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17.09.2010 | 10:21 | EU-Agrarpolitik  

NABU: Steuermillionen für ausgeräumte Landschaften: NABU bewertet Agrarförderung

Berlin - Anlässlich der Debatten um die Zukunft der EU-Agrarpolitik hat der NABU an Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner appelliert, ihre Blockadehaltung gegenüber einer Neuausrichtung der Agrarförderung aufzugeben.

Agrarförderung
Ein aktuelles NABU-Papier zur Bewertung der EU-Agrarsubventionen mache deutlich, dass in fast allen Landschaften Deutschlands mit Direktzahlungen des EU-Agrarhaushalts rund sechs Milliarden Euro jährlich für eine vielfach naturfeindliche oder sogar naturschädigende Landwirtschaft ausgegeben werden.

„Das aktuelle Fördersystem führt immer noch dazu, dass große Agrarbetriebe in ausgeräumten Landschaften nach dem Gießkannenprinzip Millionenbeträge für eine nicht nachhaltige Wirtschaftsweise erhalten“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Die viel zitierte Multifunktionalität der Landwirtschaft sowie die vermeintlichen Leistungen der Landwirte für die Kulturlandschaft seien in der Praxis oft nicht anzutreffen.

Das NABU-Papier zeige, dass es unzählige Agrarflächen gibt, die ohne Erbringung jeglicher Naturleistungen hohe Direktzahlungen erhalten. Ackerbewirtschaftung auf riesigen Schlägen ohne Ressourcenschutz, massiv mit Gülle versorgte, artenarme Wiesen oder klimafeindlicher Grünlandumbruch mit enorm hohen Kohlendioxid-Emissionen - das alles werde mit europäischen Direktzahlungen in Millionenhöhe finanziert. Die Landwirtschaft gelte als Hauptverursacher des Rückgangs der heimischen Tiere und Pflanzen. Besonders die Nutzungsintensivierungen und der Nährstoffeintrag in die Ökosysteme durch Düngung zerstörten ihre Lebensräume, wovon selbst Naturschutzgebiete betroffen seien.

Angesichts dieser Defizite werde nach Auffassung des NABU deutlich, dass die Argumente eines Großteils der Landwirtschaft bei näherer Prüfung unzutreffend seien und dass es keine Alternative zu einer grundlegenden Reform gebe. „Landwirte dürfen in Zukunft nur noch Fördergelder bekommen, wenn sie konkrete Leistungen für Natur und Umwelt erbringen“, so NABU-Agrarexperte Florian Schöne. Je mehr und je besser die Bauern ökologisch wertvolle Flächen erhielten, umso mehr Unterstützung sollten sie erhalten. Mit einer leistungsgerechten Bezahlung für Natur und Umwelt würde die Landwirtschaft zugleich den Ruf des reinen Subventionsempfängers verlieren. (NABU)
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