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01.04.2009 | 20:45 | Agrartagungen 

Klimawandel nicht von Landwirtschaft verursacht

Bingen - Mögliche kausale Zusammenhänge von Symptomen des Klimawandels und landwirtschaftlichen Aktivitäten sowie potenzielle Auswirkungen klimatischer Veränderungen auf die Anbaubedingungen waren Schwerpunktthemen der jüngsten Agrartagung der FH Bingen.

Dürre
(c) proplanta
Heribert Metternich, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, übernahm dabei die Aufgabe, pauschalen Schuldzuweisungen mit belegten Fakten zu be­gegnen und zur Vorbereitung der Landwirtschaft auf den Klimawandel Forderungen auch an die Politik zu formulieren.

Die Enquete-Kommission des Landtags, so Metternich, beschäftigt sich seit einiger Zeit be­reits intensiv mit den Folgen des Klimawandels in Rheinland-Pfalz. Wasserwirtschaft und Landwirtschaft hätten hier am stärksten mit Folgen zu rechnen. Zunehmende Niederschläge im Winter - auch kurzfristige Starkregenereignisse - seien Hinweise auf zunehmende Hochwassergefahren. Fehlende Niederschläge im Sommer bei ansteigenden Durch­schnittstemperaturen von über zwei Grad Celsius ließen erhebliche Wasserdefizite in der Wachstumsphase für die Landwirtschaft erwarten. Vorteile bei ansteigenden Temperaturen hätten die niederschlagsreichen Mittelgebirgsregionen. Nachteile seien in Rheinhessen, am Oberrhein, zum Teil auch am Mittelrhein zu erwarten. Daher sei es positiv zu bewerten, dass sich die Wissenschaft im Dialog mit der Landwirtschaft mit diesem Thema auseinan­dersetzt.

Um die Diskussion mit einem objektiven Einstieg zu beginnen, wollte Vizepräsident Metter­nich zunächst die Frage "Ist die Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz ein Verursacher des Kli­mawandels?" geklärt wissen. Zur Beantwortung verwies er auf eine Studie des World Wildlife Fund (WWF) von 2008, in der festgestellt werde, dass Deutschland seine Reduktionsziele bei Methan und Lachgas nahezu erreicht  hat. Rheinland-pfälzische Rinder, so die Studie weiter, hätten einen Anteil an der gesamten Weltmethangasproduktion von nur 0,05 %, auf die EU bezogen nur  1 % und sogar auf die Bundesrepublik Deutschland bezogen nur 3,6 %. Außerdem müsse man mit dem Irrglauben aufräumen, eine extensive Produktion sei klima­schonend. Das Gegenteil sei der Fall. So fallen die Methangas-Emissionen je kg Milch deut­lich ab, wenn die Milchleistung der Kühe steigt. Metternich: "Eine hohe Leistung und eine intensive Produktion ist also klimaschonend."

Um die Landwirtschaft nicht unvorbereitet den Auswirkungen des Klimawandels auszuset­zen, bedürfe es Korrekturen der politischen Rahmenbedingungen. Dazu formulierte der Kammervizepräsident in Anwesenheit von Agrarstaatssekretär Siegfried Englert sieben Forderungen an die Landespolitik
  1. Eine Stallbauoffensive für tierklimagerechte Bauvorhaben in der Schweine- und Rind­viehhaltung.
  2. Orientieren von Fristen in Vorschriften, Auflagen oder Verordnungen an Vegetation und Witterungsverlauf statt am Kalender.
  3. Schaffen Sie bürokratische Hürden ab (insbesondere im Naturschutzrecht), damit sich Obstbauern, Winzer und Landwirte zum Beispiel mit Netzen vor Hagel schützen können!
  4. Schaffen von Grundlagen für eine ausreichende Wasserversorgung für die Bereg­nung in den Regionen mit Wasserdefiziten und Ausbau der finanziellen Förderung.
  5. Hochqualifizierte staatliche Beratung zu Vorsorgemaßnahmen im Hinblick auf den Klimawandel im Weinbau, aber auch in anderen Produktionsbereichen.
  6. Gemeinsame Nutzung der Chancen und Vorteile nachwachsender Rohstoffe im Sinne des Klimaschutzes
  7. Anstoß eines allgemeinen Wandels im Denken!
Mit dem letzten Punkt nahm Vizepräsident Metternich ausdrücklich die Verbraucher mit in die Pflicht. Wer sich für einen Urlaub in Rheinland-Pfalz statt für eine Fernreise entscheide, leiste ebenso einen Beitrag zum Klimaschutz wie der Verbraucher, der auf Erdbeeren im Winter verzichte, für deren Transport etwa aus Südafrika Unmengen Treibstoff verbrannt werde. Keine gesellschaftliche Gruppe, kein Wirtschaftssektor könne hier aus der Verant­wortung entlassen werden. Die Landwirtschaft sei bereit, ihren Sachverstand und ihre Erfah­rung einzubringen, um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen. (lwk rlp)
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