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09.08.2010 | 09:00 | Hochwasser 

Bad Muskau erwartet Scheitelpunkt des Hochwassers

Dresden - Bad Muskau wartet weiter auf den Scheitelpunkt des Neiße-Hochwassers.

Bad Muskau erwartet Scheitelpunkt des Hochwassers

Die Welle hatte sich über Nacht deutlich langsamer auf die Stadt zubewegt als gedacht und sollte Marktplatz, Schloss und den Fürst-Pückler-Park, eine Unesco-Welterbestätte, nun erst in den Morgenstunden erreichen, teilte der Katastrophenschutzstab des Kreises Görlitz am Montag mit. In den anderen vom Hochwasser betroffenen Regionen konnten die Menschen dagegen wieder vorsichtig aufatmen. Durch die Blitz-Flut im Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Polen kamen am Wochenende mindestens neun Menschen ums Leben. Nach Angaben des Landeshochwasserzentrums gingen die Pegelstände in den schwer getroffenen sächsischen Städten wie Görlitz oder Zittau in der Nacht zum Montag weiter zurück. Dort konnten viele Menschen auch in ihre Häuser zurückkehren.

Schon am Abend hatte Bad Muskau stellenweise «Land unter» gemeldet. Der Versuch, eine Bundesstraße mit Sandsäcken zu schützen, wurde abgebrochen. Der ursprünglich schon für den Sonntagnachmittag erwartete Höchststand des Wassers ließ jedoch auf sich warten und stellte die Nerven der Anwohner und Helfer damit auf die Probe. Mehrfach wurden die Prognosen korrigiert.

Dass die befürchtete Welle sich verzögert habe, sei nicht als Entwarnung zu sehen, stellte Gerlind Walter vom Katastrophenschutzstab klar. «Das Wasser ist ja immer noch da», sagte sie. Auf etwa 6,50 Meter könne die Neiße in der Stadt anschwellen. Normal sei etwa ein Meter. Man hoffe aber, den Marktplatz und das Schloss weitgehend schützen zu können. «Alles, was möglich war, wurde gemacht», sagte sie. Nun könnten die Helfer nur noch abwarten. Der Pückler-Park werde wohl trotz allem überflutet werden. Auch Dammbrüche seien nicht auszuschließen. Aus den besonders tief liegenden Gegenden waren die Menschen schon am Abend in Sicherheit gebracht worden.

Die Neiße war in der Nacht zum Sonntag nach einem Dammbruch in Polen rasend schnell angestiegen, der Pegel in Görlitz binnen drei Stunden um vier Meter geklettert. In der Sächsischen Schweiz waren kleinere Flüsse aus den Bergen über die Ufer getreten, es gab massive Überschwemmungen in einzelnen Orten. Der daraufhin ausgelöste Katastrophenalarm wurde inzwischen nach und nach wieder aufgehoben, bestand in einigen Regionen aber auch in der Nacht zum Montag noch.

Die reißenden Fluten hinterließen erhebliche Zerstörungen, das Ausmaß der Schäden ist noch unbekannt. Teilweise fielen Strom und Wasser aus, der Schulunterricht in den betroffenen Gegenden wurde abgesagt. Bahnstrecken wurden unterbrochen, sollten teilweise am Montagmorgen aber wieder befahren werden. In Polen war die 18.000-Einwohner-Stadt Bogatynia besonders schwer betroffen. Mehrere Häuser stürzten dort ein. Auch in Teilen von Zgorzelec, der Nachbarstadt von Görlitz, stand das Wasser zwischen den Häusern. In Tschechien mussten ebenfalls tausende Menschen am Wochenende in Notquartieren übernachten, nachdem mehrere Ortschaften überflutet worden waren. Etliche wurden mit Hubschraubern von den Dächern ihrer Häuser gerettet und in Sicherheit gebracht - unter anderem von Luftrettern aus Deutschland.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) kündigte für Montag einen Besuch in Bautzen an, wo er sich ein Bild von der Lage machen will. Sachsens Regierungschef Stanislaw Tillich, Innenminister Markus Ulbig und Umweltminister Frank Kupfer (alle CDU) waren schon am Sonntag in die betroffenen Regionen gefahren, um sich persönlich zu informieren. Der Freistaat Sachsen und das Rote Kreuz richteten Spendenkonten ein.

Brandenburg bereitet sich derweil auf die Ankunft der Welle aus Sachsen vor. Die Behörden verzeichneten aber noch eine ruhige Nacht. Die Fachbereichsleiterin Sicherheit beim Landkreis Spree-Neiße, Marlies Kulka, sagte, sie rechne damit, dass für die Spree oberhalb der Talsperre Spremberg im Tagesverlauf Alarmstufe 3 oder sogar die höchste Stufe 4 erreicht werde. Über Nacht wurde Stufe 2 überschritten. Eine akute Lage wie in Sachsen gebe es aber noch nicht, hieß es aus dem Lagezentrum des Innenministeriums. (dpa)

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