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03.01.2011 | 19:54 | Überflutungen 

"Rockhampton gleicht einer Insel" - Australien kämpft gegen Flut

Sydney/Singapur - Im historischen Fitzroy-Hotel im australischen Rockhampton schwappten die Wassermassen am Sonntag bereits an die Stufen, doch Hotelbesitzer Tony Higgins war gewappnet.

Hochwasser
Mochte die Stadt an der Ostküste auch nach den verheerenden Regenfällen von Wassermassen eingeschlossen sein - Higgins hatte Vorräte eingelagert und zapfte weiter Bier.

«In großen Städten zahlen die Leute Riesensummen für eine Lage direkt am Wasser», scherzte er mit Reportern. Sein Hotel liegt eigentlich zwei Parallelstraßen vom Fluss Fitzroy entfernt. Das Hotel soll Anlaufstelle für Überschwemmungsopfer bleiben. «Wir sind eine sehr stoische Gemeinschaft, jeder hilft jedem», meinte Higgins.

Rocky, wie die 75.000 Einwohner ihre Stadt liebevoll nennen, war am Sonntag in Alarmbereitschaft. «Die Lage ist ernst», warnte Bürgermeister Brad Carter. Der Highway Richtung Norden war für Leute, die weg wollten, noch offen. Ansonsten war die Stadt abgeschnitten. Flughafen, Bahnhof und alle anderen Zufahrtsstraßen waren zu und überschwemmt. Bis zu einen halben Meter hoch stand das Wasser. «Achtung: diese Zone ist überschwemmungsgefährdet» stand auf einem Schild, dessen Schriftzug gerade noch über der Wasserkante zu lesen war. «Rockhampton gleicht jetzt einer Insel», sagte Carter.

«Wir haben alles in den ersten Stock geschafft und sind jetzt bei Freunden ein paar Häuser weiter», berichtete Kevin Martin in einem Vorort von Rockhampton Fernsehreportern. «Wir haben Angst vor Plünderern.» In seinem Vorort stand das Wasser hüfthoch. Nachbarn waren mit Gummibooten unterwegs. Einer rettete ein kleines Kätzchen von einem Zaun. Einige Leute balancierten Boxen mit ihren wichtigsten Habseligkeiten auf dem Kopf und wateten aus der Überschwemmungszone.

In der Innenstadt von Rocky schaufelten Freiwillige Sand in Säcke, um zu schützen, was noch zu schützen war. Am Fluss Fitzroy mitten durch die Innenstadt gab es kein Halten mehr. Durch das Flussbett rauschen die Niederschläge, die über Weihnachten im Hinterland gefallen waren. Das Flussbett konnte die Wassermassen nicht halten. Eine Straße nach der anderen füllte sich mit Wasser. Die Behörden rechneten damit, dass 40 Prozent der Stadt überschwemmt werden. Im Fitzroy-Hotel rätselten die, die Pause vom Dauereinsatz machten, ob die Katastrophe die großen Fluten von 1918 und 1954 übertreffen wird.

Das nach den Worten eines Politikers «biblische Ausmaß» der Katastrophe wurde auf Fernsehbildern aus Helikoptern deutlich. So weit das Auge reichte, stand Land unter Wasser. In einigen Siedlungen lagen nur noch die Häuserdächer über der Wasserkante. Vereinzelt ragten Hügel aus der Landschaft, auf die sich Kühe geflüchtet hatten. Mancher Bauer hatte hunderte Stücke Vieh verloren.

Im Hinterland von Rockhampton und Brisbane ging das Wasser leicht zurück. Die Ortschaft Condamine südlich von Rockhampton war völlig geräumt worden, Bürgermeister Ray Brown kehrte als erster in die Geisterstadt zurück. «Niemand ist umgekommen, das war unsere Hauptsorge», sagte er. 50 Häuser waren nach seinen Angaben zerstört, an weiteren 32 standen Garagen und Höfe unter Wasser. Es waren die schlimmsten Überschwemmungen seit 1892.

Auch in Emerald westlich von Rockhampton begannen die Aufräumarbeiten. 1000 Häusern und 200 Geschäfte standen dort zeitweise unter Wasser. «Wir haben teilweise wieder Strom, und die Menschen beginnen, die Teppiche herauszureißen», sagte Bürgermeister Peter Maguire.

Die Überschwemmungen haben riesige Getreide- und Baumwollfelder zerstört. Die Behörden erklärten ein Gebiet von etwa einer Million Quadratkilometern zum Katastrophengebiet. Einige Kohlebergwerke wurden geschlossen. Bergwerkskonzerne wie BHP Billiton und Rio Tinto erklärten ein Desaster durch «höhere Gewalt». Das erlaubt ihnen, terminabhängige Lieferungen ohne Strafzahlungen zu verzögern. (dpa)
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