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06.05.2010 | 17:21 | Klimabeobachtung  

Klimaforschung und Politik benötigen belastbare Fakten - Wetterwarte Potsdam als Klimareferenzstation eingeweiht

Potsdam - „Für die Klimaforschung und politische Entscheidungen über Anpassungen an den Klimawandel sind jahrzehntelange Klimabeobachtungen bisher und auch künftig unverzichtbar.

Klimaforschung und Politik benötigen belastbare Fakten - Wetterwarte Potsdam als Klimareferenzstation eingeweiht
Der Deutsche Wetterdienst richtet deshalb auf Dauer ein deutschlandweites Netz von zwölf Klimareferenzstationen ein. Dazu gehört auch die Wetterwarte in Potsdam.“ Das erklärte Wolfgang Kusch, Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD), bei der Einweihung der Klimareferenzstation Potsdam. Gerade die Politik sei auf belastbare Fakten zum Klimawandel angewiesen. Denn ohne Fakten würden die notwendigen Entscheidungen in der Gesellschaft keine Akzeptanz finden. Diese Fakten liefert der Deutsche Wetterdienst. Zudem setzt der DWD langfristig auf die Beobachtung des Wetters durch den Menschen und sichert damit den Erhalt der acht Arbeitsplätze in Potsdam.

Als nationaler Wetterdienst der Bundesrepublik Deutschland unterhält der DWD deshalb knapp 2.100 Wetterwarten, Wetterstationen und Messstellen - eines der weltweit dichtesten und leistungsfähigsten Messnetze zur Wetter- und Klimabeobachtung. Das Herzstück dieses Netzes sind zwölf Klimareferenzstationen, die auch in den kommenden 100 Jahren mit einheitlicher Messtechnik und gut ausgebildeten Wetterbeobachtern die Klimaveränderungen erfassen sollen. Als Standorte, die repräsentativ für ihr landschaftliches und klimatisches Umfeld sind, hat der DWD Helgoland, Hamburg, Schleswig, den Brocken, Görlitz, Lindenberg, Aachen, Frankfurt am Main, den Hohenpeißenberg, Konstanz, den Fichtelberg und Potsdam ausgewählt.

An allen Klimareferenzstationen wird der DWD ganzjährig und rund um die Uhr die für die Klimaüberwachung zentralen meteorologischen Größen messen und beobachten. Dazu gehören der Luftdruck, verschiedene Luft- und Bodentemperaturen, die Niederschlagshöhe und Sonnenscheindauer, die relative Feuchte und die Schneehöhe. Die Referenzstationen haben zugleich die Aufgabe, die Qualität aller klimatologischen Beobachtungsreihen des DWD auch beim immer wieder notwendigen Wechsel der Messtechnik sicherzustellen. Das heißt zum Beispiel: Die Einführung eines neuen Thermometers darf nicht zu einem Sprung im Temperaturtrend aufgrund neuer Messtechnik führen.


Nur der DWD kann meteorologische Infrastruktur bereitstellen

All diese Aufgaben sind ein notwendiger Beitrag jedes nationalen Wetterdienstes zur weltweiten Klimaüberwachung. Möglich ist das nur, weil die Steuerzahler in aller Welt die Kosten dieser wichtigen Staatsaufgabe tragen und somit jahrzehntelange Klimabeobachtungen mit höchster Qualität garantierten. Kusch: „In Deutschland kann nur der DWD als nationaler Wetterdienst der Bundesrepublik Deutschland die gesamte meteorologische Infrastruktur bereitstellen. Ohne unsere Mess- und Beobachtungssysteme, ohne unsere Kommunikations- und Datenverarbeitungssysteme und ohne unsere Wettervorhersagemodelle gäbe es keine Wettervorhersagen, keine Unwetterwarnungen und keine Klimaüberwachung.“


Datenjuwel: Säkulare Klimareihe in Potsdam

Die Wetterbeobachtung in Potsdam reicht weit in die Geschichte zurück: Seit 1893 zeichnete das traditionsreiche Meteorologische Observatorium auf dem Telegraphenberg alle Wetterdaten umfassend und nahezu lückenlos auf. Bis heute werden die historischen Beobachtungsbedingungen beibehalten, um dieses Juwel unter den meteorologischen Messreihen weiterzuführen. Sowohl der Standort als auch die konventionelle Messtechnik und spezifische Beobachtungsmethodik ist unverändert geblieben. Aufgrund dieser außergewöhnlichen Beständigkeit über die Jahrhunderte trägt die Warte die Bezeichnung Säkularstation. Sie überstand trotz starker personeller Unterbesetzung die Wirren des ersten Weltkriegs und selbst als Potsdam im zweiten Weltkrieg im Mittelpunkt des Kampfgeschehens stand, führte der frühere Leiter der Säkularstation Reinhard Süring im Jahr 1945 die Beobachtungen fast ohne Unterbrechung weiter. Mit Kriegsende gehörte die Wetterwarte zur Besatzungszone der Roten Armee - nach 1950 dann zum meteorologischen Dienst der DDR. Im Zuge der Deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurde die Säkularstation Teil des Deutschen Wetterdienstes. Zum Erhalt dieser traditionsreichen Station und der säkularen Klimareihe gründete sich 2005 die Reinhard-Süring-Stiftung.

Die Entscheidung, den Standort Potsdam zur Klimareferenzstation zu machen, garantiert nun endgültig deren Fortbestand. Mit ihrer langen Zeitreihe erfüllt die Säkularstation Potsdam ein entscheidendes Kriterium für den Status einer Klimareferenzstation. Klimatologisch ist der Standort repräsentativ für die mittelbrandenburgischen Platten und Niederungen. Die neue Funktion als Klimareferenzstation ist für die Wetterwarte in Potsdam ein weiterer Meilenstein in ihrer Geschichte. Das sei, so Kusch, für die acht Mitarbeiter, die hier vor Ort diese wichtigen Aufgaben betreuen, ein Grund zur Freude - aber zugleich auch eine Verpflichtung. (dwd)
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