Heribert Metternich, Vizepräsident der
Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, übernahm dabei die Aufgabe, pauschalen Schuldzuweisungen mit belegten Fakten zu begegnen und zur Vorbereitung der Landwirtschaft auf den
Klimawandel Forderungen auch an die Politik zu formulieren.
Die Enquete-Kommission des Landtags, so Metternich, beschäftigt sich seit einiger Zeit bereits intensiv mit den Folgen des Klimawandels in Rheinland-Pfalz. Wasserwirtschaft und Landwirtschaft hätten hier am stärksten mit Folgen zu rechnen. Zunehmende Niederschläge im Winter - auch kurzfristige Starkregenereignisse - seien Hinweise auf zunehmende Hochwassergefahren. Fehlende Niederschläge im Sommer bei ansteigenden Durchschnittstemperaturen von über zwei Grad Celsius ließen erhebliche Wasserdefizite in der Wachstumsphase für die Landwirtschaft erwarten. Vorteile bei ansteigenden Temperaturen hätten die niederschlagsreichen Mittelgebirgsregionen. Nachteile seien in Rheinhessen, am Oberrhein, zum Teil auch am Mittelrhein zu erwarten. Daher sei es positiv zu bewerten, dass sich die Wissenschaft im Dialog mit der Landwirtschaft mit diesem Thema auseinandersetzt.
Um die Diskussion mit einem objektiven Einstieg zu beginnen, wollte Vizepräsident Metternich zunächst die Frage "Ist die Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz ein Verursacher des Klimawandels?" geklärt wissen. Zur Beantwortung verwies er auf eine Studie des World Wildlife Fund (
WWF) von 2008, in der festgestellt werde, dass Deutschland seine Reduktionsziele bei Methan und Lachgas nahezu erreicht hat. Rheinland-pfälzische Rinder, so die Studie weiter, hätten einen Anteil an der gesamten Weltmethangasproduktion von nur 0,05 %, auf die EU bezogen nur 1 % und sogar auf die Bundesrepublik Deutschland bezogen nur 3,6 %. Außerdem müsse man mit dem Irrglauben aufräumen, eine extensive Produktion sei klimaschonend. Das Gegenteil sei der Fall. So fallen die Methangas-Emissionen je kg Milch deutlich ab, wenn die
Milchleistung der Kühe steigt. Metternich: "Eine hohe Leistung und eine intensive Produktion ist also klimaschonend."
Um die Landwirtschaft nicht unvorbereitet den Auswirkungen des Klimawandels auszusetzen, bedürfe es Korrekturen der politischen Rahmenbedingungen. Dazu formulierte der Kammervizepräsident in Anwesenheit von Agrarstaatssekretär Siegfried Englert sieben Forderungen an die Landespolitik
- Eine Stallbauoffensive für tierklimagerechte Bauvorhaben in der Schweine- und Rindviehhaltung.
- Orientieren von Fristen in Vorschriften, Auflagen oder Verordnungen an Vegetation und Witterungsverlauf statt am Kalender.
- Schaffen Sie bürokratische Hürden ab (insbesondere im Naturschutzrecht), damit sich Obstbauern, Winzer und Landwirte zum Beispiel mit Netzen vor Hagel schützen können!
- Schaffen von Grundlagen für eine ausreichende Wasserversorgung für die Beregnung in den Regionen mit Wasserdefiziten und Ausbau der finanziellen Förderung.
- Hochqualifizierte staatliche Beratung zu Vorsorgemaßnahmen im Hinblick auf den Klimawandel im Weinbau, aber auch in anderen Produktionsbereichen.
- Gemeinsame Nutzung der Chancen und Vorteile nachwachsender Rohstoffe im Sinne des Klimaschutzes
- Anstoß eines allgemeinen Wandels im Denken!
Mit dem letzten Punkt nahm Vizepräsident Metternich ausdrücklich die Verbraucher mit in die Pflicht. Wer sich für einen Urlaub in Rheinland-Pfalz statt für eine Fernreise entscheide, leiste ebenso einen Beitrag zum
Klimaschutz wie der Verbraucher, der auf Erdbeeren im Winter verzichte, für deren Transport etwa aus Südafrika Unmengen Treibstoff verbrannt werde. Keine gesellschaftliche Gruppe, kein Wirtschaftssektor könne hier aus der Verantwortung entlassen werden. Die Landwirtschaft sei bereit, ihren Sachverstand und ihre Erfahrung einzubringen, um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen. (lwk rlp)