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27.03.2017 | 07:22 | Lebensmittelskandal 

Gammelfleischskandal: EU stoppt teilweise Importe aus Brasilien

Brüssel - Wegen eines Gammelfleischskandals in Brasilien hat die Europäische Union einen Importstopp für Ware aus den betroffenen Unternehmen verhängt.

Gammelfleischskandal in Brasilien
Ein Gammelfleischskandal lässt die Produktion in Brasilien einbrechen und bringt die Regierung in Not - das Land ist größter Fleischexporteur der Welt. Auch die EU ergreift nun Schutzmaßnahmen. (c) proplanta
Die EU werde Kontrollen verschärfen, sagte der Ratsvorsitzende, Maltas Premierminister Joseph Muscat. In Brasilien sollen Firmen verdorbenes Fleisch umetikettiert, teilweise gestreckt und mit Chemikalien bearbeitet haben. Gegen 21 unter Verdacht stehende Unternehmen verhängte Brasilien ein Exportverbot - das Land ist größter Exporteur der Welt. Der Importstopp der EU richtet sich gegen das Fleisch betroffener Firmen, das schon unterwegs nach Europa ist.

Unter Verdacht stehen unter anderem Geflügel- und Rindfleischfabriken von BRF und JBS, die zu den größten Fleischkonzernen der Welt zählen. China, Chile und Ägypten, die zunächst ihre Märkte ganz geschlossen hatten, lockerten den Importstopp. Wie die EU wollen sie nun nur noch Fleisch aus den 21 im Rahmen der Operation «Carne Fraca» («Schlechtes Fleisch») unter Verdacht stehenden Unternehmen abweisen. Allein die Fleischexporte in die EU machten 2016 dem Portal «O Globo» zufolge 1,75 Milliarden US-Dollar aus. Bisher kam es zu 36 Festnahmen, 1.100 Bundespolizisten sind an den Ermittlungen in Brasilien beteiligt.

Wegen eines dramatischen Nachfrageinbruchs musste JBS für mehrere Tage an 33 von 36 Produktionsstätten den Betrieb einstellen. In Deutschland ist nach Einschätzung des Bundesagrarministeriums bisher kein Gammelfleisch verkauft worden. Ihnen lägen «keine Informationen vor, dass Sendungen aus den betroffenen brasilianischen Firmen nach Deutschland gelangt seien», teilte ein Sprecher des Agrarministeriums mit. Auch aus anderen EU-Staaten gebe es laut einem Schnellwarnsystem keine Meldungen, dass gesundheitsschädliches Fleisch aufgetaucht sei.

Brasiliens Präsident Michel Temer war in den letzten Tagen bemüht, den Skandal aufklären zu lassen - der Export ist eine wichtige Stütze der heimischen Wirtschaft. Als vertrauenbildende Maßnahme lud er sogar Botschafter aus Importländern in ein Steakhaus in Brasilia ein. Die Polizei hatte bei Razzien die Betrügereien aufgedeckt und ermittelt landesweit im Rahmen der Operation «Schlechtes Fleisch».

Der Verband der Fleischwirtschaft (VdF) in Deutschland hatte nach Bekanntwerden des Skandals betont: «Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Rindfleischimporte der EU von den aktuell aufgedeckten Straftaten in Brasilien betroffen sind oder waren». Es würden nur ganze Teilstücke geliefert und keine Fleischmischungen oder mit Zutaten verarbeitete Erzeugnisse. Wegen der langen Transportdauer würden die Lieferungen direkt am Produktionsort vakuumverpackt. Zudem würden Fleischimporte einer veterinären Einfuhruntersuchung unterzogen. Deutschland bezog dem Verband zufolge zuletzt 9000 Tonnen Rind- und 21.000 Tonnen Geflügelfleisch aus Brasilien pro Jahr.
dpa
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