Bis Mitte Mai blickten die Landwirte deutschlandweit noch sehr erwartungsvoll auf die heranwachsende Ernte, in die viel „investiert“ wurde. Die Situation hat sich angesichts der extremen Witterungsereignisse gedreht. Die
Hitzewelle in weiten Teilen Nord-/Ostdeutschlands hinterließ bereits irreversible Trockenschäden, deren Ausmaß jedoch noch schwer zu bewerten sei. Besonders betroffen ist spät gedrillte Sommergerste.
Auch Wintersaaten, die aufgrund der schwachen Wurzelausbildung die in tieferen Bodenschichten noch verfügbare Feuchte kaum erschließen können, leiden unter Hitzestress.
Wintergerste sei „weitgehend durch“, zunehmende Bedenken äußerten die Landwirte bei Weizen. Raps sei noch schwer einzuschätzen.
In West-/Mittel- und Süddeutschland haben Starkregen - teils verbunden mit Hagel - viele Bestände, zumeist Wintergerste, niedergedrückt. Zusätzliche Flächenausfälle seien durch Wasser- und Fraßschäden, zum Beispiel durch Mäuse, zu verzeichnen. Über eine sehr erfreuliche Entwicklung der Feldbestände berichteten lediglich Vertreter aus Bayern und Baden-Württemberg.
Wegen der spürbaren Ausdehnung der Fläche könnte die
Getreideernte 2008 der Menge nach dennoch durchschnittlich ausfallen, sofern sich die Wetterlage normalisiert.
Bei Getreide wurden vergleichsweise wenige Vorverträge abgeschlossen. Raps sei hingegen wieder umfangreich gebunden worden. Je nach Zeitpunkt fällt die Preisspanne hier mit 280 bis 470 EUR/t aber sehr weit aus.
Die extremen Preisschwankungen 2007/08 haben gezeigt, wie wichtig es ist, die Märkte stetig zu beobachten, um auf Entwicklungen schnell reagieren zu können. Die Vermarktung der Ernte habe vielerorts noch nicht den Stellenwert, den sie haben sollte.
Auf die im Markt angebotenen Modelle zu Vorverträgen mit Getreide - Ableitung über
Matif, Einlagerungsverträge - gab es wenig Resonanz. Die Instrumente seien noch zu ungewohnt und brachten im Falle von Qualitätsweizen wegen der unterschiedlichen Meinungen zur Höhe der Prämie oft keine Einigung.
Mit Sorge beobachten die Landwirte die steigenden Preise für Betriebsmittel, besonders extrem sei der Anstieg bei Dünger. Für eine rentable Produktion seien daher deutlich höhere
Erzeugerpreise als in den vergangenen Jahren notwendig. Großes Unverständnis zeigte man darüber, dass so wenige Landwirte bislang steuerbegünstigten Biodiesel tanken würden. (ZMP)