Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
17.08.2009 | 20:58 | Wasserkraftwerk  

Viele Tote nach Havarie in sibirischem Kraftwerk

Moskau - Viele Tote und blankes Entsetzen in Russlands größtem Wasserkraftwerk, Panik bei der Bevölkerung in der Region:

Wasserkraft
(c) proplanta
Eine schwere Explosion brachte den Maschinenraum der Anlage in Sibirien zum Einsturz. Mindestens elf Arbeiter starben. Stunden nach der Detonation wurden noch mehr als 70 Menschen vermisst. Den Rettungskräften bot sich am Montag ein Bild des Grauens. Unter den Betontrümmern wurden viele weitere Opfer befürchtet. Elf Leichen waren bis zum Abend geborgen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bekundeten in Berlin ihr Beileid.

In der Umgebung der Anlage am Sajano-Schuschensker Stausee machte sich die Angst vor einem Bruch der Staumauer breit. Katastrophenschutzminister Sergej Schoigu dementierte diese Gefahr auf einer vom Staatsfernsehen live ausgestrahlten Pressekonferenz. Wegen eines Schichtwechsels hätten sich zum Zeitpunkt der Detonation besonders viele Arbeiter bei den Turbinen aufgehalten, hieß es. Nach ersten Ermittlungen war kurz vor ein Uhr nachts Ortszeit ein Transformator in dem 1978 in Betrieb genommenen Kraftwerk explodiert, nachdem Wasser in zwei Lüftungsrohre eingedrungen war. Das Fernsehen zeigte Bilder des völlig zerstörten Maschinenraums mit herumliegenden Trümmern.

Die Staatsanwaltschaft habe ein Verfahren wegen Verletzung der Sicherheitsvorschriften eingeleitet, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörden, Wladimir Markin, nach Angaben der Agentur Interfax. Laut Katastrophenschutz der Stadt Krasnojarsk wird die vollständige Reparatur der Anlage, die ein Aluminiumwerk des Oligarchen Oleg Deripaska mit Strom versorgt, vier Jahre oder länger dauern. In der Umgebung des Kraftwerks sei es zu Panikkäufen von Lebensmitteln gekommen, berichteten Medien in Moskau. Tausende Haushalte seien ohne Strom gewesen. Bewohner umliegender Orte befürchten wegen des Strommangels Versorgungsengpässe. Regierungschef Wladimir Putin versprach den Angehörigen der Opfer die umfangreiche Hilfe des Staates und kündigte an, die Region mit Energie aus anderen Kraftwerken versorgen zu lassen.

Auch Präsident Dmitri Medwedew ließ sich ständig über die Lage informieren. Am Mittag trafen Psychologen in der Umgebung des Kraftwerks ein, um Angehörige zu betreuen. Auf dem 320 Kilometer langen Stausee bildete sich nach dem Unfall ein großer Ölteppich. Behörden zufolge bestand aber keine Gefahr für die Umwelt. Merkel bekundete in einem Schreiben an Medwedew ihr Beileid. «Mit Bestürzung habe ich von dem schrecklichen Unfall von Sajano Schuschenskaja im Osten Ihres Landes (...) erfahren», heißt es darin. Steinmeier äußerte in einem Telegramm an seinen russischen Kollegen Sergej Lawrow ebenfalls seine Bestürzung: «Hierzu möchte ich Ihnen, Ihrer Regierung und den Bürgerinnen und Bürgern Russlands mein aufrichtiges Beileid und tief empfundenes Mitgefühl aussprechen.»

Die Havarie ließ bei den traditionell abergläubischen Russen viele Erinnerungen an vergangene August-Katastrophen wie den Untergang des Atom-U-Bootes «Kursk» vor neun Jahren wachwerden. Im August vor einem Jahr kämpfte Russland im Krieg gegen Georgien. Seit Tagen fragen sich viele Moskauer, von welchem Unglück das Riesenreich in diesem Jahr heimgesucht werde. Die Antwort lieferte nicht nur das Kraftwerk. Am Montag wurde das Land außerdem von einem Selbstmordanschlag in der Teilrepublik Inguschetien erschüttert. Dabei starben mindestens 20 Menschen und wurden mehr als 130 verletzt. Während viele die August-Tragödien als Fluch ansehen, erklären rationale Gemüter dies eher mit urlaubsbedingter Abwesenheit der Entscheidungsträger und Schlendrian. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 EnBW startet mit Bau von XXL-Windpark in Nordsee

 Energiewende in Bayern krankt an Vielzahl von Problemen

 Energiekonzern RWE schneidet besser ab als erwartet

 Kretschmann und Kretschmer für ober- statt unterirdische Stromtrassen

 Genossenschaften nehmen Energiewende in eigene Hand

  Kommentierte Artikel

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig