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11.03.2009 | 17:07 | Meeresforschung im Pazifik 

Extrem wenig Sauerstoff im Pazifik vor Peru - Expedition beendet

Kiel - Meeresforscher haben im Pazifik vor der Westküste Südamerikas extrem sauerstoffarme und damit lebensfeindliche Zonen untersucht.

Meeresforschung
(c) proplanta
Vor Peru fanden sie schon fünf Meter unter der Wasseroberfläche keinen freien Sauerstoff mehr und stellten in der sogenannten Wassersäule hoch giftigen Schwefelwasserstoff fest. Darüber berichteten am Dienstag Kieler Wissenschaftler, die an einer viermonatigen Expedition im Ostpazifik teilgenommen hatten.

Einer der Fahrtleiter, Prof. Martin Frank, sprach von extremen Bedingungen, auf die das Wissenschaftlerteam aus Deutschland, Peru, Ecuador, Venezuela, China, Neuseeland, Russland und Italien von Oktober bis Februar besonders südlich von Lima gestoßen waren. Vor Peru und Ecuador erstreckt sich die weltweit größte «Sauerstoffminimumzone». Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich solche Gebiete infolge des Klimawandels noch vergrößern könnten - mit möglicherweise massiven Folgen für das marine Ökosystem. Auch im Ostatlantik und im nördlichen Indischen Ozean gibt es solche Zonen.

Die teilweise extreme Sauerstoffarmut steht nur scheinbar in Widerspruch zu den vielen Delfinen, Walen und Seelöwen, die gerade auf den Küstengewässern vor Peru oft in großer Zahl zu beobachten sind. «Die großen Meeressäuger finden nur in den obersten Metern des Ozeans Nahrung. Deshalb sind sie so häufig zu sehen», sagte Franks Kieler Kollege Lothar Stramma vom Institut für Meereswissenschaften. Im Vergleich mit Daten aus dem Jahr 1993 stellten die Wissenschaftler wie erwartet fest, dass der Sauerstoffgehalt im Bereich um den Äquator weiter abgenommen hat. Weiter südlich ergaben Messungen aber überraschend eine Zunahme.

Auf eine weitere Überraschung stießen Mikrobiologen: Sie maßen nicht nur nahe der Oberfläche, wo das Plankton lebt, hohe Chlorophyll-Werte, sondern ein zweites Mal in Tiefen um 100 Meter - mitten im «Sauerstoffminimum». Vermutlich existiert dort eine Gemeinschaft von bisher faktisch unbekannten Blaualgen, die Photosynthese betreiben. Fehlender Sauerstoff bedeute nicht unbedingt, dass in solchen Zonen kein Leben möglich ist, sagte der Kieler Meeresforscher Olaf Pfannkuche. «"Es gibt dort ein anderes Leben.»

«Die fast viermonatige Expedition mit dem Forschungsschiff 'Meteor' hat die bisher umfassendsten Datensätze zum Arbeitsschwerpunkt Sauerstoffminimumzonen gesammelt», bilanzierte der Sprecher des Klima-Sonderforschungsbereiches, Prof. Douglas Wallace, der sich in Kiel mit biogeochemischen Wechselwirkungen im tropischen Ozean befasst.

Es wird mehrere Jahre dauern, bis die Fülle von Messdaten analysiert und ausgewertet ist. Das Ziel besteht darin, die Sauerstoffminimumzonen besser zu verstehen und Zusammenhänge zur Entwicklung des Lebens im Meer sowie des Klimas abzuleiten. Und die Wissenschaftler bekommen ständig Daten-Nachschub: Sie haben im Ostpazifik zehn sogenannte Floats ausgesetzt - Geräte, die in 400 und 1.000 Meter Tiefe Temperatur, Salzgehalt sowie Sauerstoff messen und die Ergebnisse über Satellit nach Kiel senden. (dpa)
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