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28.04.2009 | 11:01 | Ausbildungssituation  

25. Spitzengespräch zur Ausbildungssituation

Stuttgart - „Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist in diesem Jahr nach wie vor hoch“, teilte Wirtschaftsminister Ernst Pfister am Montag als Ergebnis des 25. Spitzengesprächs über die Ausbildungssituation in Baden-Württemberg mit.

Auszubildende
(c) proplanta
Pfister wies außerdem auf Umfragen der Wirtschaft hin, nach denen die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen 2009 nicht wesentlich geringer ausfällt als im Vorjahr. Im Bereich Industrie und Handel wollen 15 Prozent der Betriebe mehr und ein Viertel der Betriebe weniger ausbilden, im Bereich Handwerk sind es zehn Prozent mehr und acht Prozent weniger, die ausbilden wollen. Die aktuellen Zahlen neu abgeschlossener Ausbildungsverträge Ende März 2009 weisen im Bereich von Industrie und Handel sogar einen Zuwachs um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr aus.

„Wir werden aber damit rechnen müssen, das Rekordergebnis vom letzten Jahr nicht wieder erreichen zu können. Das hängt auch mit dem Rückgang der Schulabgänger- und Altbewerberzahlen zusammen“, erläuterte der Minister. „Eine sichere Prognose über das Ausbildungsjahr 2009 ist angesichts der Einmaligkeit der wirtschaftlichen Krise allerdings derzeit nicht möglich.“ An dem vom Wirtschaftsminister geleiteten Gespräch hatten zuvor Vertreter der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, der Kammern und Verbände der Wirtschaft, der Gewerkschaften, des Kultus- und Sozialministeriums und der kommunalen Spitzenverbände teilgenommen.

Die Leiterin der Regionaldirektion Baden-Württemberg, Eva Strobel, wies darauf hin, dass die Lage am Ausbildungsmarkt bislang entspannt sei. „Die Situation beim Übergang von Schule in Ausbildung hat sich im Vorjahresvergleich nicht verschlechtert. Die Unternehmen zeigen auch in der Krise ihre Bereitschaft, auszubilden.“ Hingegen wird der Übergang von Ausbildung in Berufstätigkeit zunehmend kritisch. „Hier sind vor allem junge Männer von Arbeitslosigkeit bedroht. Sie sind es, die überwiegend im Verarbeitenden Gewerbe arbeiten und jetzt von den Auftragseinbrüchen betroffen sind“, so Strobel.

Bei Insolvenz von ausbildenden Betrieben droht der Abbruch der Ausbildung. Pfister und Frau Strobel äußerten gemeinsam: „Angesichts der kritischen Lage muss alles getan werden, um Auszubildenden aus insolventen Betrieben die Fortsetzung ihrer Ausbildung zu ermöglichen. Wir haben daher unsere Fördermöglichkeiten so aufeinander abgestimmt, dass übernehmende Betriebe einen möglichst hohen Anreiz erhalten.“ Um den betroffenen Jugendlichen die Fortsetzung ihrer Ausbildung zu ermöglichen, fördert das Wirtschaftsministerium mit dem Programm „Azubi transfer – Ausbildung fortsetzen“ die Übernahme eines Insolvenz-Azubis durch einen anderen Betrieb mit einer einmaligen Prämie von 1.200 Euro.

Seit 2008 können auch die Agenturen für Arbeit Unternehmen, die zusätzlich Auszubildende aus Insolvenzbetrieben aufnehmen, aus dem Programm „Ausbildungsbonus“ unterstützen. Die Höhe des Bonus richtet sich nach der Höhe der Ausbildungsvergütung und der Dauer der noch abzuleistenden Ausbildung. Zum Beispiel kann die Übernahme eines Friseurlehrlings, der noch zwei Jahre Ausbildung zu absolvieren hat, mit einem Bonus von rund 2.700 Euro, und die Übernahme eines Mechatronikerlehrlings mit zwei Jahren Restausbildungszeit sogar mit 3.500 Euro gefördert werden.

Neu ist, dass die Förderung des Wirtschaftsministeriums zusätzlich zur Förderung der Arbeitsagenturen in Anspruch genommen werden kann. Das Wirtschaftsministerium hat die Förderbedingung „Ausschluss der Förderung Dritter“ in seinem neuen Merkblatt, das ab 1. Mai 2009 in Kraft tritt, aufgehoben. Damit soll der Anreiz zur Übernahme gerade in der gegenwärtig schwierigen wirtschaftlichen Lage erhöht werden. Förderanträge können bei den örtlichen Arbeitsagenturen (Ausbildungsbonus) eingereicht werden. Anschließende Anträge für Azubi transfer können beim Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg eingereicht werden.

Pfister und Strobel wiesen darauf hin, dass für Auszubildende keine Kurzarbeit angeordnet werden dürfe. Trotzdem könne die Ausbildung durch Kurzarbeit im Betrieb erschwert werden. Deshalb waren sich die Teilnehmer des Spitzengesprächs einig, dass vor Ort flexible Lösungen erforderlich seien. Zum Beispiel könnte daran gedacht werden, übergangsweise Werkstätten der überbetrieblichen Berufsbildungszentren der Wirtschaft oder Lehrwerkstätten großer Unternehmen zu nutzen, um Kurzarbeitszeit zu überbrücken. Die Ausbildungsberater der Kammern stünden vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung, um individuelle Lösungen zu organisieren.

Der Wirtschaftsminister und die Vorsitzende der Regionaldirektion hoben hervor, dass trotz der gegenwärtigen Krise angesichts der demografischen Entwicklung und des daraus resultierenden Fachkräftemangels weiterhin ausgebildet werden müsse, damit die Unternehmen wettbewerbs- und innovationsfähig blieben und für den nächsten Aufschwung gut vorbereitet seien.

Wirtschaftsminister Pfister hatte zu Beginn des Spitzengesprächs die aktuelle Bilanz des Statistischen Landesamtes zum 31. Dezember 2008 vorgestellt. Demzufolge lag die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2008 mit 81.791 erneut um ein Prozent über dem bereits sehr guten Ergebnis von 2007. Diese Zahl ist die höchste seit dem Jahr 1989. Im Bereich der Industrie- und Handelskammer lag die Steigerung 2008 bei vier Prozent, im Bereich der Freien Berufe bei zwei Prozent. Handwerk (- 4 Prozent) und Landwirtschaft (- 2 Prozent) verzeichneten Rückgänge. Ende 2008 waren von 71.640 gemeldeten Bewerbern nur noch 177 ohne Perspektive. (PD)
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