Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
29.04.2009 | 07:51 | Schweinegrippe  

Schweinegrippe fliegt um den Globus - Verdachtsfälle in Deutschland

Berlin/Genf - In Deutschland gibt es nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums drei ungeklärte Verdachtsfälle auf Schweinegrippe.

Ausbreitung der Schweinegrippe
(c) yasar simit - fotolia.com
Nordrhein-Westfalen und Bayern meldeten jeweils drei Verdachtsfälle. Während diese noch überprüft wurden, war das Virus bis Dienstag aber mit Sicherheit von Mexiko aus per Flugzeug in zwei weiteren Ländern eingetroffen: Neun Studenten und ein Lehrer aus Neuseeland sowie ein 26-Jahre alter Mann aus Israel sind nachweislich daran erkrankt. Der Erreger war zuvor bereits in den USA aufgetaucht, wo bis Dienstag 50 Fälle registriert wurden. Zudem gab es 6 Fälle in Kanada sowie je 2 in Spanien und Schottland. Allen Patienten außerhalb Mexikos ging es relativ gut. Mit Blick auf die vier Europäer sagte EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou: «Alle erholen sich gut und sind in einem zufriedenstellenden Zustand.» Damit ist das Virus bislang in mindestens sieben Ländern nachgewiesen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verschärfte wegen des erheblich erhöhten Risikos für eine weltweite Ausbreitung der Krankheit ihre Alarmstufe von 3 auf 4. Diese Alarmstufe heißt, dass ein neues Grippevirus von Tieren auch Menschen infizieren kann und von Mensch zu Mensch übertragen wird. Sie empfahl jedoch keine Reisebeschränkungen oder gar das Schließen von Grenzen. Wenn möglich, sollten aber Reisen in gefährdete Gebiete vermieden werden.

Nach WHO-Angaben gibt es in Mexiko 26 im Labor bestätigte Fälle, davon 7 Tote. Der Mexikanische Gesundheitsminister José Ángel Córdova hatte zuvor von 152 Grippetoten gesprochen, bei 20 Toten sei das Schweinegrippevirus bestätigt. 776 Grippepatienten würden derzeit stationär in Krankenhäusern behandelt, sagte Córdova am späten Montagabend (Ortszeit) dem Fernsehsender Televisa. Zuvor hatte der Gesundheitsminister erklärt, die Zahl der gemeldeten Fälle und der Grippetoten sei in den vergangenen Tagen langsamer angestiegen. Im ganzen Land sollen die Schulen, Kindergärten und Universitäten aber bis zum 6. Mai geschlossen bleiben.

In keinem der bayerischen Verdachtsfälle war bis Dienstagnachmittag eine Infektion bestätigt, wie eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums in München sagte. Zum Schutz der betroffenen Bürger würden Einzelheiten zu Wohnort und Identität der Kranken nicht genannt. Einer der drei Betroffenen aus Nordrhein-Westfalen lebe im Sauerland und sei schon vor Wochen aus Mexiko zurückgekehrt, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Düsseldorf. «Da die formalen Kriterien eingehalten werden müssen, wurde der Mann gemeldet.» Er war sei noch in Mexiko erkrankt und dort behandelt worden. Im Kreis Recklinghausen steht ein am Montag aus Cancún in Mexiko heimgekehrtes Paar unter Quarantäne. Ein Schnelltest sei allerdings bereits negativ verlaufen, sagte die Leiterin des Gesundheitsamtes, Ulrike Horazek. Alle Betroffenen warten noch auf endgültige Testergebnisse.

Gesundheitsstaatssekretär Klaus Theo Schröder betonte, es gebe derzeit keine konkrete Bedrohung der Bevölkerung in Deutschland. Auch wenn sich der Verdacht einer Infektion in Deutschland bestätigen sollte, würde es sich zunächst nur um Einzelfälle handeln, die schnell diagnostiziert und wohl auch erfolgreich behandelt werden könnten. Schröder erläuterte, dass sich im Schnitt 9.000 deutsche Touristen in Mexiko aufhielten.

Grundsätzlich sei auch in Deutschland mit Schweinegrippe-Fällen zu rechnen, betonte der Leiter des Robert Koch-Instituts, Jörg Hacker. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sagte der «Bild»- Zeitung (Dienstag) das Risiko einer weltweiten Verbreitung könne derzeit niemand genau kalkulieren. «Es kann eine weltweite Grippewelle geben. Ich mache mir Sorgen, hoffe aber, dass meine Sorgen grundlos bleiben.» Die Bundesregierung sieht sich gewappnet. «Bund und Länder, Ärzte, Krankenhäuser und Rettungsdienste wissen genau, was sie im Ernstfall zu tun haben.»

Die meisten Bundesländer sehen sich ebenfalls für einen möglichen Ausbruch der Schweinegrippe in Deutschland gut vorbereitet und haben für rund 20 Prozent ihrer Bevölkerung Grippemitteln eingelagert, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa ergab. Nordrhein- Westfalen hält sogar Medikamente für rund ein Drittel seiner Einwohner bereit. Deutlich niedrigere Quoten melden dagegen die Nordländer Niedersachsen, Bremen und Hamburg sowie Baden-Württemberg.

Das Europäische Seuchenkontrollzentrum (ECDC) schlug die Bezeichnung «Neue Grippe» für die Virusinfektion vor. Vom Verzehr von Schweinefleisch geht laut Experten keine Gefahr aus, und das Virus wird nicht nur von Schweinen übertragen. Andere Forscher schlugen die Namen «Nordamerikanische Grippe» oder «Mexikogrippe» vor. Die WHO blieb jedoch zunächst bei «Schweinegrippe».

Einen Schrecken verbreitete die Explosion eines Behälters mit Schweinegrippeviren in einem Schweizer Zug. Es bestand nach Angaben der Behörden aber keine Ansteckungsgefahr. Es handle sich nicht um den mutierten, für Menschen gefährlichen Stamm des Subtyps H1N1 aus Mexiko. Ein Genfer Angestellter hatte am Montagabend in Zürich unter anderem fünf Fläschchen mit Schweinegrippeviren abgeholt, um sie per Zug nach Genf zu bringen. Allerdings war das Trockeneis in dem Transportbehälter irrtümlicherweise falsch platziert worden. Es verdampfte, in der Verpackung entstand ein Überdruck. Schließlich explodierte das Paket kurz vor dem Bahnhof Freiburg (Fribourg) in der Schweiz.

Ein erwarteter Rückgang der Flugbenzinnachfrage wegen der Schweinegrippe hat die Ölpreise am Dienstag deutlich gedrückt. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Auslieferung im Juni fiel um 1,21 Dollar auf 49,11 Dollar. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken