Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

01.12.2010 | 06:36 | Mühlenwirtschaft 

Parlamentarischer Abend des Verbandes Deutscher Mühlen in Berlin

Bonn/Berlin - Problemernte 2010, Bioenergie, Gentechnik - dies waren die Themen des Parlamentarischen Abends der deutschen Mühlenwirtschaft am 24. November in Berlin.

Getreideernte
Vorstandsvorsitzender Hans-Christoph Erling skizzierte in seiner Ansprache eindrucksvoll diese aktuell wichtigsten Anliegen der Mühlenwirtschaft.

Nur ein Bruchteil der diesjährigen Ernte hatte Brotqualität, dramatisch steigende Getreidepreise sind die Folge. Die katastrophale Ernte belastet die Mühlen besonders, denn der Mehlpreis hängt zu 80 % vom Getreidepreis ab und drückt die ohnehin kargen Margen in den roten Bereich. 25 Cent kostet eine Packung Mehl, das entspricht dem Preis einer Zigarette. Wie so oft in der Lebensmittelherstellung findet auch die Wertschöpfung der Mühlenwirtschaft keine angemessene Entlohnung durch Handel und Verarbeiter.

Zum Druck durch die schmale Ernte tritt der massive Flächenverbrauch durch Agroenergie: schon heute werden 16 % der Ackerfläche für Energiepflanzen genutzt – Flächen, die im Getreideanbau fehlen und Mühlen zum überregionalen Einkauf zwingen. Dabei gibt es ungenutztes Potenzial durch die Verwertung  von Nebenprodukten und Reststoffen der Müllerei, hier sollte der Schwerpunkt der Agroenergie liegen.

Spuren nicht zugelassener GVO in der Rohware haben sich auch bei den Mühlen zum existenziellen Problem entwickelt. Schon einzelne Partikel hiervon lösen Verkehrsunfähigkeit aus, die Nulltoleranz im Gentechnikrecht ist ein gefährlicher Anachronismus. So hat der Fund von GV-Leinsaat im letzten Jahr Millionenschäden auch in der Mühlenwirtschaft ausgelöst. Gebraucht werden praktikable Schwellenwerte nach dem Vorbild der Schweiz,  wo unter strengen Bedingungen unvermeidbare Spuren toleriert werden. Das aktuelle Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat an dieser Notwendigkeit nichts geändert

Diese Punkte griff Michael Goldmann (FDP), Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, auf. Nur ein Drittel der diesjährigen Getreideernte ist zur Herstellung von Lebensmitteln geeignet. Die Preise sind bei Weizen und Roggen drastisch gestiegen, gleichzeitig sind deutliche Qualitätseinbußen des Getreides zu beklagen. Der Ausschuss wird geeignete Massnahmen erarbeiten, um in Zukunft bei Wetterkapriolen besser agieren zu können. Getreidepreise steigen, Nahrungsmittelpreise sinken – Mehl als Zwischenprodukt ist damit risikoreichen Schwankungen ausgesetzt, betonte Goldmann, und plädierte für eine bessere Absicherung angesichts volatiler Getreidemärkte.

Die Lebensmittelproduktion hat aus Goldmanns Sicht eindeutig Vorrang vor Biomasse. Nur eine effiziente, innovative und unternehmerische Land- und Ernährungswirtschaft kann eine stetig wachsende Weltbevölkerung von zukünftig mehr als neun Milliarden Menschen sicher, qualitativ hochwertig und in ausreichendem Maße ernähren. Der Ausschuss arbeitet intensiv an einer Lösung, die dem Zielkonflikt zwischen Ernährung und Bioenergie in angemessener Weise gerecht wird. Dabei wird auch die Verwendung von Reststoffen berücksichtigt.

Zur Gentechnik betonte Goldmann, dass diese Chancen und Risiken bietet, der Schutz von Mensch und Umwelt dabei oberstes Ziel des deutschen Gentechnikrechtes bleibt. Gleichfalls sollen die verantwortbaren Potenziale der grünen Gentechnik genutzt werden. Praktikable Lösungen der sich daraus ergebenden Probleme für Landwirte, Weiterverarbeiter und Verbraucher sind dringend erforderlich. 

Der Titel der Veranstaltung „Ohne Mehl ist nichts gebacken“ brachte die bedeutende Rolle der Mühlenwirtschaft bei der Ernährung auf den Punkt.


Vom Feld auf den Teller: Mühlen und Mehl sind zentraler Teil der Ernährungskette

600 deutsche Mühlen vermahlen Jahr für Jahr rund acht Millionen Tonnen Weizen und Roggen. Ihre Mahlerzeugnisse - Mehl, Schrot, Kleie, Vollkornprodukte - sind die Grundlage für die unerreichte Vielfalt von Brot und Backwaren in Deutschland. Mit rund 6.000 Beschäftigten erwirtschaften die Mühlen einen Jahresumsatz von nahezu zwei Milliarden Euro. Der Verband Deutscher Mühlen (VDM) mit Sitz in Bonn vertritt ihre Interessen.

Rund 50 hochrangige Teilnehmer aus Parlament und Behörden trafen unter diesem Motto in der Landesvertretung der Freien Hansestadt Bremen mit Mühlenunternehmern aus ganz Deutschland zusammen. (vdm)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen