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12.02.2010 | 00:16 | Österreichische Landwirte  

Bevölkerung schätzt Bauern als Lebensmittelproduzenten

St. Pölten/Wien - Die österreichischen Bäuerinnen und Bauern sehen sich in erster Linie als Hüter von Klima, Boden und Landschaft.

Bevölkerung schätzt Bauern als Lebensmittelproduzenten
Von der Bevölkerung werden sie aber vorrangig mit Nahrungsmittelproduktion assoziiert. Dies geht aus einer Telefonumfrage von KeyQuest Marktforschung unter Landwirt(inn)en und Nicht-Bauern im Dezember 2009 hervor, die heute im Rahmen der Wintertagung 2010 von der AMA Marketing in St. Pölten präsentiert wurde. Das Image der Landwirtschaft ist laut dieser Studie geprägt durch Fleiß, Naturverbundenheit und Traditionsbewusstsein. Man ist sich auch ziemlich einig darüber, dass die Landwirte härter für ihr Geld arbeiten müssen als andere Berufsgruppen. Bei einem Verlust von Förderungen wiederum fürchten die Bauern eher um den Bestand ihrer Betriebe und damit ihrer Arbeitsplätze. Die Bevölkerung würde in diesem Fall die geringere Verfügbarkeit heimischer Produkte beklagen.


Eigen- und Fremdbild der Bauern decken sich nicht überall

Die heimischen Landwirte sehen sich laut dieser aktuellen Umfrage in erster Linie in ihrer Rolle als Klima- und Bodenschützer sowie als Erhalter der Kulturlandschaft. Erst auf Rang drei steht für sie die Versorgung der Konsumenten mit Nahrungsmitteln. Für die nicht-bäuerliche Bevölkerung wiederum steht genau diese Aufgabe der Landwirtschaft klar an erster Stelle. Bei den Funktionen "Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum" und "Tätigkeit in Vereinen" decken sich Eigen- und Fremdbild aber auf hohem Niveau. Die Bevölkerung erkennt die Bedeutung der Bäuerinnen und Bauern für den Fremdenverkehr und die Pflege der Tradition nicht im gleichen Ausmaße wie die Landwirte selbst, sie werden mit diesen Funktionen aber in starken Zusammenhang gebracht.


Fleißig und naturverbunden

Fleiß, Naturverbundenheit und Traditionsbewusstsein - das sind die Werte, für die die Menschen in der Landwirtschaft in hohem Maße bekannt sind. Dieses Bild von außen deckt sich auch mit dem Eigenbild der Betroffenen. Erst an der Eigenschaft "Tierfreundlichkeit" scheiden sich die Geister ein bisschen: Der 77 %igen Zustimmung in diesem Punkt durch die Bevölkerung stehen 85 % aus der Landwirtschaft entgegen. In einem anderen Punkt ist man sich dafür zu jeweils 71 % einig: Die Landwirtschaft ist modern und in einem noch höheren Maße sympathisch und fortschrittlich.


Landwirte übernehmen wichtige Aufgaben in der Gesellschaft

Landwirte arbeiten viel für wenig Geld und übernehmen wichtige Aufgaben in der Gesellschaft - diese beiden Aussagen stehen in beiden befragten Gruppen ganz oben in der Hierarchie der allgemeinen Aussagen über den Bauernstand, auch wenn die Zustimmung aus der Landwirtschaft wesentlich deutlicher ausfällt. Mit 70 % fast deckungsgleich ist man der Ansicht, dass Bäuerinnen und Bauern deutlich härter arbeiten müssen als andere Berufsgruppen. Die steuerlichen Vorteile des Agrarsektors werden von ihm selbst wesentlich weniger rosig gesehen als vom Rest der Bevölkerung.

Wenn es um die Zukunftsperspektiven der Landwirtschaft in Österreich geht, so stimmen Bevölkerung und Landwirte fast gänzlich überein. Rund 60 % beider Befragungsgruppen diagnostizieren für den Agrarbereich positive bis neutrale Aussichten. Wenn es um die Landwirtschaft in der EU oder sogar im Rest der Welt geht, so glaubt die heimische Bevölkerung, dass die Landwirte es in anderen Ländern zum Teil wesentlich leichter und besser haben als die Bauern im eigenen Land. Diese allerdings sehen die Situation ihrer Berufskollegen außerhalb Österreichs maximal gleich wie die eigene und zum Teil sogar schlechter.


