Andererseits müssen Mischfutter- und Stärkeindustrie sowie die Mühlen noch nennenswerte Mengen bis zum Anschluss an die nächste Ernte kaufen. Wann diese Nachfrage an den Markt kommt, ist genauso offen wie die Frage, mit welchem Exportvolumen die europäischen Weizenexporteure noch rechnen können.
Die internationale Konkurrenzsituation jedenfalls macht im Moment wenig Hoffnung, dass Rekordexporte wie in den vergangenen Jahren auch im Frühjahr 2012 wieder möglich sind. Deutscher Brotweizen wird es in der nahen Zukunft besonders schwer haben, denn der Preisabstand zu den Konkurrenten aus Russland, Kasachstan, Ukraine und zunehmend auch Argentinien liegt mit derzeit 20 bis 30 Dollar pro Tonne im Ursprung noch immer verhältnismäßig hoch.
Die „Treiber" in 2012 Neben fundamentalen Faktoren ist die makroökonomische Situation in Europa und der Welt die gegenwärtig stärkste Einflussgröße. Sollte sich die konjunkturelle Lage - insbesondere in den Schwellenländern - nachhaltig verschlechtern und/oder in den Finanzmärkten Verwerfungen entstehen, wird dies unweigerlich Auswirkungen auf die temporäre Nachfrage und die Stimmung in den Rohstoffmärkten haben.
Diese Unsicherheiten bestimmen letztendlich auch die in den nächsten Monaten gehandelten Preisniveaus. Bleiben wir Basis
Matif in einem Preiskorridor zwischen 170 Euro und 180 Euro? Oder korrigiert der Markt nochmals auf ein tieferes Niveau? Diese Frage wird gegenwärtig heftig diskutiert. Einen Preissprung nach oben auf eine Ebene zwischen 190 Euro und 200 Euro kann jedenfalls aus der fundamentalen Betrachtung heute realistischerweise nicht vorausgesetzt werden, allerdings auch nicht ganz ausgeschlossen werden.
Und für „Preisphantasien" über 200 Euro fehlt eine nachhaltige Neuorientierung der globalen Situation. Nur grundsätzliche Änderungen der Angebotslage, etwa in Folge substantieller Auswinterungen auf der Nordhalbkugel, Ernteproblemen der Südhalbkugel oder ein plötzlicher Nachfrageanstieg im Sog konjunktureller Strömungen kann dies leisten. Denn nur dann wird das internationale Kapital wieder massiv in Rohstoffmärkte investieren und einsetzende Trends verstärken. (agravis)