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18.07.2020 | 07:02 | Illegale Abholzung 

Brasilianische Agrarexporte: Was kommt von illegal gerodeten Flächen?

Rio de Janeiro - Etwa ein Fünftel der jährlichen Exporte von Soja und Rindfleisch aus Brasilien in die Europäische Union stehen in Zusammenhang mit illegaler Abholzung im Amazonas-Gebiet und in der Cerrado-Savanne.

Sojaexporte Brasilien
Studie: Ein Fünftel der jährlichen Exporte von Soja und Rindfleisch aus Brasilien stehen in Zusammenhang mit illegal gerodeten Flächen. (c) sima - fotolia.com
Dies geht aus einer Studie hervor, die die US-Wissenschaftszeitschrift «Science» am Donnerstag veröffentlichte. Die Studie mit dem Titel «Die faulen Äpfel der brasilianischen Landwirtschaft» untersucht anhand von mehr als 800.000 Flächen, wo illegale Abholzung in Verbindung mit Soja-Anbau und Viehzucht steht und wie viel der «faulen Äpfel» unter den Produkten in die EU gelangt.

Rund 13,6 Millionen Tonnen oder ungefähr 41 Prozent des importierten Sojas in die EU-Märkte, wo dieses etwa als Schweinefutter verwendet wird, kommen demnach jährlich aus Brasilien. Während des Untersuchungszeitraums zwischen 2009 und 2017, für den der Durchschnitt herangezogen wurde, könnten circa zwei Millionen Tonnen Soja im Jahr, die auf illegal gerodeten Flächen angebaut wurden, die EU erreicht haben, davon 500 000 Tonnen aus dem brasilianischen Amazonas-Gebiet.

Ein Dutzend Forscher aus Brasilien, den USA und Deutschland haben die Studie unter der Führung von Raoni Rajão von der Bundesuniversität von Minas Gerais erstellt. Unter anderem die Climate and Land Use Alliance, der brasilianische Rat für Wissenschaftliche und Technologische Entwicklung, die Alexander-von-Humboldt-Stiftung und das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten die Arbeit.

Die Ergebnisse erscheinen in einer Zeit, in der internationale Investoren die Abholzung zunehmend kritisieren und Brasiliens Wirtschaft unter Druck gerät. Vize-Präsident Hamilton Mourão hielt deswegen vergangene Woche eine Videokonferenz mit europäischen Investoren ab. Nach einem Medienbericht hatten 38 brasilianische und ausländische Firmen die Regierung zu konkreten Schritten gegen die Abholzung aufgerufen. Im brasilianischen Amazonas-Gebiet gab es im Juni die schlimmsten Brände für diesen Monat seit 13 Jahren.

Die Unternehmen sorgen sich offenkundig um das Image der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas. Beispielsweise treten wegen der Zerstörung des Regenwaldes bereits EU-Länder bei der Umsetzung des Freihandelsabkommens der Europäischen Union mit dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur auf die Bremse.
dpa
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