Auch der Juni 2020 zeigt deutlich die Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte und die scheinbaren Widersprüche, die sich zwischen dem subjektivem Empfinden und der langfristigen statistischen Einordnung ergeben.
„Im Vergleich zum Durchschnitt der letzten 30 Jahre war der Juni 2020 im Tiefland Österreichs um 0,3 Grad zu kühl. Das entspricht dem Gefühl vieler Menschen. Trotzdem haben wir einen der 40 wärmsten Juni-Monate der 254-jährigen Messgeschichte erlebt", sagt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).
„Denn seit den 1990er-Jahren ist es in Österreich massiv wärmer geworden. Ein heute etwas zu kühler Monat liegt deutlich über den Normalwerten vor einigen Jahrzehnten. Zum Beispiel war der Juni 2020 um 1,5 Grad wärmer als ein durchschnittlicher Juni im Zeitraum 1961 bis 1990."
Die fünf wärmsten Juni-Monate der Messgeschichte stammen fast durchwegs aus der jüngsten Vergangenheit: 2019, 2003, 2017, 1811, 2002 (in der Reihung Platz 1 bis 5).
Sonnenärmster und regenreichster Juni der letzten Jahre
Den subjektiven Eindruck eines „eher schlechten" Junis bestätigen auch die Auswertungen von Sonnenscheindauer und Niederschlag. Über die gesamte Fläche Österreichs gesehen gab es um 30 Prozent mehr Regen als in einem durchschnittlichen Juni und um 13 Prozent weniger Sonnenstunden (jeweils im Vergleich zum Klimamittel 1981-2020). Es war somit der trübste Juni seit dem Jahr 2009 (damals 14 Prozent weniger Sonnenstunden als im Mittel) und der nasseste Juni seit dem Jahr 2016 (damals 37 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel).
Vorsprung der Natur derzeit bei rund einer Woche
Die relativ verhaltenen Temperaturverhältnisse im Juni 2020 verzögerten die Entwicklung der Natur weiter. Durch den extrem milden Jahresbeginn trieben heuer viele Pflanzen um zwei bis drei Wochen früher aus als im vieljährigen Durchschnitt. Durch die Kaltlufteinbrüche Ende März bis Anfang April lag der Vorsprung der Natur Ende Mai bei etwa ein bis zwei Wochen. Jetzt, Ende Juni, liegt der Vorsprung gegenüber einem durchschnittlichen Jahr bei rund einer Woche.
Der Schwarze Holunder ist verblüht, die grünen Beeren auf den Dolden streben ihre endgültige Größe an. Frühe Kirschsorten erreichten die Fruchtreife teilweise schon im Mai. Kirschen und Rote Johannisbeere werden mit diversen anderen Beerenfrüchten in den Gärten geerntet. An manchen Bäumen färben sich die Marillen bereits orangerot.
Der Juni 2020 im Detail
Temperatur
Verglichen mit dem Juni des vergangenen Jahres (der wärmste Juni der Messgeschichte in Österreich) war der Juni 2020 deutlich kühler, aber immer noch ein wenig wärmer als das klimatologische Mittel. Im Flächenmittel war der Juni 2020 um 0,5 °C wärmer als das Mittel 1981-2010 (HISTALP-Tieflanddatensatz).
Im hochalpinen Bereich des Landes war der Juni um 0,2 °C wärmer als ein durchschnittlicher Juni im Beobachtungszeitraum 1981-2010. Beim Vergleich des Temperaturverlaufes im Juni mit dem Mittel der vergangenen 30 Jahre (Mittel 1990-2019) war der Juni hingegen im Tiefland um 0,3 °C und auf den Bergen um 0,6 °C kälter.
Im Vergleich zur Klimaperiode 1961-1990, die noch relativ unbeeinflusst ist vom einsetzenden Erwärmungstrend am Beginn der 1990er Jahre, war der Juni um 1,5 °C wärmer. Der Juni 2020 belegt insgesamt einen Rang unter den 40 wärmsten Junimonaten der Messgeschichte.
