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05.09.2009 | 16:21 | Klimaforschung 

Flüsse und Seen als Klimafaktoren erkannt

Wien - Die Klimaforschung täte gut daran, die Rolle der Binnengewässer für den Kohlendioxid(CO2)-Ausstoß stärker zu berücksichtigen.

Fluß
(c) proplanta
Zu diesem Schluss kommen Binnengewässer-Experten der Universität Wien gemeinsam mit Kollegen der Universitäten Uppsala und Antwerpen sowie vom Stroud Water Research Center in den USA in der Fachzeitschrift "Nature Geoscience". Durch den Vergleich bisheriger Studien erstellten die Forscher erstmals Zahlenmaterial zur Bedeutung der globalen Binnengewässer für den Kohlenstoff-Kreislauf. "Sichtbar wurde dabei die Brisanz des Themas. Flüsse und Seen spielen für den Kohlenstoff eine wichtige Rolle. Sie wurden jedoch bisher kaum beachtet, da man sie aufgrund ihres geringen Anteils von einem Prozent an der Kontinentaloberfläche für vernachlässigbar hielt", berichtet Studienleiter Tom Battin im pressetext-Interview.

Klimamodelle untergliedern den globalen Kohlenstoff-Kreislauf stets in einen marinen und kontinentalen Teil. Letzterer habe bisher stets eine Lücke beinhaltet, so der Wiener Limnologe. "Man konzentrierte sich immer nur auf den Kohlenstoff, der von der terrestrischen Vegetation wie etwa dem Waldboden aufgenommen wurde. Bäche, Flüsse und Seen wurden nie mit einbezogen." Von den 9,1 Mrd. Tonnen Kohlenstoff, die wir Menschen Jahr für Jahr durch Verbrennung fossiler Treibstoffe und Landnutzung produzieren, wird etwa ein Viertel in der Vegetation gespeichert und nach dem Absterben der Pflanzen als Humus im Erdboden gelagert. Hier ist jedoch nicht Endstation im Kohlenstoff-Kreislauf. "Ein gewisser Prozentsatz des Kohlenstoffs gelangt über Grundwasser und durch starke Regenfälle in die Binnengewässer. Dort wird ein Teil in Sedimenten gespeichert, während ein weiterer in die Meere und Ozeane befördert wird."

Andererseits stoßen Binnengewässer einen Teil der empfangenen Kohlenstoffe auch selbst in Form von CO2 und Methan (CH4) aus. "Ihr CO2-Ausstoß in die Atmosphäre entspricht mehr als zehn Prozent der Emissionen aus fossilen Brennstoffen, was bisher nicht in der Berechnung der weltweit untersuchten 'missing sinks' berücksichtigt wurde. Wir gehen davon aus, dass diese Zahl eine noch konservative Schätzung ist und weiter nach oben revidiert werden muss", so Battin. Wichtig seien diese Erkenntnisse besonders im Hinblick auf die heurige Klimakonferenz in Kopenhagen. "Das derzeit gültige, in Kyoto abgeschlossene Klimaabkommen erwähnt Binnengewässern noch mit keiner einzigen Zeile. Ohne deren Berücksichtigung ist jedoch jedes Klimamodell ungenau. Es wäre wichtig zu erforschen, wie man Binnengewässer managen sollte, um die CO2-Aufnahme zu optimieren und somit die Kohlenstoffsenke nachhaltig zu gestalten." (pte)
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