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16.06.2013 | 19:15 | Hochwasserlage 

Deiche gesprengt, Schiffe versenkt

Fischbeck/Magdeburg - Mit einer einzigartigen Aktion haben Einsatzkräfte in Sachsen-Anhalt das Hochwasser der Elbe eingedämmt.

Elbe-Hochwasser 2013
(c) Michael Söckneck - fotolia.com
Vor einem gebrochenen Deich bei Fischbeck versenkten sie am Wochenende drei Schiffe, um das etwa 90 Meter lange Leck zu schließen. Der riskante Einsatz zeigte Wirkung: «Wir sind sehr zufrieden, dass das funktioniert hat», sagte eine Sprecherin der Krisenstabes am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Die Lücke im Deich sei «so gut wie geschlossen».

Die überflutete Fläche sei innerhalb von 24 Stunden um fünf Quadratkilometer geschrumpft. 145 Quadratkilometer stehen im Elbe-Havel-Winkel aber noch immer unter Wasser. Dort hat sich das Hochwasser in ein Gebiet von etwa 10 mal 20 Kilometern ergossen. 10.000 Menschen sind betroffen, mehr als 8.000 mussten nach Angaben des Krisenstabes ihre Wohnungen verlassen.

Experten hatten am Sonntag vor dem gebrochenen Elbdeich das dritte Schiff versenkt. Von Hubschraubern sollten bis zum Einbruch der Dunkelheit weiter Sandsäcke zur endgültigen Abdichtung des Lecks abgeworfen werden. Schon am Samstag waren zwei Schubkähne zu der Stelle bugsiert und gesprengt worden. Der dritte Kahn wurde am Sonntag vor der verbliebenen 20-Meter-Lücke geflutet.

Weiter südlich versuchten Einsatzkräfte derweil mit aller Gewalt, das Gegenteil zu erzielen. Gleich zweimal wurde der Saaledeich bei Breitenhagen (Salzlandkreis) gesprengt. Durch die entstandene rund 60 Meter breite Öffnung liefen die gewaltigen Wassermassen, die die Region überflutet haben, nun schneller zurück in den Fluss, hieß es.

Noch immer sind Tausende Menschen in den Hochwassergebieten ohne Wohnung. Am Samstag mussten die Menschen in den Orten Jederitz und Kuhlhausen wegen des gebrochenen Deichs bei Fischbeck ihre Wohnungen verlassen. Häuser ragen vielerorts wie Inseln aus den Fluten, Straßen sind überschwemmt, unzählige Helfer kämpfen an den aufgeweichten Dämmen gegen die Fluten.

Am Elbe-Havel-Winkel bei Fischbeck hatten am Samstagmorgen zunächst Taucher den Boden am Deichbruch inspiziert. Anschließend wurden Panzersperren und Netze mit Steinen per Hubschrauber zu der Stelle geflogen. Am Abend bugsierte dann ein Schiff die zwei Schuten - Kähne ohne eigenen Antrieb - an den Deich, wo sie per Sprengung versenkt wurden. Sandpakete verhinderten das Abtreiben. Das Land hatte die Kähne vorher eigens zu diesem Zweck gekauft.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte nach der Sprengung: «Es war eine extrem schwierige und gewagte Aktion. Aber wir mussten handeln und das Menschenmögliche versuchen, um die Wassermassen aufzuhalten. Kapitän Thomas Peter sagte: «So eine Aktion haben wir vorher noch nicht gemacht.»

Nicht nur die Bewohner der Hochwasserregionen schauen mit bangen Blicken auf die Überschwemmungen. Bei den Landwirten habe die aktuelle Flutkatastrophe größere Schäden als das Hochwasser 2002 angerichtet, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) bei einem Besuch am Samstag im Salzlandkreis. Die entstandenen Schäden lägen bereits bei knapp 100 Millionen Euro.

In anderen Teilen des Landes entspannte sich bei sinkenden Pegelständen hingegen die Lage. Im Burgenlandkreis wurde zumindest in den Orten Aken, Susigke, Reppichaus, Chörau, Mennewitz, Trebbichau und Obselau, im Landkreis Börde in den Orten Heinrichsberg und Glindenberg am Samstag die Evakuierung aufgehoben, wie die Katastrophenschutzstäbe der Landkreise mitteilten.

In Magdeburg, wo die Alarmstufe 4 bereits seit Freitag nicht mehr gilt, entsorgten Hunderte Helfer am Schleinufer Sandsäcke. Das Klinikum in den Pfeifferschen Stiftungen nahm nach eigenen Angaben am Samstag seinen Betrieb wieder auf. In Halle stapelt sich nun durchnässter Sperrmüll. (dpa)
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