In Vorarlberg, Tirol und im Großteil Kärntens sowie in Teilen des Weinviertels, in Wien und im Wienerwald lagen die Abweichungen der Lufttemperatur zum Mittel 1981-2010 zwischen -0,5 °C und +0,5 °C. In allen anderen Landesteilen war der Juni um 0,5 bis 1,5 °C wärmer als das klimatologische Mittel. Punktuell war es um bis zu 1,7 °C wärmer.
Die Anzahl der Sommertage (Tmax >=25°C) und heißen Tage (Tmax >=30°C) lag im Großteil Österreichs etwas unter einem durchschnittlichen Juni im Bezugszeitraum 1981-2010.
Niederschlag
Durch die rege Tiefdrucktätigkeit über Mitteleuropa fiel in diesem Juni in Österreich, verglichen mit einem durchschnittlichen Juni, deutlich mehr Niederschlag. Im Flächenmittel war der Juni 2020 um 30 Prozent niederschlagsreicher als ein durchschnittlicher Juni im Bezugszeitraum 1981-2010. Damit ist er der regenreichste Juni seit dem Jahr 2016, indem es um 37 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel gab.
In den zentralen Regionen des Landes, wie Salzburg, südliches Oberösterreich und der Steiermark entsprachen die Niederschlagsmengen mit Abweichungen zum vieljährigen Mittel von -25 bis +25 Prozent in etwa einem durchschnittlichen Juni.
In Vorarlberg, Tirol, im südlichen Kärnten, im Burgenland, Niederösterreich, Wien und im Nordwesten und Norden Oberösterreichs erreichten die Anomalien zum Mittel +25 bis +75 Prozent. In Teilen des Wald-, Wein- und Mostviertels sowie im Seewinkel fiel in diesem Juni um 75 bis 125 Prozent mehr Regen.
Durch einige starke gewittrige Regenschauer kam es auch immer wieder zu unwetterbedingten Schäden in Österreich. An der Wetterstation in Gleisdorf (St, 377 m) fiel am 29.6.2020 binnen zwei Stunden eine Regenmenge von 90 Millimeter. So viel Regen in so kurzer Zeit gab es seit Beginn der automatisierten minütlichen Messung an dieser Station im Jahr 2007 noch nie.
Sonne
Der Juni 2020 war nicht nur überdurchschnittlich niederschlagsreich sondern auch ausgesprochen trüb. Insgesamt gab es im österreichischen Flächenmittel um 13 Prozent weniger direkten Sonnenschein. Damit ist der Juni 2020 der sonnenärmste seit dem Juni 2009, der nochmals um ein Prozent weniger Sonne in Österreich brachte.
Die geringe Ausbeute an direktem Sonnenschein war in diesem Monat mit Abweichungen von -10 bis -30 Prozent relativ gleich verteilt. Stellenweise, wie im Inn- und Mühlviertel sowie im unteren Inntal und rund um Graz, entsprach die Sonnenscheindauer dem klimatologischen Mittel oder lag nur leicht darunter (bis zu -10 Prozent).
Juni 2020: Übersicht Bundesländer
VorarlbergNiederschlagsabweichung 51 %
Temperaturabweichung 0.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -16 %
Temperaturhöchstwert Bludenz (571 m) 28.9 °C am 26.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Lech (1.442 m) -0.1 °C am 1.6.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Schoppernau (839 m) 3.5 °C am 1.6.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Bregenz (424 m) 17.2 °C, Abw. -0.1 °C
höchste Sonnenscheindauer Rohrspitz (395 m) 197 h, Abw. k.A.
