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29.04.2007 | 21:02 | Getreideernte 

Erste Maiwoche - Schicksalswoche für die Landwirtschaft

München - Die sommerlichen Temperaturen im April lassen die Bauern um ihre Getreideernten zittern.

Sonne
(c) proplanta
Der Sprecher des Deutschen Bauernverbandes, Michael Lohse, sagte dem «Focus»: «Wenn es in den nächsten zehn Tagen nicht dauerhaft regnet, drohen Missernten bei Sommergerste, -weizen und Zuckerrüben.» Gerade auch die Braugerste sei gefährdet. «Die Frühsaat kann in den trockenen Ackerschollen nur mickrige Wurzeln ausbilden.» Die meisten Felder in Deutschland sind nicht mit Bewässerungsanlagen ausgestattet. Es sei nicht auszuschließen, dass der heiße April im Herbst sogar den Bierpreis steigen lässt. 

Die frühe Hitze und Trockenheit bereitet auch den Waldbesitzern große Sorgen, berichtet weiterhin das Magazin. Durch einen jahreszeitlich extrem frühen Käferbefall der Bäume drohten den Bauern nach den Schäden durch den Orkan Kyrill weitere finanzielle Einnahmeverluste in Millionenhöhe. Die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldbesitzerverbände, Ute Seeling, sagte dem Magazin: «Normalerweise verbreiten sich schädliche Käfer erst in den Sommermonaten Juni, Juli und August in den Wäldern. Aber vor allem die vom Orkan umgestürzten Bäume trocknen bei der Hitze rasch und bieten den Käfern eine ideale Brutstätte.»

Die anhaltende Hitze hat besonders in der Landwirtschaft Brandenburgs aber auch in anderen Bundesländern erste Schäden angerichet. Sollte es in den kommenden Tagen nicht kühler werden und regnen, könnte es sehr problematisch werden, sagte Landesbauernpräsident Udo Folgart. «Die erste Maiwoche wird zur Schicksalwoche für die Landwirtschaft», warnte er in einem dpa-Gespräch am Sonntag in Potsdam. Alle Wintergetreidearten seien gefährdet und auch Raps, der in die Blüte geht. Die Pflanzen bräuchten dringend Nährstoff. «Nährstoff kann aber nur durch Wasser transportiert werden. Die Pflanzen, die gut aus dem Winter gekommen sind, lechzen nun nach Wasser», sagte Folgart. Auch auf dem Grünland zeichneten sich Trockenschäden ab.

Dieser Monat war der wärmste, trockenste und sonnigste April seit über 100 Jahren. Laut Born wird derzeit allenfalls die Hälfte der sonst üblichen Grasmenge geschnitten. Die Bewässerung der Felder lohnt sich laut Born nur bei umsatzstarken Kulturen. Ein Bewässerungsgang koste 200 EUR bis 250 EUR pro Hektar. Dies sei mehr als der Gewinn bei normalem Getreideanbau.

Für die Obstbauern kam das sommerliche Wetter hingegen sehr gelegen, weil im April die gefürchteten Nachtfröste ausgeblieben sind. Die Verbraucher müssen wir aber frisches Obst, Gemüse und Kartoffen derzeit tief in die Tasche greifen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres hätten sie dafür so viel bezahlt wie seit langem nicht mehr, berichtet «Focus» unter Berufung auf neue Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Danach lag der Preisindex für Frischeprodukte allein im März um 27 Punkte über dem Wert des Vorjahres. Dieses Niveau hätten die Preise seit Beginn der Aufzeichnungen 2001 noch nie erreicht. Als Hauptgrund sieht die GfK dem Magazin zufolge die Verknappung des Angebots aufgrund schlechter Ernte-Erträge.

Sollte in diesem Jahr europaweit Trockenheit herrschen, müssten sich die Verbraucher auf weiter steigende Preise einstellen. Die Landwirte reagieren den Angaben zufolge bereits auf das veränderte Klima. Bei Neuanpflanzungen würden heute meist Obstsorten aus dem nördlichen Mittelmeerraum gewählt, sagte Born. Künftig müssten Arten gezüchtet und ausgewählt werden, die mit weniger Wasser auskämen, dadurch aber auch weniger Erträge brächten. (dpa)
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