Veränderung der Betriebsanzahl wird gut eingeschätzt

Seit dem EU-Beitritt 1995 ist die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe um rund 30% gesunken. Fast alle Bäuerinnen und Bauern schätzen diesen Rückgang mit minus 35 % etwas heftiger ein. Der Rest der Bevölkerung liegt bei seiner Einschätzung bei minus 24 %, sieht also die Entwicklung abgeschwächter. Beide Befragungsgruppen liegen in ihrer Beurteilung aber nicht weit vom tatsächlichen Wert entfernt.

Die nicht-bäuerliche Bevölkerung sieht die Auswirkungen des EU-Beitritts etwas positiver als die Landwirte selbst. Verbesserungen seit 1995 orten in erster Gruppe 27 %, unter den Bauern 16 %. Die auf beiden Seiten mit Abstand größte Gruppe meint aber, dass die Situation seit dem EU-Beitritt in etwa gleich geblieben ist. Rund ein Viertel der Befragten ortet auf beiden Seiten Verschlechterungen.


Lebensmittelpreise: Realität und Einschätzung liegen weit auseinander

In diesem Fragenkomplex gibt es zwischen den Gruppen Übereinstimmung, allerdings lediglich in der Fehleinschätzung der Realität: Die Mehrheit sowohl der Landwirte als auch der Konsumenten glaubt, dass die Lebensmittelpreise in den letzten 20 bis 30 Jahren im Verhältnis zum Einkommen gestiegen sind. Tatsächlich ist der Nettolohnindex in der Zeit von 1986 bis 2008 um 81 % gestiegen, der Verbraucherpreisindex für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke lediglich um 47 %. Damit sind Lebensmittel im Verhältnis zum Einkommen deutlich billiger geworden. Die Landwirte liegen mit ihrer Einschätzung (45 %) jedoch näher an der Realität als die übrige Bevölkerung (20 %).


Mehrheit der Bevölkerung sieht Förderungen gerechtfertigt

Rund 90 % der Landwirte halten ihre Förderungen für gerechtfertigt oder eher gerechtfertigt. Aber auch rund zwei Drittel der Bevölkerung tun das und zeigen damit überdurchschnittlich hohe Zustimmung in diesem Bereich. Im Falle des Wegfalls der Förderungen fürchten 90 % der Bäuerinnen und Bauern in erster Linie die Aufgabe vieler landwirtschaftlicher Betriebe. Aber auch die Bevölkerung sieht dies so und zwar zu immerhin 80 %. In einem Punkt sind sich beide Gruppen mit fast 80 % einig, nämlich, dass es weniger Produkte aus Österreich im Supermarkt geben könnte. 48 % der Landwirte als auch der Nicht-Bauern meinen, dass sich durch den Wegfall von Förderungen nichts ändern würde, außer, dass die Landwirte weniger verdienen. Über eine Verteuerung der Lebensmittel ist man sich zu 71 % (Landwirte) und 64 % (Bevölkerung) einig. Dass die Landschaft verwildern könnte, befürchten 87 % der Bauern und 71 % der übrigen Bevölkerung.


Solidarisierung der Bevölkerung mit "ihren" Landwirten

"Beachtlich ist in vielen Punkten die direkte oder indirekte Solidarisierung der Bevölkerung mit "ihren" Bäuerinnen und Bauern. So glauben die Österreicher etwa, dass es die heimischen Landwirte doch irgendwie schwerer haben, als deren Berufskollegen draußen in der Welt. Obwohl man die Landwirtschaft in erster Linie als Produzent von Nahrungsmitteln sieht, stellen unsere Landsleute in einem doch überraschend hohem Maß auch einen Zusammenhang zwischen Landschaftspflege und der Arbeit der bäuerlichen Betriebe her.

Gemessen an konkreten Wirtschaftszahlen schätzt die Bevölkerung die Situation der Landwirte recht klar und in vielen Punkten sehr realistisch ein. Ein kleiner Schwachpunkt nagt aber an den sonst so hervorragenden Imagewerten der heimischen Landwirte und dieser betrifft die Tierfreundlichkeit. Abgesehen davon aber kommen Eigen- und Fremdbild in sehr hohem Maße zur Deckung", fasste die Leiterin der Unternehmenskommunikation in der AMA Marketing, Hermine Hackl, die Image-Studie zusammen. (ots)
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