TirolNiederschlagsabweichung 38 %
Temperaturabweichung +0.1 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -18 %
Temperaturhöchstwert Innsbruck-Uni. (578 m) 32.1 °C am 27.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Brunnenkogel (3.437 m) -6.3 °C am 5.6.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Ehrwald (982 m) 3.1 °C am 2.6.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Innsbruck-Uni. (578 m) 17.3 °C, Abw. +0.1 °C
höchste Sonnenscheindauer Patscherkofel (2251 m) 173 h, Abw. -4 %
SalzburgNiederschlagsabweichung 3 %
Temperaturabweichung +0.5 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -18 %
Temperaturhöchstwert Salzburg/Freis. (419 m) 30.5 °C am 28.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Sonnblick (3.109 m) -4.3 °C am 5.6.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Radstadt (835 m) 1.7 °C am 2.6.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Salzburg/Freis. (419 m) 17.3 °C, Abw. +0.1 °C
höchste Sonnenscheindauer Salzburg-Flugh. (430 m) 181 h, Abw. +2 %
OberösterreichNiederschlagsabweichung 34 %
Temperaturabweichung +0.7 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -9 %
Temperaturhöchstwert Braunau (382 m) 31.9 °C am 28.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Dachstein-Gletscher (2.520 m) -2.8 °C am 1.6.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Freistadt (539 m) 4.0 °C am 2.6.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Linz (262 m) 18.4 °C, Abw. +0.5 °C
höchste Sonnenscheindauer Hörsching (298 m) 206 h, Abw. -5 %
NiederösterreichNiederschlagsabweichung 60 %
Temperaturabweichung +0.6 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -16 %
Temperaturhöchstwert Hohenau/March (154 m) 32.5 °C am 28.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Rax/Seilbahn (1.547 m) 1.6 °C am 1.6.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Klausen-Leopoldsd. (389 m) 3.6 °C am 2.6.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Groß-Enzersdorf (154 m) 19.1 °C, Abw. +0.5 °C
höchste Sonnenscheindauer Wr. Neustadt (275 m) 196 h, Abw. -11 %
WienNiederschlagsabweichung 66 %
Temperaturabweichung +0.3 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -15 %
Temperaturhöchstwert Wien-Innere Stadt (177 m) 32.9 °C am 28.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel) Wien-Jubiläumsw. (450 m) 8.0 °C am 1.6.
Temperaturtiefstwert Wien-Mariabrunn (225 m) 6.4 °C am 2.6.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Wien-Innere Stadt (177 m) 19.9 °C, Abw. +0.1 °C
höchste Sonnenscheindauer Wien-Innere Stadt (177 m) 203 h, Abw. -15 %
BurgenlandNiederschlagsabweichung 63 %
Temperaturabweichung +0.7 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -11 %
Temperaturhöchstwert Andau (118 m) 32.5 °C am 28.6.
Temperaturtiefstwert B. Tatzmannsdorf (347 m) 6.4 °C am 2.6.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Andau (118 m) 19.8 °C, Abw. +0.5 °C
höchste Sonnenscheindauer Güssing (215 m) 214 h, Abw. k.A.
SteiermarkNiederschlagsabweichung 0 %
Temperaturabweichung +0.7 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -17 %
Temperaturhöchstwert B. Radkersburg (207 m) 31.6 °C am 28.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Schöckl (1.443 m) 2.5 °C am 1.6.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Neumarkt (869 m) 4.6 °C am 12.6.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur B. Radkersburg (207 m) 19.3 °C, Abw. +1.1 °C
höchste Sonnenscheindauer Graz Uni. (367 m) 205 h, Abw. -8 %
KärntenNiederschlagsabweichung 25 %
Temperaturabweichung +0.4 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -17 %
Temperaturhöchstwert St.Andrä/Lav. (403 m) 32.2 °C am 28.6.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Villacher Alpe (2.117 m) 0.1 °C am 1.6.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Weitensfeld (704 m) 2.8 °C am 2.6.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Pörtschach (450 m) 18.4 °C, Abw. +0.5 °C
höchste Sonnenscheindauer Klagenfurt (450 m) 203 h, Abw. -10 %
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