Davor warnen Experten des US-Programms zur Korallenriff-Beobachtung
http://coris.noaa.gov. Kühlt die Oberflächentemperatur der Weltmeere, die im Juni den Höchststand der Geschichte der Messungen erreichte, nicht bis Oktober ab, könnte das binnen kurzer Zeit zum Zusammenbruch vieler Korallenriffe führen. "Wir fürchten, dass die laut Prognosen bis Oktober anhaltenden, hohen Ozeantemperaturen die angespannte Lage der Korallenriffe weiter verschärfen", so Mark Eakin, der Koordinator des Korallenriff-Programms.
Korallen erbleichen, wenn sie etwa durch andauernd hohe Meerestemperaturen in Stress versetzt werden. Sie stoßen dabei Mikroalgen aus, die in ihrem Gewebe in einer Symbiose leben. Beim Verlust dieser Algen verliert das Gewebe an Farbe und lässt sie weiß aussehen. Dauert der Bleichungsvorgang mehr als eine Woche, kann das zum Tod der Korallen führen und ganze Lebensräume für eine längere Epoche verschwinden lassen. Folgen hat das nicht zuletzt für die Wirtschaft der Anrainerstaaten und für den Tourismus. Um einer drohenden Bleichung entgegenzusteuern, könnte es zum Verbot bestimmter Aktivitäten kommen, wie etwa Tauchen, Schifffahrt oder Freizeit-Fischerei. "Damit kann den Korallen ein gewisses Maß an Stress genommen werden, der durch die hohen Meerestemperaturen ohnehin besonders hoch ist", erklärt Eakin.
In einer Karte verzeichnen die Forscher die Ozeanregionen, die heuer am meisten von der Bleichung bedroht sind. Besonders gefährdet sind Korallen der östlichen Karibik rund um die kleinen Antillen, im Golf von Mexiko sowie an der Karibikküste Nicaraguas. Hitzebedingter Stress könnte auch den Korallen zwischen den nördlichen Marianeninseln und Japan bevorstehen. Zuspitzen könnte sich die Lage auch noch zusätzlich durch das Klimaphänomen El Niño, das bisher in der Prognose noch nicht berücksichtigt werden konnte. Das Ausmaß der Bleichung könnte das von 2005 erreichen oder sogar noch überbieten, warnen die Forscher. Damals verzeichneten die karibischen Korallen ihr bisher schlimmstes Bleichungs- und Erkrankungsjahr überhaupt. In manchen Regionen wurden damals 90 Prozent der Korallen entfärbt, was bei mehr als der Hälfte der betroffenen Riffe zum Absterben führte. (pte)