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16.11.2010 | 07:12 | Holzindustrie 

Forst- und Holzwirtschaft in Baden-Württemberg im Bundesvergleich auf Spitzenplatz

Donaueschingen - „Der Erfolg der Forst- und Holzwirtschaft in Baden-Württemberg ist das Ergebnis der offenen und vertrauensvollen Zusammenarbeit aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette.

Holzwirtschaft
Wenn Waldbesitzer, Forstunternehmer, Holztransporteure, Handwerk und holzverarbeitende Industrie weiter an einem Strang ziehen, wird es gelingen, die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Holzbranche dauerhaft zu stärken“, sagte der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz, Rudolf Köberle MdL, am Samstag (13. November 2010) anlässlich der Jahrestagung des Verbandes der Säge- und Holzindustrie Baden-Württemberg e. V. in Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis).

Der Landesbetrieb ForstBW, die kommunalen Forstbetriebe und die rund 260.000 privaten Waldbesitzer im Land hätten sich in der Vergangenheit als verlässliche Partner und Rohstofflieferanten für die Sägewerksbetriebe im Land erwiesen. Andererseits ermögliche die Sägeindustrie den Waldbesitzern durch den Kauf von Rundholz die Pflege der Waldbestände: Sie versetze die Waldwirtschaft in die Lage, den Anteil naturnaher und klimastabiler Mischbestände mit einem ausgewogenen Verhältnis der einzelnen Baumarten weiter zu erhöhen. Dies diene wiederum der nachhaltigen Rohstoffversorgung der Holzindustrie.


Forst- und Holzwirtschaft wichtig für Baden-Württemberg

„Der baden-württembergische Cluster Forst und Holz stellt mit einem Jahresumsatz von 31 Milliarden Euro, 29.000 überwiegend kleineren und mittelgroßen Unternehmen sowie insgesamt rund 200.000 Beschäftigten in unserem strukturell sehr vielseitigen Land ein wirtschaftliches Schwergewicht dar“, erklärte der Forstminister. Nach wie vor stamme jedes vierte in Deutschland erzeugte Nadelschnittholzbrett aus dem Südwesten. Auch mit Blick auf die im Bundesvergleich überdurchschnittlich hohe Holzbauquote von knapp 24 Prozent nehme das Land eine Spitzenstellung ein. „Das Waldland Baden-Württemberg bietet mit seinen ausgedehnten, leistungsfähigen und naturnah bewirtschafteten Wäldern ein hervorragendes Potenzial zur wirtschaftlich sinnvollen und nachhaltigen Nutzung des Rohstoffs Holz“, erklärte Köberle. Ziel aller Akteure entlang der Produktkette Holz müsse es sein, die Wertschöpfung der geernteten Hölzer in der Region kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Sägeindustrie spiele dabei eine wichtige Rolle.

„Ohne leistungsfähige Sägewerksunternehmer kein konkurrenzfähiger Cluster Forst und Holz im Land“, betonte Köberle. Vor allem die kleineren und mittleren Sägewerksunternehmen im Land hätten sich sehr gut an den Schnittholzmärkten positioniert und auch in schwierigen Zeiten Marktanteile verteidigt. Sie seien sowohl in speziellen Marktnischen als auch im internationalen Geschäft tätig. Die Unternehmer hätten Produkte entwickelt, die weltweit nachgefragt würden. Jeder Betrieb sehe für sich eigene Entwicklungsmöglichkeiten.


Konjunktur und Klimawandel beeinflussen Rohstoffversorgung und Preise

„Mit der anziehenden Konjunktur im Jahr 2010 und der damit einhergehenden steigenden Mengennachfrage nach Holz sind die Preise sowohl für Schnittholz als auch für Waldrundholz gestiegen“, sagte Köberle. Bis zum Ende des dritten Quartals dieses Jahres hätten die Rundholzpreise bundesweit und länderübergreifend um rund 25 Prozent angezogen. Die Schnittholzpreise hätten noch stärker zugelegt. Sie befänden sich derzeit über dem Rekordniveau aus dem Jahre 2007. Auch die Erlössituation im Bereich der Sägeresthölzer habe sich durch eine robuste Nachfrage der Holzwerkstoffindustrie und der verstärkten energetischen Verwendung dieser Produkte weiter verbessert. Die derzeit attraktiven Holzpreise würden die Einschlagstätigkeit im Privatwald anregen. Im öffentlichen Wald werde im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Nachhaltigkeit auf hohem Niveau eingeschlagen. Die angespannte Versorgungslage aus dem Sommer 2010 werde sich im Verlauf des Jahreswechsels weiter entspannen. Gleichwohl gehe die Branche in den nächsten Wochen und Monaten von einer weiterhin hohen Nachfrage aus.

Nach wie vor kritisch werde der mancherorts von der Sägebranche fortgesetze Expansionskurs im Bereich des schwächeren und mittelstarken Nadelstammholzes gesehen. „Wenn wir die Nachfrage in diesem Segment vollständig bedienen wollten, müssten wir in diesem Bereich ungefähr die zweieinhalbfache Menge dessen einschlagen, was nachwächst“, erklärte der Minister. Dies rühre vor allem daher, dass die Sägewerkskapazitäten in den letzten zehn Jahren deutlich ausgeweitet worden seien. Demgegenüber seien aufgrund von Sturmwürfen und Borkenkäferschäden die Nutzungsmöglichkeiten vor allem im Bereich der sehr stark nachgefragten mittelstarken Fichte erheblich eingeschränkt worden. Der prognostizierte Klimawandel werde Fichtenstammholz weiter verknappen. Beim weiteren Aufbau von Sägewerkskapazitäten im schwächeren und mittelstarken Nadelholzbereich sei Zurückhaltung zu üben.

Trockenheit, Borkenkäfer- und Sturmschäden würden den Wäldern künftig stärker als bisher zusetzen. Davon seien die verschiedenen Baumarten je nach Standort mehr oder weniger stark betroffen. Das Land habe daher verstärkt in die Klimafolgenforschung investiert. Wissenschaftler der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg untersuchten im Hinblick auf den Klimawandel die zukünftige Eignung der wichtigsten Baumarten auf unterschiedlichen Standorten und in verschiedenen Regionen des Landes.

„Wir dürfen die Augen vor den kommenden Herausforderungen nicht verschließen. Alle Akteure sind gehalten, an Lösungen für die Zukunft mitzuarbeiten“, betonte der Forstminister. So ließen sich zum Beispiel im Laubstammholzbereich noch erhebliche Nutzungspotenziale realisieren. Ziel der gesamten Branche müsse es sein, sich gemeinsam für eine verstärkte Holznutzung und eine zunehmende Holzverwendung einzusetzen. (PD)
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