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29.06.2012 | 09:35 | Bauerntag 2012 

Rukwied: Ernährung hat Vorrang vor Klimaschutz

Fürstenfeldbruck - Blümchenwiesenromantik ist seine Sache nicht. Der neue Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, will die deutschen Bauern in eine erfolgreiche Zukunft führen, und er setzt dabei nüchtern auf Marktorientierung.

Joachim Rukwied
Joachim Rukwied (c) proplanta
Die Bauernfamilien sollen Freude an ihrer Arbeit haben - aber sie müssten davon auch leben können, sagt er zu seinem Amtsantritt beim Bauertag in Fürstenfeldbruck. Die weltweite Nachfrage nach Lebensmitteln und auch die Energiewende beflügeln zwar den Absatz, doch steigende Kosten und mögliche Einschränkungen von Zahlungen aus Brüssel bei der geplanten EU-Agrarreform machen den Bauern Sorgen.

Riesige, blitzblanke Traktoren vor dem ehrwürdigen Zisterzienser-Kloster, in dem die Bauern die Weichen für die Zukunft stellen, demonstrieren Kraft und Fortschritt. Rundum werben Plakate mit strahlend roten Äpfeln und Maisfeldern für den Bauernstand und seine Produkte. Qualität muss ihren Preis haben, stellt Rukwied klar. Er will die Verbraucher animieren, höherwertige und damit höherpreisige Lebensmittel zu kaufen. In einer Erklärung fordert der Bauerntag den Lebensmittelhandel auf, speziell bei Milchprodukten die Wertschätzung nicht durch Billigstangebote zu unterlaufen.

Die weltweit größte Herausforderung sei die sichere Versorgung mit Lebensmitteln, und die komme vor dem Klimawandel, stellt Rukwied klar. Das heißt, und so hat es der Verband auch beschlossen: Die Bauern sollen nachhaltig, aber auch wachstumsorientiert wirtschaften. Die Orientierung am Markt steht für Rukwied weit oben. Den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen lehnt er entsprechend schlicht ab, weil er keinen Markt sieht.

Die Naturschutzpläne von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos im Zuge der geplanten Agrarreform lehnt Rukwied wie sein Vorgänger Gerd Sonnleitner ab. Demnach sollen die Bauern unter dem Titel «Greening» sieben Prozent ihrer Äcker zugunsten der Ökologie nicht bestellen, um volle Direktzahlungen zu bekommen. «Man will unsere wertvollen Ackerflächen stilllegen. Das lehnen wir ab», ruft Rukwied unter dem Applaus der Bauern. «Ich steh für Greening, ich betreibe Grenning bereits seit über 20 Jahren.» Es gehe dabei ja um moderne und umweltschonende Produktionsverfahren. Warum, fragt er, solle etwa eine navigationsgesteuerte Düngung nicht als Greening eingestuft werden?

Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) stellt sich in Sachen Ciolos-Plan an die Seite der Bauern und fordert Nachbesserungen. «Landwirte wollen wirtschaften und deshalb brauchen sie auch Flächen», sagt Aigner, die für den Erhalt des Brüsseler Agrarhaushalts trotz Schuldenkrise kämpfen will. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) bleibt diplomatisch: «Ich will nicht von vorneherein akzeptieren, dass wir die Interessen der Landwirtschaft und des Naturschutzes nicht unter einen Hut bringen können.»

Naturschützer rufen Rukwied in Sachen Greening zum Umdenken auf. Der Chef des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hubert Weiger, kritisiert wie die - kleine - Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) die Industrialisierung der Landwirtschaft. Die Bauern hätten nur die Alternative «wachsen oder weichen». Europas Exportorientierung gehe auf Kosten der Dritten Welt, sagt die AbL. Die Futterversorgung der Tiere wäre aus europäischem Anbau allein nicht möglich. «Wir haben eine Arbeitsteilung in der Welt», sagt Rukwied dazu. «Es gibt keinen abgeschotteten Markt Deutschland.» (dpa)
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