"Wir sehen bei Zucker zwar eine knappe Versorgungslage, aber man kann immer noch welchen auf dem Weltmarkt bekommen", sagte ISO-Exekutivdirektor Peter Baron laut APA unter Bezug auf ein Interview mit Reuters.
"Der Preis wird deshalb auf hohem Niveau bleiben, aber nicht mehr weiter steigen. Für die nächsten Monate halte ich eine Preisspanne von 23 bis 30 US-Cent (EUR 0,165 bis 0,215) für wahrscheinlich." Indes veröffentliche die Statistik Austria die endgültigen Ergebnisse der Rübenernte in Österreich 2010. Demnach brachten die heimischen Rübenbauern auf einer Fläche von 44.841 ha (plus 2,2% nach 43.860 ha 2009) einen Ertrag von 3,131.666 t Zuckerrüben (plus 1,6% gegenüber 3,083.135 t) ein. Mit attraktiveren Konditionen will der heimische Zuckererzeuger Agrana die Rübenbauern auch 2011 zu verstärktem Anbau motivieren. An der US-Terminbörse ICE hatte sich der Zuckerpreis im zweiten Halbjahr 2010 mehr als verdoppelt. Anfang Februar war der Preis für ein Pfund Rohzucker auf ein 30-Jahres-Hoch von 36,08 US-Cent gestiegen. Zu Wochenbeginn wurde das Pfund zur Lieferung im Mai mit knapp 30 US-Cent gehandelt. Der Sprung auf das 30-Jahres-Hoch war von Überflutungen und dem Tropensturm "Yasi" im drittgrößten Exportland Australien ausgelöst worden. "Das Wetter sorgte für irreguläre Zustände am Markt", sagte Baron. Australien ist eines der vier großen Zuckerländer neben Brasilien, Thailand und Indien. "Wenn in einem dieser Länder etwas passiert, hat dies immer Auswirkungen auf den Markt", so Baron. Das gilt für beide Richtungen. "Brasilien hatte im vergangenen Jahr eine schlechte Ernte, die neue wird wieder besser ausfallen. Das wird auf den Preis drücken", prognostiziert der ISO-Chef. Gut die Hälfte des weltweit gehandelten Zuckers stammt aus dem südamerikanischen Land.
Angebot und Nachfrage sprechen für anhaltend hohe Preise Die Entwicklung von Angebot und Nachfrage spricht laut Baron für ein weiterhin hohes Preisniveau. "Der Markt ist eng, aber gesund. Die Verfügbarkeit für Exporte und die Nachfrage nach Einfuhren sind mit jeweils rund 50 Mio. t Tonnen in diesem Jahr weltweit weitgehend ausbalanciert." Die ISO rechnet laut ihrem im Februar veröffentlichten vierteljährlichen Marktausblick für das Erntejahr 2010/11 mit einem weltweiten Zuckerverbrauch von 167,849 Mio. t und einer Produktion von 168,045 Mio. t. Sollte die Nachfrage weiter ansteigen, so könnte laut Baron das Angebot Schritt halten. "Viele Flächen zur Zuckerproduktion liegen brach, dabei verdrängt Zuckerrohr keine Nahrungsmittel wie Mais." Schließlich ermuntere auch der jüngste Preisanstieg die Landwirte zum verstärkten Anbau. "Die Zuckerrübe wird in Europa wieder attraktiv."
EU wurde zum Nettoimporteur Laut heimischen Branchenbeteiligten reduzierte die letzte Zuckermarktreform der EU die europäischen Kapazitäten für die Zuckerproduktion zugunsten von Importen aus Drittstaaten um rund ein Drittel. Dies ließ die EU vom ehemaligen Nettoexporteur zum Nettoimporteur von Zucker mit einem Versorgungsgrad lediglich von gut 80% werden. Eine Verknappung des europäischen Angebots und steigende Weltmarktpreise ließen zuletzt auch in der EU mit dem Import der Verteuerung vom Weltmarkt die Zuckerpreise kräftig anziehen.
Finanzinvestoren am Rohstoffmarkt im Interesse der Zuckerwirtschaft Positives gewinnt der ISO-Chef dem vielfach kritisierten wachsenden Interesse von Finanzanlegern am Rohstoffmarkt ab. "Das ist durchaus im Interesse der Zuckerwirtschaft. Finanzinvestoren gehen dann in Zucker, wenn sie ihn für unterbewertet halten. Das stützt den Preis."
Die ISO mit Sitz in London ist eine zwischenstaatliche Organisation unter dem Dach der Vereinten Nationen. In ihren 85 Mitgliedstaaten werden nach Angaben der Organisation 81% der weltweiten Zuckerernte eingebracht. Baron leitet die ISO seit 1994, zuvor arbeitete er im deutschen Landwirtschaftsministerium. (BMLFUW/AIZ)
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