Gefahrenprodukten vor. Sie auch anzuwenden, sei aber Sache der Staaten. «Die Mitgliedstaaten müssen für Strafen sorgen, die abschrecken», fordert der Malteser. Notwendig seien auch mehr Ressourcen für die Kontrolleure.

Deutlicher wird die SPD-Europaabgeordnete Evelyne Gebhardt. Unsichere Produkte dürften gar nicht erst auf den europäischen Markt gelangen - das müsse ein «entscheidendes Ziel» sein. «Dass gerade Kinder, die besonderen Schutz bedürfen, am häufigsten Gefahren ausgesetzt sind, darf nicht weiter sein», fordert die Verbraucherrechts-Expertin, und fügt hinzu: «Es kann nicht sein, dass manche Länder nur ein paar Warnungen an RAPEX weitergeleitet haben, während andere europäische Länder bis zu 200 Meldungen schickten.» (dpa)
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