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17.01.2015 | 00:38 | Diskussion um regionale Spezialitäten 

Fleisch für Schwarzwälder Schinken kann schon heute aus USA kommen

Berlin - Vermeintliche Regionalprodukte sind nicht erst durch das geplante Freihandelsabkommen TTIP in Gefahr, sondern bereits heute häufig nicht so regional wie sie erscheinen.

Schwarzwälder Schinken?
(c) proplanta
Auf Anfrage der Verbraucherorganisation foodwatch bestätigt die Europäische Kommission, dass bereits heute - ohne TTIP - Schweinefleisch aus den USA zu Schwarzwälder Schinken verarbeitet werden dürfte. Und das, obwohl der Traditionsschinken das offizielle EU-Siegel der "geschützten geografischen Angabe" (kurz g.g.A) trägt.

Konkret teilte die Europäische Kommission mit: "'Schwarzwälder Schinken' ist eine geschützte geographische Angabe. Die Produktspezifikation beinhaltet keine Anforderung an die Herkunft der Rohstoffe. Somit könnte theoretisch das Ausgangsmaterial für die Herstellung (Schweinefleisch) auch aus den USA stammen." (Übersetzung aus dem Englischen durch foodwatch - englisches Original-Zitat siehe unten).

Tatsächlich muss bei den Produkten, die als "g.g.A" anerkannt sind, nur ein Teil der Produktionsschritte in der genannten Region erfolgen. Beim Schwarzwälder Schinken muss etwa das Räuchern verbindlich im Schwarzwald erfolgen, das Fleisch kommt jedoch in der Regel aus anderen Regionen. foodwatch ist nicht bekannt, ob ein Hersteller von Schwarzwälder Schinken schon einmal Schweinefleisch aus den USA verarbeitet hat.

Richtig ist jedoch: Zulässig wäre das bereits heute – die Standards für vermeintliche regionale Spezialitäten würden also nicht erst durch TTIP lax werden. Der Schwarzwälder Schinken ist da nur ein Beispiel von vielen. "Wenn ein deutscher Hersteller Schwarzwälder Schinken mit Fleisch aus den USA herstellen würde, wäre das offenbar in Ordnung - wenn die Amerikaner den Schinken gleich noch selber räuchern wollten, soll die Grenze überschritten sein. Diese absurde Debatte zeigt die ganze Scheinheiligkeit der deutschen Lebensmittelbranche beim Thema Freihandelsabkommen", erklärte foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode.

"Wenn Sigmar Gabriel, Angela Merkel oder Christian Schmidt ständig betonen, die hohen europäischen Verbraucherstandards blieben erhalten, dann wollen sie den Menschen Honig ums Maul schmieren: Die europäischen Standards sind in vielen Bereichen miserabel - was bei TTIP vollständig fehlt ist die Diskussion darüber, wie endlich bessere Standards auf beiden Seiten des Atlantiks geschaffen werden können." (PD)
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