Die Entscheidung der Unido-Generalkonferenz in Wien am Dienstag war der letzte formelle Schritt, bevor der 66-jährige deutsche Politiker nächste Woche die Nachfolge des bisherigen chinesischen Generaldirektors Li Yong antritt.
Die in Wien ansässige Organisation beschäftigt rund 2.200 Mitarbeiter, um industrielle Sektoren in ärmeren Ländern zu stärken. Voriges Jahr wurden Entwicklungsprojekte im Wert von 178 Millionen Dollar (158 Millionen Euro) umgesetzt. Die Unido hatte seit Mitte der 1990er Jahre mit dem Ausstieg einiger finanzkräftiger Mitglieder zu kämpfen, darunter die USA, Kanada, Australien, Frankreich und Großbritannien.
«Wir brauchen ein viel stärkeres Engagement der industrialisierten Länder», sagte Müller in seiner Dankesrede in Wien. Er äußerte die Hoffnung, dass in seiner vierjährigen Amtszeit einige der ehemaligen Mitgliedsstaaten zurückkehren könnten.
Als seine wichtigsten Ziele nannte Müller den
Ausbau der nachhaltigen
Energieversorgung, der Transportinfrastruktur und der Digitalisierung. Potenzial sieht Müller unter anderem im Bausektor, in der Autoindustrie und in der Pharmabranche. Der Sohn eines
Bauern will als Unido-Chef auch für Investitionen in nachhaltige Landwirtschaft und für die faire Bezahlung der Produzenten kämpfen.
Über all diesen Plänen steht laut Müller die Aussicht auf eine wachsende
Weltbevölkerung, die Nahrung und Arbeit braucht. Es brauche konkrete Pläne zur Schaffung von «Jobs, Jobs und nochmal Jobs für Hunderte Millionen Menschen - besonders junge Menschen.»
Im September 2020 hatte Müller angekündigt, nicht mehr für den neuen
Bundestag zu kandidieren. Die Europäische Union unterstützte sein Antreten bei der Unido. Bei der Wahl zum Generaldirektor setzte er sich im Juli gegen Kandidaten aus Äthiopien und Bolivien durch.
Müller hatte Ende 2013 das Amt des Entwicklungsministers angetreten. Davor war er parlamentarischer Staatssekretär sowie Abgeordneter im Bundestag und im EU-Parlament gewesen.