(c) proplanta Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais - das sind die Klassiker auf hessischen Getreidefeldern. Dieses gewohnte Bild gibt es auf dem Riedhof im Frankfurter Stadtteil Nieder-Erlenbach nicht zu sehen. Dort wachsen seltsam aussehende Gräser, einige davon mit einer braunen Blüte. «Das ist Kolbenhirse», erklärt Sven Kötter vom Riedhof. Zehn verschiedene Hirsesorten werden dort mittlerweile angebaut, von der Japanhirse bis zur Manna Hirse.
«Wir sind einer der wenigen Höfe, die das machen», berichtet der Gärtnermeister. Das bestätigt auch Bernd Weber vom hessischen Bauernverband in Friedrichsdorf. «Absolut exotisch», lautet sein Kommentar zu der Hirse aus Hessen. Dass diese uralte Getreidesorte nennenswerte Anbauflächen erobern wird, glaubt der Experte jedoch nicht. Auf dem Riedhof, der sich vor allem auf Kräuter für die Grüne Soße spezialisiert hat, wird die Hirse als Delikatesse für Vögel angebaut.
«Mein Chef ist vor etwa zehn Jahren auf die Idee gekommen. Er züchtet Wellensittiche», berichtet Kötter von den Anfängen. Chef Michael Weiß wollte sein eigenes Vogelfutter anbauen, kaufte sich Samen und säte eine kleine Ecke damit ein. Aus der kleinen Ecke wurden Felder, immer mehr Sorten wurden ausprobiert. Mittlerweile wird nicht mehr nur für den Hausgebrauch produziert, sondern auch für den Großhandel.
An das Saatgut ranzukommen, sei nicht schwer gewesen, erzählt Kötter. Hirse ist im Anbau recht genügsam, wenn auch im Vergleich zu anderen Getreiden etwas frostempfindlicher. Gesät wird im Frühjahr, geerntet wird von August bis Oktober. Über die Mengen, die auf dem Riedhof anfallen, will Kötter nichts sagen.
Hirse wird in Deutschland jedoch nicht nur von Vögeln gepickt, sondern auch von Menschen gegessen - zum Beispiel in Suppen, als Brei oder Beilage. Mit ihrem hohen Mineralstoffgehalt ist Hirse sehr gesund, bis vor mehreren hundert Jahren gehörte sie fest zum deutschen Speiseplan. Heute ist sie nur noch beim Vogelfutter und aus dem Sortiment von Bioläden nicht mehr wegzudenken. «Das ist ein wichtiger Artikel, der schon seit langem viel nachgefragt wird», berichtet Michael Welzenbach vom Großhandel Phönix-Naturprodukte in Rosbach im Wetteraukreis, der Bioläden beliefert.
Die Hirse kommt zum Beispiel aus China oder den USA, zum Teil auch aus Deutschland. Hierzulande wird sie jedoch nur sehr selten angebaut. Welzenbach selbst kennt nur einen Betrieb in Brandenburg. Vom Riedhof in Nieder-Erlenbach droht diesem Betrieb keine Konkurrenz. Dort gibt es keine Pläne, Hirse künftig auch als menschliche Nahrung anzubieten. «Ab und zu fragen mal Besucher, was das ist. Aber zum Essen wollte die Hirse noch keiner haben», erzählt Gärtnermeister Kötter. (dpa/lhe)
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